Höhenschichten der Erde


Gesamtüberblick über die Verteilung der Höhenunterschiede auf den sieben Kontinenten

Die Oberfläche der Erde ist zum einen über weite Teile mit Wasser, zum anderen mit Landmassen bedeckt. Dabei trennt die Ebene des Meeresspiegels die Landmassen von den Meeresräumen und bildet gleichzeitig den Nullpunkt der Höhenmessung.

Das Relief der Landoberfläche zeigt über den gesamten Globus eine sehr heterogene Gestaltung in Bezug auf auftretende Höhenbereiche und deren Verteilung. So lassen sich Gebiete mit großen Höhen und Höhenunterschieden, mit mittlerer Reliefenergie und fast ebene Gebiete differenzieren. Um die einzelnen Kontinente charakterisieren und vergleichen zu können, lassen sich die Höhenbereiche in verschiedene Höhenstufen klassifizieren:
  • geringe Höhen: bis 200 m
  • mittlere Höhen: 200 - 2.000 m
  • hohe Höhen: über 2.000 m
In der nachfolgenden Tabelle (verändert nach Machatschek1 1955) erfolgt die Klassifikation der einzelnen Kontinente nach diesen Höhenstufen. Dabei sind die durchschnittlichen Höhen der Kontinente, deren größte Höhen und die prozentualen Anteile der verschiedenen Höhenstufen eingetragen.

durchschnittliche Höhe in m größte Höhe in m geringe Höhen in m mittlere Höhen in m große Höhen > 2.000 m
in % in % in %

Europa 340 4.810 56 42 2
Asien 960 8.848 25 63 12
Afrika 750 5.900 10 87 3
Australien 340 2.240 39 60 1
Nordamerika 720 6.200 30 59 11
Südamerika 590 7.040 38 55 7
Antarktika 2.200 4.000 6 30 64

Landoberfläche 875 8.848 25 61 14



Generell lässt sich feststellen, dass bei der Betrachtung der gesamten Landoberfläche die mittleren Höhen überwiegen und die geringen und hohen Höhen dementsprechend weniger vertreten sind. Bei der Betrachtung der einzelnen Kontinente hingegen ergibt sich jeweils eine eigene Verteilung.


Europa

Für Europa ergibt sich eine von den globalen Höhenanteilen stark abweichende Verteilung. Hier überwiegen die geringen Höhen mit ca. 56 %. Diese Höhenstufe nimmt große Gebiete entlang der Küsten von Frankreich über die Benelux-Staaten, Deutschland, Polen und der Ukraine ein. Die geringen Höhen bis 200 m setzen sich dann in Osteuropa im Osteuropäischen Flachland fort und reichen im Osten bis an den Ural und im Süden bis an das Kaspische Meer. Der gesamte Mittel- und Hochgebirgsbereich von der Iberischen Halbinsel über Mitteleuropa bis nach Osteuropa bewegt sich im Bereich der mittleren Höhen. Auch Skandinavien ist überwiegend durch Höhen in diesem Bereich charakterisiert. Obwohl Europa einen großen Flächenanteil an Gebieten mit Hochgebirgscharakter aufweist, ist der Anteil an Höhen über 2.000 m jedoch relativ gering. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese Höhen überwiegend in Gipfellagen der Alpen, der Pyrenäen oder der Karpaten vorkommen. Dort sind sie relativ häufig, die eingenommene Fläche ist jedoch gering.


Asien

In Asien überwiegen vor allem im Norden im Bereich des Westsibirischen Tieflandes und des Tieflands von Turan geringe Höhen unter 200 m. Weitere größere Ebenen und Tieflandsbereiche befinden sich in Saudi Arabien und im Osten Chinas sowie entlang der großen Flüsse, wie beispielsweise entlang des Indus, Ganges, Amur oder Mekong. Mittlere Höhenstufen sind ebenfalls häufig und über den Kontinent relativ weit verbreitet. So lassen sich weite Teile des Mittelsibirischen und Ostsibirischen Berglands dazu zählen. Nur wenige Höhenrücken erreichen im Ostsibirischen Bergland Höhen über 2.000 m. An diese nördlichsten Asiatischen Bergländer schließen sich südlich weitere verschiedene Gebirgszüge und große Becken an, dessen Kämme über 3.000 m liegen, der überwiegende Teil jedoch zwischen 1.000 und 2.000 m. Weiterhin lassen sich mittlere Höhenbereiche auf der Arabischen Halbinsel, auf dem Indischen Subkontinent und im Osten Chinas finden. Das größte zusammenhängende Gebiet im Höhenbereich über 4.000 m bildet das Hochland von Tibet und die angrenzenden Gebirge, wie beispielsweise der Himalaja oder das Pamirgebirge. Außerhalb dieses zusammenhängenden Komplexes befinden sich kleinere Gebiete mit Höhen über 2.000 m auf Kamtschatka, in Japan, in Indonesien sowie in Klein Asien.


Afrika

Der Afrikanische Kontinent ist vorwiegend durch eine weitreichende Schwellen- und Beckenlandschaft geprägt. Die Höhen dieser Landschaftselemente liegen überwiegend zwischen 300 und 2.000 m, weswegen die mittleren Höhen mit 87 % auch den größten Anteil an der Fläche Afrikas ausmachen. Die Tafelländer und Rumpfflächen sind wenig strukturiert und weisen aufgrund dessen eine geringe Reliefenergie auf. Tieflandsbereiche geringerer Höhen bis 200 m befinden sich im Norden und Westen Afrikas (Libysches Becken, Tiefland von Senegambien) sowie an den Küsten.

