Die größten Ölkatastrophen


Chronologische Übersicht über die größten Ölkatastrophen



Öltanker Amocco Cadiz (NOAA)

Tankerunglücke haben fast immer verheerende Folgen für die Umwelt. Nur selten gelingt es, die in Seenot geratenen Schiffe leer zu pumpen oder in einen sicheren Hafen zu schleppen. Die Havarie der "Prestige" im November 2002 ist vorläufig der negative "Höhepunkt" einer langen Serie von Tankerunglücken seit den 1970er Jahren. Daher haben sich die EU-Verkehrsminister darauf verständigt, die einwandigen Tanker, die mit Schweröl, Teer, Bitumen oder Rohöl beladen sind, nicht mehr in europäische Häfen einlaufen zu lassen. Diese Regelung gilt aber erst ab 2015. Weitere Maßnahmen könnten auch ein Verbot von Tankern sein, die älter als 20 Jahre sind, sowie eine Lotsenpflicht für gefährliche Wasserstraßen, die Einrichtung von Schiffsleitstellen mit Weitbereichs-Radar entlang der Küsten, die Bereitstellung von ausreichenden Schlepperkapazitäten und die Einrichtung von "Safe havens", in die havarierte Schiffe abgeschleppt werden können. Bis solche Maßnahmen aber wirklich auf Weltmeeren durchgesetzt werden, muss die Liste der Unglücke wohl weiter fortgeschrieben werden.
  • 18. März 1967 Havarie des Tankers „Torrey Canyon“ bei den Scilly-Inseln (Großbritannien); Ölverlust 119 000 t.
  • 20. März 1970 Kollision des Tankers "Othello" vor Schweden. Schätzungsweise 100.000 Tonnen Öl laufen aus.
  • 19. Dezember 1972 Kollision des Tankers "Sea Star" im Golf von Oman. 115.000 Tonnen Öl laufen aus.
  • 12. Mai 1976 Vor La Coruña zerschellt der spanische Tanker "Urquillo", mehr als 100.000 Tonnen Öl werden an die Küste gespült. .
  • 16. März 1978 Die "Amoco Cadiz" (Liberia) läuft im Atlantik vor Frankreich auf Grund und bricht auseinander. 223.000 Tonnen Öl verseuchen 200 km Küste bei Brest in der Bretangne. Ungefähr 15.000 Seevögel sterben einen klebrigen schwarzen Tod, der wirtschaftliche Schaden wird auf 230 Mio. DM geschätzt.
  • 03. Juni 1979 Bei einer Explorationsbohrung an der Ölquelle 'Ixtoc I' ereignet sich ein Unfall, in dessen Folge über mehrere Monate hinweg Rohöl in die Bucht von Campeche im Golf von Mexiko austritt. Bis zum Schließen des Bohrlochs ergießen sich 525 000 t Öl ins Meer.
  • 19. Juli 1979 Kollision der "Atlantic Empress" mit der "Aegean Captain" vor Tobago (Karibik). 300.000 Tonnen Öl laufen ins Meer.
  • 6. August 1983 Der Tanker "Castillo de Bellver" fängt Feuer. 250.000 Tonnen Öl laufen ins Meer vor der Küste von Südafrika.
  • 24. März 1989 Die "Exxon Valdez" havariert im Prinz-William-Sund vor Alaska. 45.000 Tonnen Öl verschmutzen in der größten Umweltkatastrophe der USA 1.700 Kilometer Küste, unzählige Meerestiere verenden.
  • Frühjahr 1991 Im Zuge der Kampfhandlungen und durch Sabotageakte während des 2. Golfkriegs fließen mehrere 100 000 Tonnen Öl in den Persischen Golf und verseuchen etwa 650 km Küste.
  • 3. Dezember 1992 Der griechische Tanker "Aegean Sea" läuft bei der Einfahrt in den nordspanischen Hafen La Coruña auf Grund und bricht auseinander. Etwa 74.000 Tonnen Öl fließen ins Meer, 200 Kilometer Küste werden verschmutzt.
  • 5. Januar 1993 Der liberianische Tanker "Braer" läuft vor den Shetland-Inseln auf ein Riff. 98.000 Tonnen Rohöl fließen in die Nordsee. Stürme verteilen das Öl, die große Katastrophe bleibt aus.
  • 25. Januar 1994 Der in Malta registrierte Tanker "Cosma A" mit 23.000 Tonnen Rohöl an Bord explodiert 500 Kilometer südlich von Hongkong auf der Fahrt von Indonesien nach Schanghai.
  • 16. Februar 1996 Die "Sea Empress" läuft vor der Südwestküste von Wales auf Grund. Rund 70.000 Tonnen Öl fließen ins Meer. 200 Küstenkilometer, vor allem an zwei Vogelschutzinseln, werden verseucht, 25.000 Seevögel sterben.
  • 2. Januar 1997 Der russische Tanker "Nachodka" bricht in einem Sturm vor Japan auseinander. Etwa 20.000 Tonnen Heizöl treiben auf die Küste zu.
  • 12. Dezember 1999 Vor der Bretagne bricht bei schwerer See der in Malta registrierte Tanker "Erika" auseinander. Etwa 17.000 Tonnen Heizöl verschmutzen die Küste auf einer Länge von fast 500 Kilometern. Bis zu 300.000 Seevögel verenden.
  • 20. Januar 2001 Vor den Galapagos-Inseln im Pazifik strandet der ecuadorianische Tanker "Jessica". 640 Tonnen Dieselöl fließen ins Meer und bedrohen die einzigartige Tierwelt der Inseln.
  • 13. November 2002 Vor der nordwestspanischen Küste gerät ein auf den Bahamas registrierter Tanker in Seenot. Die "Prestige", die 77.000 Tonnen Schweröl geladen hat, zieht einen mehrere Kilometer langen Ölteppich hinter sich her. Sie bricht sechs Tage nach der Havarie entzwei, eine Umweltkatastrophe droht.
  • 11. August 2006 Im Golf von Panay vor der philippinischen Insel Guimaras sinkt der Tanker "Solar I", 200 Tonnen Öl treten aus und bedecken 245 km Küste sowie Teile eines Korallenriffs und 1.000 Hektar eines nationalen marinen Schutzgebiets. Das Unglück ist die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der Philippinen.
  • 20. April 2010 Auf der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko ereignet sich eine schwere Explosion, gefolgt von einem Feuer. Elf Menschen sterben. Zwei Tage später sinkt die Bohrinsel mit 2500 Tonnen Diesel an Bord. Außerdem treten an verschiedenen Stellen auf dem Meeresgrund täglich bis zu 800 Tonnen Erdöl aus, die den Golf von Mexiko konstant verschmutzen. Bis es den Verantwortlichen gelungen ist, das Bohrloch zu verschließen, sind insgesamt 780.000 Tonnen Öl ausgetreten. Dies ist die größte Menge, die jemals bei einer Ölkatastrophe ins Meer gelangt ist. Außerdem hat man 7.000 Tonnen Lösungsmittel zur Bekämpfung der Ölpest in den Golf von Mexiko gepumpt.




(Klett)


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Jens Aßmann, Kristian Uhlenbrock, Jürgen Bünstorf
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.11.2010