Böden und Versalzung


In den ariden Trockengebieten der Subtropen, in denen salzhaltiges Grundwasser in nicht geringen Tiefen ansteht, kommt es durch kapillaren Aufstieg der Bodenwässer und deren Verdunstung zu einem Auskristallisieren von Salzen (NaCl) an der Oberfläche. Auf diese Art und Weise entstehen Solontschake (Weiße Salzböden). Die günstigsten Entstehungsbedingungen weisen abflußlose oder abflußgehemmte Gebiete auf, Niederterrassen, große Flußdeltas und Küstengebiete. Die morphologischen und chemischen Eigenschaften dieser Böden hängen vom Mineralbestand der Grundwässer, von der Grundwassertiefe und vom Grundwasserregime ab. Hiernach kann man Subtypen herausarbeiten. Wenn z. B. das Grundwasser innerhalb eines Jahres nur schwach schwankt und der kapillare Wasseranstieg ununterbrochen stattfinden kann, konzentrieren sich die ausgefällten Salze im obersten Horizont und an der Oberfläche. Es bildet sich ein Krustensolontschak.

Bei stark schwankendem Grundwasserspiegel oder extremer Aufheizung der Oberfläche kommt es neben einer Salzanreicherung im Oberboden und an der Oberfläche bereits zu einer Salzausfällung im mittleren Profilteil. Das sind Typische Solontschake mit Ah(z)–Bz–Cz-Profilen. Sobald die kapillare Feuchte nicht die Oberfläche erreicht und die Salze bereits in tieferliegenden Horizonten auskristallieren, haben wir einen Tiefsolontschak vor uns. Wenn in den Grundwässern Soda gelöst ist, werden sog. Sodasolontschake gebildet usw. Bezüglich der beteiligten Salze gibt es Chlorid-Sulfat-, Natriumsulfat-, Natriumchlorid-, Natrium-/Magnesiumchlorid-, Calciumchlorid-, Magnesiumchlorid-, Sulfat-Chlorid-Soda-, Chlorid-Sulfat-Nitrat-Solontschake.

Da die Kulturpflanzen diese Salze nicht oder nur schlecht vertragen, sind die Solontschake kulturfeindlich und erfordern eine Reihe von Meliorationsmaßnahmen. An erster Stelle steht eine Grundwassersenkung und damit eine Unterbrechung des kapillaren Wasseraufstiegs. Außerdem sollte eine starke Bewässerung mit möglichst salzarmem Wasser zur Auswaschung der Salze erfolgen. Diese Wässer müssen anschließend in einem speziellen Kanalsystem (Kollektoren) schadlos abgeführt werden können. Die Bewässerungsnormen selbst sollten nicht allzu reichlich sein, damit es nicht zu einem erneuten Grundwasseranstieg kommen kann.

Solontschake kommen in Europa in den trockensten Teilen der Iberischen Halbinsel und im südosteuropäischen Donauraum vor, weiterhin in Kleinasien, in Mittel- und Zentralasien, im Küstengebiet Ostchinas, in den ariden Gebieten Afrikas, Australiens und Südamerikas. In der Niloase von Ägypten werden aufgrund der alljährlichen Überschwemmungen mit salzarmem Überflutungswasser die in den Trockenzeiten auskristallisierten Salze weggeführt, so daß trotz jahrtausendealter Bodenkultur die Bodenfruchtbarkeit erhalten werden konnte.

In abflußlosen Senken und in den tiefsten Bereichen von Vorgebirgsebenen arider Gebiete werden bei Starkregen viel Wasser und mit ihm Ton- und z. T. auch Humusteilchen zusammengeschwemmt. Diese tonreichen Substrate trocknen allerdings rasch aus und werden dann von einem polygonalen Trockenspaltensystem durchzogen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Takyrierung, die so entstandenen Formen als Takyre. Von vielen wird die Takyrierung nicht als Bodenbildungsprozeß anerkannt, sondern höchstens als Prozeß der Herausbildung von "bodenartigen (Boden-) Formen" in Wüstengebieten. Den Takyren fehlen Bodenhorizonte. Sie weisen kein Bodenleben und keine Neubildung "echter" Böden auf (Tonminerale, Huminstoffe). Takyre sind weitgehend vegetationslos. Es kommen höchstens blaugraue Algen, einzelne Ephemeren und einjährige Salsola-Arten vor. Unter einer 8 - 10 cm mächtigen fahlgrauen, grobporigen, außerordentlich dichten und tonigen Kruste mit Trockenrissen folgt ein bräunlicher schuppig-plattiger Tonhorizont, der häufig versalzt ist ("solontschakiert") und vor allem Gips enthält. Er ist höchst wasserundurchlässig.

Takyre kommen vor allem in den abflußlosen Beckenlandschaften Mittelasiens, aber auch in anderen ariden Gebieten vor. Eine Nutzung ist nur bei Bewässerung möglich.


Quelle: Lehrbuch der Allgemeinen physischen Geographie
Autor: Manfred Hendl, Herbert Liedtke (Hrsg.)
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 1997
Seite: 297/98
Bearbeitungsdatum: 17.05.2006