Fischzucht


Arten von Fischzucht, Probleme und Chancen



Lachsfarm (Uthoff)

Bei der Fischzucht (Aquakultur) findet eine vollständige Kontrolle der Fischproduktion statt. Man lässt die Brut aus dem Laich ausschlüpfen und gibt sie in Becken, in denen man sie füttert oder setzt sie in künstlich angelegten Teichen aus, wo sie sich natürlich ernähren. Handelt es sich um Zuchtanlagen im Meer, spricht man auch von Marikultur. Die Aufzucht von atlantischen Lachsen in Norwegen und von Meereskrabben in Ecuador sind zwei Beispiele. Die Zucht von einheimischen Fischen kann auch in vielen Entwicklungsländern wirksamer und billiger Protein liefern als der Fang frei lebender Fische.


Probleme bei der Lachszucht

In Norwegen wurde in den 1970er Jahren die Zucht von Lachsen in freischwimmenden Käfigen entwicklet. Die steigende Nachfrage nach preisgünstigem Lachsfleisch konnte durch den Fang von Wildlachsen nicht mehr befriedigt werden. Die Lachse werden auf dem Land gezüchtet und bis zu einer geringen Größe in Wannen aufgezogen. Danach gibt man sie in die Netzkäfige, die zumeist in Fjorden verankert sind. Dort erhalten die Lachse vollautomatisiert Futter und Medikamente. Letztere werden oftmals nötig, da sich durch den hohen Besatz Schädlinge schnell ausbreiten können. Ansteckende Krankheiten erfordern manchmal den Einsatz von Antibiotika. Die Fischfarmen verseuchen so ganze Fjorde durch Fischkot, Pestizide und Medikamente. Zusätzlich entkommen von Zeit zu Zeit Zuchtlachse aus den schwimmenden Käfigen und drohen dann die wilden Lachse zu verdrängen, da sie größer und stärker als ihre wilden Artgenossen sind. So kommt es zu einer Reduzierung der genetischen Vielfalt, was den Fortbestand der Art gefährden könnte, da nur die genetische Vielfalt Anpassungen bei sich verändernden Umweltbedingungen ermöglicht.


Umweltschäden durch Garnelenzucht

Garnelen (Shrimps) erfreuen sich in den Industrienationen großer Beliebtheit und gelten dort als Delikatesse. Gezüchtet werden sie vor allem in den Tropen Asiens und Amerikas. Dort werden sie in etwa 1 m tiefen Becken aufgezogen. In Mittelamerika werden dazu nicht selten wilde Garnelen-Larven mit feinmaschigen Netzen aus dem Meer gefischt, so dass die freilebenden Garnelen vom Aussterben bedroht sind. In Asien werden zur Anlage der Zuchtbecken oft die für den Küstenschutz und als Kinderstube für seltene Fischarten wichtigen Mangrovenwälder abgeholzt oder Reisfelder vernichtet. In den Becken werden die Garnelen zumeist mit Fischmehl aufgezogen, was eine Vernichtung von vielen tausend Tonnen wertvollen Proteins aus dem Fischfang bedeutet. Um die Gesundheit der Garnelen zu erhalten, sind große Mengen an Frischwasser erforderlich, was oftmals zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führt. Außerdem werden große Mengen von Chemikalien und Medikamenten wie etwa Antibiotika eingesetzt, die dann in Flüsse und Meere gelangen. Die Lebensdauer der Garnelenfarmen ist auf durchschnittlich 7 Jahre begrenzt, dann ist der Boden zu stark verseucht; die Farm muss umziehen, weitere Mangroven werden abgeholzt.


Herkömmliche Teichwirtschaft

Deutschland ist mit 10.500 Tonnen Fisch pro Jahr der wichtigste Karpfenproduzent in der Europäischen Union. Nur Forellen werden in der Bundesrepublik wie auch in Österreich häufiger gehalten. Karpfen sind relativ anspruchslos und lassen sich selbst in warmen, sauerstoffarmen Gewässern halten. Sie ernähren sich vorwiegend vegetarisch, ihre Nahrung wächst zum größten Teil vor Ort. Regenbogenforellen stammen aus Nordamerika und haben die heimischen Bachforellen als Zuchtfisch fast verdrängt. Auch hier sorgen hohe Besatzmengen für gesundheitliche und Parasitenprobleme. Die Qualität der Aufzucht schwankt jedoch von Betrieb zu Betrieb. Aus hygienischen Gründen dürfen die Tiere nicht mit Schlachtabfällen gefüttert werden, das Futter stammt zumeist aus der umweltschädlichen Industriefischerei. Insgesamt stellt die herkömmliche Teichwirtschaft allerdings eine relativ umweltfreundliche Alternative zur Industriefischerei dar.


Ökologische Teichwirtschaft

Eine Alternative zur herkömmlichen Fischzucht ist die ökologische Zucht. Vor allem Karpfen bieten sich hierfür durch ihre Anspruchslosigkeit an. Dabei muss mindestens die Hälfte ihrer Nahrung im Teich selbst wachsen, der Rest kann mit Getreide ergänzt werden – Karpfen lassen sich rein vegetarisch ernähren. Regenbogen- und Bachforellen dürfen bei der ökologischen Teichwirtschaft nur in Naturteichen gezüchtet und ausschließlich mit Abfällen aus der Speisefischherstellung gefüttert werden. Der Teichbesatz richtet sich nach dem Sauerstoffgehalt des Gewässers, die Gewässergüte darf durch die Fäkalien nicht verschlechtert werden, dafür sorgen regelmäßige Kontrollen. Auch Lachse lassen sich auf ökologische Art und Weise züchten. Dazu dürfen in einem Kubikmeter Wasser nur 10 kg Lachse schwimmen. Auch sie dürfen kein extra gezüchtetes Futter erhalten. Zur Bekämpfung von Parasiten werden sog. Putzerfische eingesetzt, diese befreien die Lachse von evtl. anhaftenden Schädlingen. Trotz steigender Nachfrage ist der Marktanteil von Fisch aus Öko-Aquakulturen klein: Etwa 1.000 Tonnen Lachs kommen jährlich aus Irland, je 100 Tonnen Forellen und Karpfen werden in Deutschland produziert. Leider gilt das neue EU-Ökolabel nicht für die Fischzucht, eine Ausweitung wird jedoch diskutiert. Nach Statistiken der Stiftung Ökologie & Landbau wirtschafteten in 2009 weltweit knapp 250 Aquakulturbetriebe nach ökologischen Gesichtspunkten. Das Gros davon lag in Europa, entsprechend kamen etwa 50 % der Weltproduktion des bio-zertifizierten Fisches von hier. Der asiatische Anteil lag bei 36 %, dürfte zukünftig jedoch weiter zunehmen, da von 75 geplanten neuen Anlagen über 40 in dieser Region liegen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Lars Pennig, Kristian Uhlenbrock, Jürgen Bünstorf
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003/2009/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.11.2009