Bodengefährdung und Degradation in Abhängigkeit von Bodenregionen und Bodeneigenschaften



Bodenregion Bodenschutzrelevante Eigenschaften der Bodendecke Gefährdung der Böden und Bodendegradation durch nutzungsbedingte Belastungen

Flussauen und Marschen Junge Sedimentationsgebiete
mit Auenlehm bis Auenton und marinen Sedimenten; in Überflutungsgebieten aktuelle Sedimentation

Hohes Speichervermögen für Nähr- und Schadstoffe, hohe Grundwasserstände, z.T. oberhalb 1,0 m

Starke Bodenheterogenität durch unterschiedliche Mächtigkeit der Deckschicht und im Talquerschnitt wechselnde Wasserverhältnisse
Bodenverdichtung mit Strukturschäden auf Auenlehmen und -tonen sowie Marschen; z.T. sekundäre Vernässung

Gefahr der Anreicherung von Schwermetallen und organischen Rückständen in Auensedimenten und marinen Sedimenten

Grundwassergefährdung durch Stoffaustrag aus der Bodendecke bzw. durch Uferfiltration

Glaziale Sedimentations-
gebiete
Unterschiedliche Substratverhältnisse; z.T. tiefgründige Sande mit hoher Infiltration, z.T. mächtige Geschiebemergel und -lehme mit geringer Infiltration und hohem Speichervermögen

Unausgeglichene hydrologische Bedingungen (z. T. Abflussbehinderung, Binnenentwässerung) und gebietsweise engräumige Reliefgliederung mit Kuppen, Senken, Kleinformen, vor allem
im Jungmoränengebiet

In Teilgebieten hohe Grundwasserstände mit Gleyböden und Mooren

Starke Bodenheterogenität nach Substrat- und Wasserverhältnissen
Verdichtungsgefährdung auf Ackerböden, insbesondere Krumenbasisverdichtung bei Sand- und Lehmsandsubstraten

Wassererosionsgefährdung auf kuppigen bis welligen Platten, Winderosionsgefährdung in ebenen, offenen Gebieten mit Sanden und/oder mit Torfdecken

Lateraler Nährstofftransport mit Stoffeintrag in Seen und Vorfluter bei bindigen, reliefierten Böden; hohe Versickerung und Stoffeintragsgefährdung ins Grundwasser bei Sanden

Torfmineralisierung, Moordegradierung und Humusschwund in entwässerten Moorgebieten

Lössbörden Homogene Substratverhältnisse, in Randgebieten auch heterogen; hohes Speichervermögen für Wasser, Nähr- und Schadstoffe

Ausgeglichene natürliche Entwässerung, z.T. rascher Austrag, unterschiedliches Relief von eben bis wellig zu stark gegliedert und zerschnitten

Nach Klimabedingungen differenziert in Trockengebiete (Schwarzerden), Übergangslagen (Parabraunerden) und Feuchtgebiete (Pseudogleye)

Geringe bis mäßige Bodenheterogenität, bei Einheitlichkeit des Substrats vor allem hydromorphiebedingt
Starke Wassererosionsgefährdung in allen reliefierten Gebieten, Winderosionsgefährdung in ebenen Schwarzerdegebieten

Verschlämmung der Bodenoberfläche und Reduzierung des Porenraums durch Verdichtung in den feuchteren Lössgebieten

Sekundäre Vernässung infolge Oberflächenabfluss und Abflussbehinderung (Verrohrung, Verschlämmung)

Intensiver lateraler Stofftransport bis in die Vorfluter

In Ballungszentren und Industriegebieten Gefahr des Fremdstoffeintrags

Bergländer und Mittelgebirge Unterschiedliche Substrate in Abhängigkeit von den Ausgangsgesteinen, häufig als mehrgliedrige Schuttdecken ausgebildet, in den Oberböden hohes bis mittleres Speichervermögen für Wasser, Nähr- und Schadstoffe; Unterböden und Untergrund nach Ausgangsmaterial verschieden, z.T. durchlässig - klüftig (Sandstein, Kalk, Grus), z.T. undurchlässig - dicht (Ton, Lössderivate)

Regional und räumlich differenzierte hydrologische Bedingungen mit Wasserspeicherung in Quellmulden und raschem Abfluss in Gebirgstälern, z.T. Karsterscheinungen

Nährstoffverhältnisse der Böden sehr unterschiedlich in Abhängigkeit von den Ausgangsgesteinen

Klimatisch differenziert nach Luv-Lee-Effekten und Höhenstufen

Mäßige Bodenheterogenität bei Vergesellschaftung verschiedener Ausgangsgesteine und Decken
Wassererosionsgefährdung in ackergenutzten Schichtstufenländern und Mittelgebirgen mit Gefahr der Beseitigung der schluffreichen oberen Decke und der Zunahme flachgründiger Böden

Verschlämmung und Verdichtung der Bodenoberfläche mit Strukturschädigung durch Feuchteunterschiede während der Bodenbearbeitung

Laterale Nährstoffverlagerung durch Oberflächenabfluss und Hangwasser mit Eutrophierungsgefahr für Trinkwasserreserven und Oberflächengewässer

Beschleunigter Stofftransport in Leitbahnen (Klüften, tektonischen Linien, Schuttdecken) mit Gefährdung des Grund- und Tiefenwassers

Versauerung der Waldböden bei höheren Niederschlägen, in höheren Lagen und unter dem Einfluss von SO2-Immission

Alpen und Voralpen Bodenunterschiede in Abhängigkeit von Höhenstufen und Gestein; in der kollinen und montanen Stufe noch entwickelte Böden vorhanden (Rendzinen, Braunerden u.a.), in der alpinen Stufe Fels-Humusböden und Rohböden

Durch junge Verwitterungs-, Umlagerungs- und Abtragungsvorgänge z.T. hohe Bodenheterogenität
Bodenverlust durch Massenbewegungen, Hangrutschungen, Erosion, z. T. Vernichtung der geringmächtigen Bodendecke bis auf das Felsgestein

Teilweise stark erhöhter Oberflächenabfluss mit Gefahr von Überschwemmungen und Lawinenbildung

Bodenversauerung bei hohen Niederschlägen und durch Immissionen




Quelle: Physische Geographie Deutschlands
Autor: Herbert Liedtke und Joachim Marcinek (Hrsg.)
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: 286/287
Bearbeitungsdatum: 17.05.2006