Transrapid in Shanghai


Infos zum Transrapid in Shanghai



Computeranimation - Transrapid vor der Stadtkulisse Shanghais (Transrapid International GmbH & Co. KG)

Am 31.12.2002 hat die Magnetschwebebahn Transrapid zwischen der chinesischen Hafenmetropole Shanghai und dem 33 km entfernten internationalen Flughafen Pudong ihre Jungfernfahrt durchgeführt. Der Transrapid verbindet das U-Bahnnetz der Stadt mit dem Flughafen. Für die 33 km braucht der Zug 10 Minuten, da bis zu 430 km/h gefahren werden können.
Zwischen Vertragsunterzeichnung im Jahre 2001 und der Jungfernfahrt des Transrapids in Shanghai am 31.12.2002 waren nicht einmal zwei Jahre vergangen, eine so kurze Zeitspanne ist bei der Realisierung technischer Großprojekte in Deutschland undenkbar. Das Transrapid-Projekt in Shanghai ist daneben insbesondere aus folgenden Gründen bemerkenswert:
  • Die Magnetschwebebahn Transrapid gilt als erste grundlegende Innovation in der Bahntechnik seit Erfindung der Eisenbahn, d. h. China steht für den Beginn einer neuen Ära im Bahnverkehr.
  • Die Verwirklichung des Projekts Transrapid ist ein Meilenstein in der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.



Daten zum Transrapid in Shanghai von der Long Yang Road zum Pudong International Airport

Technische Angaben:
  • Streckenlänge: ca. 30 km Doppelspur
  • Betriebsgeschwindigkeit: 430 km/h
  • Fahrzeit: 8 Minuten
  • Minimale Zugfolge: 10 Minuten
  • Stationen: 2
  • Fahrzeugflotte: 3 Fahrzeuge mit je 5 Sektionen (2003)
  • Geschätztes Verkehrsaufkommen: 2005: 10 Mio. Passagiere, 2010: 20 Mio. Passagiere
  • Aufnahme des Probebetriebes: 2003
  • Aufnahme des normalen Fahrgastbetriebes: 2004
  • Investitionskosten: ca. 10 Mrd. Yuan (= ca. 1,2 Mrd. US-$)

Herstellerfirmen:
  • Betriebssystem (Fahrzeuge, Antrieb, Energieversorgung, Leittechnik): Siemens, ThyssenKrupp, Transrapid International (Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und ThyssenKrupp)
  • Fahrweg, Infrastruktur (Über- und Unterbauten, Gebäude, Stationen): Shanghai Maglev Transportation Development & Co Ltd.
Betreiber:
  • Shanghai Maglev Transportation Development & Co Ltd.



Auswirkungen des Transrapids auf deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen

Der Bau der Magnetschwebebahn ist auch ein Meilenstein in den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen: Eine neue Technologie, die in dem Industrieland Deutschland bisher nur auf einer Versuchsstrecke im Emsland gezeigt werden kann, kann sich in dem Entwicklungsland China erstmals im täglichen Betrieb bewähren. Das Projekt ist gleichzeitig ein augenfälliges Beispiel für Chinas Bereitschaft zur Einführung neuer Technologien.
Der Modellcharakter des Transrapid-Verkaufs nach China wird dadurch deutlich, dass die Bundesregierung das Pilotprojekt in Shanghai mit 100 Millionen Euro bezuschusst und mit weiteren 500 Millionen Euro Bürgschaften abgesichert hat. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf ca. 10 Mrd. Yuan, das sind etwa 1,2 Mrd. $.
Die deutsch-chinesische Kooperation beim Bau des Transrapid ist ein besonders sichtbarer Ausdruck der beiderseitigen wirtschaftlichen Beziehungen. China ist Deutschlands größter Wirtschaftspartner in Ostasien, umgekehrt ist Deutschland Chinas größter Handelspartner in Europa. Der Austausch von Waren zwischen den beiden Ländern ist zwischenzeitlich größer als der zwischen Japan und Deutschland. Über 1.600 deutsche Unternehmen sind in China mit Niederlassungen oder Joint Ventures vertreten (2003). Deutsche Investitionen in China sind oft durch neueste Technik und die Ausbildungsleistungen dazu gekennzeichnet. So beeinhaltet beim Transrapid-Projekt die Leistung des deutschen Firmenverbundes von Siemens, Thyssen/Krupp und Transrapid International selbstverständlich auch die Schulung des chinesischen Personals. Die chinesische Partnerfirma, die für den Bau des Fahrweges und die Bahnhöfe verantwortlich war, hat das erforderliche Know How bei einer mittelständischen Firma in Deutschland gekauft.


Transrapidstrecke Shanghai – Pudong - Modell für weitere Transrapidstrecken in China?

China will sein Eisenbahnnetz bis zum Jahre 2050 auf 120.000 km ausbauen und damit - im Vergleich zum jetzigen Stand - fast verdoppeln. Kernstück des Verkehrswegeplans für Züge sind dabei 8.000 km Hochgeschwindigkeitstrassen. Besonders wichtig ist dabei die 1.300 km lange Strecke zwischen Peking und Shanghai (Kosten: ca. 20 Mrd. Euro). Ob die Hoffnungen von Siemens und ThyssenKrupp aufgehen, dass sie für diese Strecke den Zuschlag für den Transrapid erhalten, ist aber noch fraglich. Nachdem die Regierung von Nordrhein-Westfalen 2003 entschieden hat, den Metrorapid vom Ruhrgebiet nach Düsseldorf nicht zu bauen, ist möglicherweise der japanische Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen oder der französische TGV am Zuge.
Besser stehen die Chancen für die Verwirklichung der Strecken Shanghai - Nanjing (300 km) sowie Shanghai - Hangzhou (200 km, Expo-Gelände). Für letztere Strecke sieht der Fünf-Jahres-Plan von 2008 - 2012 der Provinzregierung von Zhejiang den Bau einer Transrapidstrecke vor. Die Strecke soll im Jahr 2014 fertiggestellt sein. Ferner ist eine Verlängerung der Strecke von Shanghai - Pudong bis zum zweiten Shanghaier Flughafen Hongqiao geplant. Von den zusätzlichen 32 km würden 24 km in einem Tunnel verlaufen. Eine Bedingung für den Ausbau ist der von chinesischer Seite gewünschte Zugang zum technischen Know how der Magnetbahn. Dem stimmen die an der Entwicklung beteiligten deutschen Unternehmen mittlerweile zu.
Weltweit wird verfolgt, ob die Transrapid-Technik hält, was sie verspricht. Bei positiven Erfahrungen im Alltagsbetrieb wird mit Folgeaufträgen in den USA und in den Niederlanden gerechnet. In Shanghai selbst jedenfalls scheint der Transrapid ein positiver Imageträger zu sein. So wurden die Werberechte an dem Zugsystem für zwei Jahre an eine Immobilienfirma zum Preis von umgerechnet 2,5 Mio. Euro versteigert. Mittlerweile hat der Transrapid, nach einer Fahrpreissenkung, ein Fahrgastaufkommen von 4. Mio. (Juli 2005) erreicht.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Franz Xaver Heckl, Eberhard Pyritz
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 11.11.2010