Geologie und Relief der süddeutschen Mittelgebirge


Die heutige Oberfläche der deutschen Mittelgebirge ist das Resultat eines langen formenbildenden Prozesses, der mit der Auffaltung des Variszischen Gebirges im Karbon vor mehr als 350 Mio. Jahren begann. Bereits am Ende dieser Periode begann die Abtragung des Gebirges, das im anschließenden Perm bereits weitgehend eingeebnet war. Nordamerika, Mittelund Nordeuropa und auch Asien bildeten damals einen zusammenhängenden Kontinent, der im Süden an das Tethysmeer grenzte.
Von Norden her drang das Zechsteinmeer auf die Rumpffläche vor und mächtige Kalkstein-, Stein- und Kalisalzlager wurden abgelagert. Im Erdmittelalter wechselten bei warmen Klimaverhältnissen humide und aride Abschnitte. Aus dem abgetragenen Material des Variszischen Gebirges bildeten sich im Trias zunächst unter überwiegend terrestrischen Bedingungen die Gesteinsformationen des Buntsandsteins. Im weiteren Verlauf kam es erneut zu einem Meeresvorstoß und Teile Mitteleuropas wurden mit Ausnahme der höher gelegenen Tafeln überflutet.
Das Meer besaß den Charakter eines flachen Binnenmeers, dessen Wasserstand stark schwankte, sodass in der Muschelkalk- und Keuperzeit sowohl marine als auch terrestrische Sedimente abgelagert wurden. In der Jurazeit wurden ebenfalls weite Teile Mitteleuropas überflutet und schließlich waren nur noch einige weniger stark abgesunkene Gebiete, zum Beispiel die so genannte Böhmische Insel, dem Einfluss des Wassers entzogen. Die warmen Temperaturen förderten über weite Abschnitte des Juras die Ausbreitung der marinen Lebewelt, die heute durch den hohen Fossiliengehalt im Gestein dokumentiert wird. In der Kreidezeit verstärkte sich langsam die tekonische Aktivität auch nördlich der heutigen Alpen, was dazu führte, dass einige Bereiche, beispielsweise das Ostbayerische Grundgebirge, nicht mehr vom Kreidemeer überflutet werden konnten. Vielmehr führten hier tropisch-subtropische Klimabedingungen zur Verkarstung und einer örtlich vollständigen Abtragung des Deckgebirges. Im Tertiär erreichte dann die Auffaltung der Alpen ihren Höhepunkt und auch nördlich der Alpen setzte sich die von Vulkanausbrüchen begleitete tektonische Aktivität fort. Einzelne Schollen des Grundgebirges wurden gehoben, aber auch Senken und Gräben bildeten sich aus.
Unter den subtropischen und tropischen Klimaverhältnissen schritt die Abtragung des Deckgebirges voran und tiefgründige Verwitterung (Kaolinlager) führte zur Bildung ausgedehnter Rumpfflächen. Die Aufwölbungsvorgänge im Bereich des Oberrheingrabens verursachten eine Schrägstellung der Süddeutschland bedeckenden mesozoischen Schichten, die östlich des Rheins nach Osten, westlich des Flusses nach Westen einfallen.
Im Jungtertiär, vor ca. 23 Mio. Jahren, veränderte sich das Klima nachhaltig, es wurde kühler und auch die Niederschläge intensivierten sich. Mit der Abkühlung kam die Flächenbildung zum Erliegen und die bis heute andauernde Zertalung setzte ein.


Quelle: 978-3-623-29410-0 FUNDAMENTE Kursthemen Physische Geographie, Schülerbuch, Oberstufe, S. 101