Infoblatt Alpen
Entstehung, Klima und Vegetation sowie Probleme im Alpenraum
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Alpen (Klett)
Die Alpen sind Teil eines jungen Faltengebirgssystems, welches sich vom Atlasgebirge in Marokko über Sierra Nevada, Alpen, Apenninen, Karpaten, Balkan, Kaukasus, die Gebirge Vorderasiens und den Himalaja bis nach Südostasien fortsetzt. Die Nord-Süd Ausdehnung der Alpen beträgt bis zu 250 km, die West-Ost Ausdehnung rund 1.000 km. Die höchsten Erhebungen liegen über 4.400 m, die mittleren Höhen der Gebirgshülle liegen um 2.500 m über dem Meeresspiegel.
Die Alpen sind eines der am dichtesten besiedelten Gebirge der Erde, weswegen sich hier verschiedene Interessenlagen gegenüberstehen. Im Allgemeinen kommen den Alpen die Grundfunktionen Lebens- und Wirtschaftraum für die Bevölkerung, europäisches Erholungsgebiet sowie ökologischer Ausgleichsraum zu. Weiterhin fungieren sie als Wasserspeicher, Klimaregulator und ökologische Nische für verschiedene Pflanzen- und Tierarten. In den Alpen leben über die Hälfte der in Europa gefährdeten Arten. Durch fortschreitende menschliche Eingriffe in die Natur des Alpenraumes wird das Gleichgewicht der Grundfunktionen gestört, so dass Folgen wie Luftverschmutzung, Waldsterben, Bodenerosion und Lawinen Mensch und Natur bedrohen.
Der Tourismus ist eine der größten Einnahmequellen der Region, gleichzeitig jedoch auch der Hauptbelastungsfaktor. Jährlich besuchen rund 80 Mio. Wochenendausflügler, 70 Mio. Feriengäste und 50 Mio. Skifahrer die Alpen.
Um einen Überblick über die Alpen zu bekommen, werden nachfolgend die Themen Klima, Vegetation, Entstehung und Probleme im Alpenraum besprochen.
Klima und Vegetation
Das großräumige Klima der Alpen wird maßgeblich durch die Wettersysteme des Nordatlantiks, durch das Mittelmeer sowie durch die eurasische Landmasse geprägt. Generell liegen die Alpen im Bereich des gemäßigten Übergangsklimas; das lokale Klima wird jedoch vorwiegend durch Höhenlage und Exposition bestimmt. Die Niederschlagsmengen nehmen von Westen nach Osten ab und mit steigender Höhe zu, was vorwiegend in der Stauwirkung der Alpen begründet liegt. Zu den niederschlagreichsten Gebieten mit 2.500 mm und mehr im Jahr zählen die Randgebiete der Nördlichen und Südlichen Kalkalpen.
In den Alpen haben regionale und überregionale Windsysteme wie der Föhn eine große Bedeutung. Der Föhn ist ein Fallwind, welcher sich beim Abstieg erwärmt und besonders im Winter und Frühjahr in den Niederungen für milde Temperaturen sorgt.
Des Weiteren sind abgeschlossene Täler, Becken und Mulden im Winter häufig durch Inversionswetterlagen (Temperaturumkehr) betroffen. Normalerweise nimmt die Lufttemperatur vom Erdboden zum Himmel hin ab. Warme Luft steigt somit in die kältere Umgebung auf. Bei Inversionswetterlagen liegt eine wärmere Luftschicht über kälterer Luft, so dass die aufsteigende (verschmutzte) Luft an der Schichtgrenze hängen bleibt.
Die Vegetation der Alpen gestaltet sich in direkter Abhängigkeit von Höhenlage und Exposition. Zwischen den höchsten Gipfeln und den tiefsten Tälern liegen ca. 4.000 Höhenmeter, die sich in Bezug auf die Vegetation in verschiedene Höhenstufen differenzieren lassen:
- die Kolline Stufe (bis 600 m), dominiert durch menschliche Nutzung wie Obst- und Ackerbau;
- die Montane Stufe (bis zur Laubwaldgrenze bei 1.200 m), welche durch Laubwälder geprägt ist;
- die Subalpine Stufe (bis zur Baumgrenze bei ca. 2.000 m), in der vorwiegend Nadelgehölze präsent sind;
- die Alpine Stufe (bis 3.300 m), hier befinden sich die Alpweiden, die im Sommer durch die Bergbauern genutzt werden;
- Nivale Stufe, die durch Schnee, Eis und Fels charakterisiert ist.
Entstehung der Alpen
Die Alpen sind vom Aufbau her ein sehr kompliziertes Gebirge. Eine Vielzahl an Gesteinen aller Art und verschiedenen Alters sind hier zu finden. Dieser komplexe Aufbau hat seine Ursache in der Entwicklungsgeschichte der Alpen.
