Infoblatt Kartengrundlagen


Historische Entwicklung von Karten und ihre Darstellungsmöglichkeiten



Asienkarte (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)


Einleitung

Eine Karte ist eine verebnete und verkleinerte Abbildung eines Teils oder der gesamten Erdoberfläche. Sie ist keine Abbildung der Wirklichkeit, sondern nur eine Möglichkeit - ein Modell, sich die Wirklichkeit vorzustellen. Sie ist ein hervorragendes Informationsmittel über räumliche Beziehungen.
Je nach Aufgabe und Maßstab der Karte sind die abgebildeten Räume vereinfacht (generalisiert) und inhaltlich begrenzt. Karten können verschiedene Aufgaben übernehmen. Sie können der Orientierung im Gelände dienen oder einen bestimmten Sachverhalt verdeutlichen. Karten, die der Orientierung dienen, sollten genau, vollständig, übersichtlich und gut verständlich sein.
Zur geodätischen Richtigkeit gehört, dass die Karte eine der nachfolgenden drei Anforderungen genügt:
  • Längentreue (d. h. die gemessene Entfernung auf der Karte stimmt mit der tatsächlichen Entfernung auf der Erde überein)
  • Flächentreue (d. h. die berechnete Fläche auf der Karte stimmt mit der tatsächlichen Fläche auf der Erde überein)
  • Winkeltreue (d. h. die gemessenen Winkel auf der Karte stimmen mit den tatsächlichen Winkeln auf der Erde überein)
Bestandteile der meisten Karten sind:
  • Kartentitel
  • Kartenausschnitt
  • Maßstab
  • Legende
  • Nordpfeil (= geographische Ausrichtung der Karte, falls die Karte nicht die übliche Nordausrichtung hat)
  • Gradnetz zur Orientierung
  • Angabe Quelle der Daten, Datenstand und Autor



Historische Entwicklung von Karten

Die ersten kartographischen Darstellungen sind aus der Zeit um 3.800 v. Chr. aus Mesopotamien bekannt. In der Antike begannen dann v. a. die Griechen, Römer und Chinesen mit dem Anfertigen von Karten. Damals gab es bereits Stadtpläne und einfache Landkarten, die auf Lederhaut, Papyrus oder Tonplatten gezeichnet wurden. Jede Karte war ein Original, das nur selten vervielfältigt wurde und dessen Informationen nur geringe Reichweiten besaßen.
Mit dem Zeitalter der Entdeckungen und Eroberungen im 15. Jh. nahm die Bedeutung von Karten enorm zu. Bis zum Mittelalter verwendete man als Weltkarten noch sog. "Radkarten" oder "Mönchskarten", auf der die Erde als Scheibe mit Jerusalem im Mittelpunkt dargestellt war. Von diesen frühen Karten ist bis heute leider der größte Teil verloren gegangen.
Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 begann das Zeitalter der gedruckten Karten. Nun nahm die Verbreitung der Karten schnell zu. Durch die frühen Landesvermessungen im 17. Jh. entstanden die ersten exakteren Kartenwerke, die gesammelt und in Kartenämtern verwahrt wurden.
Heute ermöglichen Luftbild- und Satellitenkarten die bisher genaueste und naturgetreueste Darstellung der Erdoberfläche.


Kartenarten

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen topographischen und thematischen Karten. Topographische Karten dienen vorwiegend der exakten Orientierung in verschiedenen Räumen. Hier stehen Geländeinformationen und kartographische Grundaussagen (Topographie, Lage, Größe, Entfernung) im Vordergrund. Anwendung finden diese Karten z. B. in der Verwaltung, Vermessung und Planung sowie in der Navigation.
Thematische Karten, auch "Sonderkarten" genannt, stellen ein bestimmtes Thema in den Vordergrund. Dabei können andere (geographische) Elemente der Erdoberfläche vernachlässigt werden. Die Aufgabe der thematischen Karten ist die Vermittlung von räumlichen Beziehungen, Kausalitäten und Funktionen. Zu den Thematischen Karten zählen z. B. Klimakarten, politische Karten oder auch geologische Karten.


Maßstab

Eine Karte ist das verkleinerte Abbild der Erdoberfläche. Der Maßstab gibt den Grad der Verkleinerung an, also das Verhältnis der abgebildeten verkleinerten Strecke zur natürlichen Ausdehnung.

Ausgedrückt wird der Maßstab als Bruch oder Division:
  • Bsp.: 1:100.000 (1 cm auf Karte entspricht 100.000 cm oder 1 km in der Natur)
  • Bsp.: 1:25.000 (1 cm auf Karte entspricht 25.000 cm oder 250 m in der Natur)
Der Maßstab bestimmt die Genauigkeit, Vollständigkeit und den Aussageumfang einer Karte:
  • Bsp.: 1:10.000 ist ein großer Maßstab. Er wird z. B. für Plan- und Flurkarten verwendet und zeigt den entsprechenden Erdoberflächenausschnitt sehr groß und mit vielen Einzelheiten.
  • Bsp. 1:10.000.000 ist ein kleiner Maßstab. Er wird z. B. für Weltkarten verwendet. Hier ist der entsprechende Erdausschnitt sehr klein dargestellt. Einzelheiten sind kaum oder gar nicht mehr darstellbar.



Generalisierung

Je kleiner der Maßstab, desto größer ist der Grad der Generalisierung, also der Zwang zur Vereinfachung und Zusammenfassung der Kartendaten und Kartenelemente.
Die Generalisierung setzt ab einem Maßstab von 1:50.000 ein. Sie ist wichtig für die Aussagekraft und den Aussagewert einer Karte und abhängig vom Zweck, Maßstab und der Kartenthematik.

Möglichkeiten der Generalisierung sind:
  • Vereinfachen (komplizierte Elemente werden einfach dargestellt, z. B. wird ein Kirchengrundriss als Kreuz im Rechteck dargestellt)
  • Verdrängen, Auswählen (unwichtige Elemente werden weggelassen)
  • Zusammenfassen (mehrere Elemente werden zusammengefasst, z. B. wird ein Dorf nicht mehr mit Häuserreihen dargestellt, sondern nur noch als Kreis)
  • Typisieren (Vereinfachung von Formen, z. B. statt Symbol für Laub- und Nadelwald steht nur noch ein Symbol für Wald)
  • Vergrößern (Wichtiges kann aufgewertet und vergrößert dargestellt werden, z. B. Standort Rathaus im Dorf)
  • Betonen, Bewerten (z. B. die Hauptstraße wird dicker auf Karte eingezeichnet/hervorgehoben)
Durch die Generalisierung verliert die Karte den Anspruch an Flächentreue (z. B. können wichtige Objekte bis zu 400 % vergrößert werden) und den Anspruch an Längentreue (z. B. durch vereinfachte, in der Karte begradigt dargestellte Fluss- oder Straßenverläufe).


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sabine Seidel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 10.05.2012