Infoblatt Varusschlacht


Geschichte und Ort der Varusschlacht



Varusschlacht bei Kalkriese. Die Stelen links markieren die Lage des Germanenwalls, die Stahlplatten rechts die Marschroute der Römer. (Uhlenbrock)

In Kalkriese, einem Ortsteil der Stadt Bramsche im Landkreis Osnabrück, fand 9 n. Chr. die Varusschlacht statt. Schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es Spekulationen, dass es sich bei der Kalkrieser-Niewedder-Senke um den Schauplatz der Varusschlacht im Teutoburger Wald handeln könnte. Die Kalkrieser-Niewedder Senke liegt auf der Grenze zwischen dem Norddeutschen Tiefland und dem Weserbergland; auf der einen Seite das Große Moor, auf der anderen Seite der Kalkrieser Berg.


Die Geschichte

Seit 7 n. Chr. war Publius Quinctilius Varus Statthalter in Germanien. Das Land war damals fast vollständig von römischen Truppen besetzt. Varus versuchte, das Gebiet zwischen Rhein und Elbe zu romanisieren und in den Status einer römischen Provinz zu überführen. Seine wichtigsten Aufgaben waren das Schlichten innergermanischer Streitigkeiten und die Einführung des römischen Rechts- und Tributsystems. In seiner Begleitung befand sich unter anderen germanischen Adeligen auch der Cheruskerfürst Arminius. Wie üblich war Varus im Spätsommer mit seinem gesamten Heer und Gefolge auf dem Rückweg in die Winterquartiere an der Lippe oder am Rhein. Im Gebiet der Cherusker nahe der Weser erreichte ihn die Nachricht über einen Aufstand in einer Gegend, die durch seinen Weg eigentlich nicht berührt worden wäre. Er beschloss, einen Umweg zu machen, um diese – vorgetäuschte – Revolte niederzuschlagen. Auf dem Weg zu der vermeintlichen Revolte wurden die Römer von heimlich zusammengerufenen Kriegern der Cherusker, Brukterer, Marser und Chatten unter Führung des Arminius angegriffen, der sich kurz vorher vom römischen Heer abgesetzt hatte. In der Gegend von Kalkriese gerieten die Römer in einen Hinterhalt und wurden vernichtend geschlagen. Die römische Armee verlor drei Legionen, mehr als 10.000 Menschen starben. Noch auf dem Schlachtfeld nahm sich Varus das Leben. Diese Niederlage der Römer ging als "Varusschlacht“ in die Geschichte ein.


Kalkriese oder Detmold?

Über den tatsächlichen Ort der Varusschlacht existieren etliche hundert Theorien. Auch die Gegend um Detmold am Teutoburger Wald hat man lange in Betracht gezogen. Hier wurde im Jahre 1875 zum Gedenken an den Sieg der Germanen das Hermannsdenkmal errichtet. Alle vermuteten Schlachtorte mit Ausnahme von Kalkriese haben aber eines gemeinsam: es gibt keine Zeugnisse für eine große militärische Auseinandersetzung. Ab 1989 wurden in Kalkriese zahlreiche militärische Ausrüstungsgegenstände gefunden, die von schwerer römischer Infanterie stammen. Seitdem graben Archäologen gezielt am Kalkrieser Berg. Neben mehr als 1.500 Ausrüstungsteilen römischer Soldaten und etwa 300 Münzen wurde hier aufgrund unerwartet guter Erhaltungsbedingungen der Rest einer mindestens 400 m langen Mauer aus Rasensoden entdeckt. Sie diente den Germanen als Befestigungsanlage, aus deren Schutz sie die römischen Truppen angreifen konnten. Nur ein Bruchteil des 17 km langen und 2 km breiten Gebietes ist bislang untersucht. Durch die Fundstellen auf dem ca. 30 km² großen Areal und dessen Topographie lässt sich heute aber schon der Verlauf der Kampfhandlungen in groben Zügen rekonstruieren: Mit Hilfe von Luftbildarchäologie wurde acht Kilometer südöstlich der Grabungsstelle auf 700 Meter Länge ein dreifaches Grabensystem entdeckt, bei dem es sich wahrscheinlich um die Relikte eines römischen Feldlagers handelt. Es wird deshalb vermutet, dass der Marsch der römischen Legionen bei Schwagstorf begann und am dritten, entscheidenden Tag den Engpass von Kalkriese erreichte, wo er endete.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Lars Pennig
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 28.05.2012