Die Entstehung der Alpen begann vor rund 250 Mio. Jahren auf dem Grund eines weiten Ozeans, der Thetys, welcher sich zwischen der Eurasischen und der Afrikanischen Lithosphärenplatte befand. In diesem Ozean lagerte sich über Millionen Jahre das Abtragungsmaterial der Erdoberfläche ab, das durch die Flüsse ins Meer transportiert wurde. Die Ablagerungen, die im Zentrum des Senkungsbereiches mehrere tausend Meter betrugen, wurden allmählich zu Sand-, Mergel-, und Kalkstein verfestigt. Vor etwa 100 Mio. Jahren bewegten sich die Krustenplatten aufeinander zu, so dass das Meer stark eingeengt und der Meeresgrund aufgefaltet wurde. Die Faltenrücken erschienen als Inselbögen über der Wasseroberfläche. Durch anhaltende Schubbewegungen wuchsen einerseits die Falten weiter an, andererseits schoben sich die Gesteinsschichten dachziegelartig übereinander. Mit der Kollision der beiden Platten tauchte die Afrikanische unter die Eurasische Platte ab, wodurch sich eine aktive vulkanische Tätigkeit einstellte. Aufgrund dessen lassen sich in den Alpen neben Kalkgesteinen, die ihren Ursprung im Meer haben, vulkanische Granite finden.
Neben der Auf- und Überschiebung der Schichten des Meeresbodens setzte vor 20 Mio. Jahren zusätzlich eine intensive Hebung des Gebirgskomplexes ein, die noch bis heute anhält. Da sich Hebung und Erosion jedoch ausgleichen, wachsen die Alpen nicht weiter in die Höhe.
Probleme im Alpenraum
Die Nutzung des Alpenraumes hat sich über die letzten Jahrhunderte signifikant verändert. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein wurden die Alpen im weitesten Sinne "umweltverträglich" genutzt. Die Eingriffe in die Umwelt waren nicht naturzerstörend, sondern die Almenwirtschaft wirkte sich vielfach positiv auf die ökologische Artenvielfalt aus. Die Nutzung vollzog sich somit teilweise im Einklang mit der Natur.
Der Wandel von den traditionellen Wirtschafts- und Kulturformen in den Alpen zu Industrie und Massentourismus hat sowohl kulturelle als auch ökologische Veränderungen zur Folge.
Die ökologischen Folgen betreffen vor allem die Bereiche Luft- und Wasserverschmutzung, Waldsterben und die unmittelbaren Auswirkungen des Skitourismus.
Die Luftverschmutzung wird durch Heizungen der Ferienwohnungen, dem touristischen-, dem Versorgungs- und dem Transitverkehr verursacht. Gerade in den Becken- und Tallagen, wo sich die Touristenzentren konzentrieren, kann die verschmutzte Luft durch die häufigen Inversionswetterlagen nur schwer entweichen. Aufgrund dessen wirkt sich die Luftverschmutzung hier stärker aus als im Flachland, was sich wiederum am Zustand der Wälder bemerkbar macht. In den Ferienorten ist die Luftqualität teilweise so schlecht wie in städtischen Ballungsräumen.
Die Wasserverschwendung und -verschmutzung rührt aus dem extrem hohen Wasserverbrauch des durchschnittlichen Touristen sowie dessen Abwässer her. Für Schneekanonen werden im Winter Unmengen an Wasser verbraucht, so dass sauberes Trinkwasser bereits zu einem knappen Gut geworden ist. Weiterhin kommen Wasserverunreinigungen aus der chemisch unterstützten Skipistenpflege.
Dem Ausbau der Skipisten fielen bis heute große Flächen des Waldes zum Opfer, gerade auch in den empfindlichen subalpinen und alpinen Regionen. Hierdurch wird die ökologische Stabilität der Flächen zerstört, da zusätzlich durch Schneekanonen und Planierung der Pisten die Skisaison bis weit in das Frühjahr verlängert wird. Dadurch verkürzt sich die Vegetationsperiode und die Flächen können sich nur schwer regenerieren. Eine gestörte Vegetation kann den Boden nicht festhalten, so dass es zur großräumigen Bodenerosion kommt.
Die Eingriffe und Verunreinigungen wirken sich in den Alpen besonders negativ aus. Durch Zerstörung der natürlichen Vegetation werden Naturereignisse begünstigt, wozu u. a. Überschwemmungen, Murgang, Steinschlag und Waldbrand zählen. Bei Erfassung von Siedlungsgebieten werden aus Naturereignissen Naturkatastrophen, die man häufig in den Medien nachlesen kann.
Die Probleme im Alpenraum wurden bereits seit längerem erkannt, so dass verschiedene Abkommen der Alpenländer geschlossen wurden. So beispielsweise die Alpenkonvention (1995), welche den Schutz des Naturraumes und eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel hat. Des Weiteren soll den wirtschaftlichen und kulturellen Belangen der Alpenbevölkerung größere Beachtung geschenkt werden.
Literatur
Ahnert, F. (2003): Einführung in die Geomorphologie. Stuttgart.
Goudie, A. (2002): Physische Geographie. Eine Einführung. Heidelberg.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.05.2012
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.05.2012