Im Osten des Kontinents vom rotem Meer bis zum Sambesi überwiegt ein Gebirgskomplex (Hochland von Äthiopien, Ost- und Zentralafrikanische Schwelle), der teilweise auf vulkanische Tätigkeit zurückzuführen ist. Diese Gebirgsbereiche weisen durchschnittliche Höhen um 2.000 m auf, in ihren Kammlagen können auch Höhen bis 5.000 m erreicht werden.


Australien

Die mittlere Erhebung Australiens über den Meeresspiegel beträgt ca. 300 bis 340 m, wobei die Reliefunterschiede auf dem Kontinent relativ gering sind. Wie aus der obigen Tabelle zu entnehmen, überwiegen in Australien die mittleren Höhen, wobei große Höhen über 2.000 m nur in den Australischen Alpen vorzufinden sind. Dies liegt darin begründet, dass die Entstehung der verschiedenen geologischen Bereiche Australiens weit zurück liegt, so dass Erosionskräfte den Kontinent über weite Teile eingeebnet haben.

Der westliche Teil des Kontinents (Westaustralisches Tafelland) besteht aus weitläufigen Plateaus, die nach Nordosten geneigt sind. Bis auf verschiedene Tieflandsbereiche liegt der westliche Teil des Kontinents im Höhenbereich zwischen 200 und 1.500 m. Riesige Tieflandsbereiche, welche ebenfalls einen großen Anteil an der Gesamtfläche einnehmen, befinden sich zwischen dem Westaustralischen Tafelland und der Great Dividing Range im Osten Australiens. Die Great Dividing Range, ein Gebirgszug, welcher sich von der Kap York Halbinsel im Norden bis nach Tasmanien erstreckt, weist überwiegend mittlere Höhen um 500 bis 1.500 m auf. Nur wenige Bergkuppen ragen im Südwesten in den Australischen Alpen über 2.000 m hinaus.


Nordamerika

Nordamerika lässt sich in verschiedene Teilgebiete untergliedern. Ganz im Westen erstrecken sich die nördlichen Kordilleren, die sich in verschiedene Teilgebirge untergliedern, von denen das größte die Rocky Mountains sind. Die Kettengebirge liegen im Höhenbereich um 3.000 bis 5.000 m, wobei die höchsten Erhebungen auch über 5.000 m reichen. Die einzelnen Ketten umschließen verschiedene Becken (z. B. das Große Becken), welche zwischen 1.000 und 2.000 m Höhe liegen.

An das Faltengebirge im Westen schließen sich die Great Plains an, dessen Relief weniger stark gegliedert ist als in den Kordilleren. In verschiedenen Schichtabstufungen verringern sich die Höhen Richtung Osten von über 1.000 m auf ca. 200 m. An die Great Plains schließt sich der Kanadische Schild an, welcher ähnliche Höhen aufweist.

Tieflandsbereiche mit Höhen unter 200 m lassen sich ganz im Norden um die Hudson Bay und im Süden um den Golf von Mexiko herum finden.

Einen weiteren Gebirgskomplex im mittleren Höhenbereich stellen die Appalachen dar. Sie erstrecken sich vom Mississippi im Süden bis nach Neufundland.


Südamerika

Das Relief Südamerikas lässt sich relativ deutlich in drei verschiedene Bereiche differenzieren. Ganz im Westen erstrecken sich vom Norden bis in die Südspitze die Kordilleren, welche Höhen von 2.000 bis knapp 7.000 m aufweisen. Die mittleren Höhen des Faltengebirgskomplexes liegen um 3.000 bis 4.000 m, einige Vulkankegel ragen bis auf über 6.000 m hinauf. Östlich an die Kordilleren schließen sich zwei Tieflandsbereiche (Amazonastiefland und La Plata Tiefland) an. Sie lassen sich deutlich von den Hochgebirgsbereichen differenzieren, ihre Höhen liegen unter 200 m. Zum dritten Bereich, welcher sich aus den Niederungen heraushebt, zählen das Brasilianische Bergland und das Bergland von Guayana. Diese Gebirgsbereiche sind stark zergliedert und weisen Höhen zwischen 400 und 2.000 m auf. Die Kämme der Gebirge erreichen teilweise auch 3.000 m, wobei der Anteil relativ gering ist.


Antarktika

Die Höhenverteilung in Antarktika ist vorwiegend durch seine Inlandeisbedeckung beeinflusst, die bis zu mehreren Kilometern mächtig sein kann. Aufgrund dessen ist der Anteil der großen Höhen (siehe Tabelle) hier besonders hoch.


Literatur

Knippert, U. & S. Wagner (Hrsg.) (2003): Alexander-Kombiatlas. Gotha.
Machatschek 1, F. (1955): Das Relief der Erde. Versuch einer regionalen Morphologie der Erdoberfläche. Band I. Berlin.
Machatschek 2, F. (1955): Das Relief der Erde. Versuch einer regionalen Morphologie der Erdoberfläche. Band II. Berlin


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.11.2011