Höhenschichten Europas


zusammenfassende Darstellung der Höhenschichten Europas

Europa kann zum einem als politische Staatengemeinschaft betrachtet werden, zum anderen ist es eine geographische Einheit, die sich folgendermaßen eingrenzen lässt:

Die europäische Land- und Seefläche wird von Island und Skandinavien im Norden, Irland und der Iberischen Halbinsel im Westen, Griechenland und dem Schwarzen Meer im Süden und dem Ural als Trennung zwischen Europa und Asien im Osten begrenzt. Dabei lassen sich unterschiedlichste Landschaften auf der Festlandsfläche differenzieren. Hohe Gebirge und mittlere Hügellandschaften sind ebenso vertreten wie ebene Hochflächen und weite Tiefländer. Nachfolgend wird der Kontinent aus Übersichtsgründen in geographische Teilgebiete unterteilt, die separat erläutert werden. Die Teilgebiete gliedern sich folgendermaßen:
  • Skandinavien und Island
  • Osteuropa; umfasst die baltischen Republiken, Weißrussland, die Ukraine und einen Teil Russlands und Kasachstans
  • Mitteleuropa; schließt die Länder zwischen Belgien und Polen sowie Dänemark und Österreich ein
  • Westeuropa; mit den größeren Staaten Irland, Großbritannien, Frankreich, Portugal und Spanien
  • Süd- und Südosteuropa; u. a. Italien, Griechenland, der Balkan, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei zählen



Skandinavien und Island

Skandinavien ist durch weite Ebenen und durch hohe Gebirgszüge geprägt. Im Süden Finnlands erstreckt sich ein weites Flachland, dessen mittlere Höhen zwischen 100 und 200 m liegen. In diesem Gebiet befindet sich eine Vielzahl an Seen, die sich durch das Abtauen des Eises nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren bildeten. Große Teile Schwedens und Norwegens sowie Islands weisen einen ausgeprägten Hochgebirgscharakter auf, wobei sich die Hochgebirgslandschaft bis fast an die Küsten heran erstreckt. Nur geringe Flächenanteile an den Küsten liegen im Höhenbereich unter 200 m. Die Gebirgsbereiche Skandinaviens und Islands liegen hingegen zwischen 800 und 2.500 m. Dabei ist zu bemerken, dass die Gebirgslandschaften durch Gletschereis verschiedener Eiszeiten überformt wurden, was sich morphologisch in abgeschliffenen Felsmassiven widerspiegelt. Aufgrund des Gletscherschliffs sind hier kaum scharfgratige Gebirgsrücken wie beispielsweise in den Alpen zu finden. Das Gebirge Skandinaviens ist mit einer Vielzahl an weiten Tälern, vorwiegend in Nordwest-Südostrichtung, durchzogen. Ein ausgeprägtes Hochplateau mit relativ geringen Höhenschwankungen um 300 m lässt sich auf der Halbinsel Kola im Nordosten Skandinaviens finden.


Osteuropa

Strukturgeologisch und morphologisch lässt sich der gesamte osteuropäische Raum von Ostpolen nördlich der Karpaten entlang bis an den Ural heran als Russische Plattform zusammenfassen. Er ist charakterisiert durch eine durchschnittliche Höhe von 100 bis 200 m, die durch diverse Rücken und Hochflächen, die jedoch selten 400 m übersteigen, unterbrochen wird. Die Mündungsbereiche der Wolga und des Ural in das Kaspische Meer (Kaspische Senke) ist durch deutlich niedrigere Höhen gekennzeichnet. Teilweise liegen hier die mittleren Höhen mit -20 m erheblich unter dem Meeresspiegel. Als einziges Gebirge mit Höhen bis 1.900 m hebt sich der Ural heraus. Er fungiert als Grenzgebirge zwischen Europa und Asien und erstreckt sich von der Kaspischen Senke bis zum Nordpolarmeer.


Mitteleuropa

Mitteleuropa weist in Bezug auf Höhenschichten eine Dreiteilung in eine Tieflandsfläche im Norden, eine Mittelgebirgszone und den Alpen im Süden auf. Das Tieflandsgebiet reicht von Dänemark bis an die Mitteleuropäsche Mittelgebirgsschwelle heran, deren nördliche Begrenzung die Ardennen in Belgien, die deutschen Mittelgebirge wie Rheinisches Schiefergebirge, Harz und Erzgebirge sowie die Sudeten im Osten markieren. Das Mitteleuropäische Tiefland bewegt sich in Höhenbereichen zwischen 0 und 50 m, selten steigt es über 200 m an, wie beispielsweise im Bereich des Baltischen Landrückens in Nordpolen. Große Teile der Niederlande liegen unterhalb des Meeresspiegels und können nur durch Eindeichung vor der Einnahme durch die Nordsee geschützt werden. Der gesamte Tieflandsbereich ist durch eiszeitliche Ablagerungen überformt und besitzt aufgrund dessen eine leicht hügelige Morphologie.

Südlich des Mitteleuropäischen Tieflandes schließt sich der Mittelgebirgsraum an. Er erstreckt sich von den Ardennen und Vogesen im Westen über die deutschen Mittelgebirge wie Rheinisches Schiefergebirge, Harz, Fichtelgebirge, Schwarz- und Bayrischer Wald nach Tschechien mit Böhmerwald und Sudeten. Die Höhen liegen hier im Durchschnitt zwischen 200 und 1.000 m, nur einzelne Gipfel, zu denen der Feldberg im Schwarzwald (1.493 m) und die Schneekoppe im Riesengebirge (1.603 m) gehören, ragen über die durchschnittlichen Höhen hinaus. Der Mittelgebirgsraum ist als eine Einheit zu betrachten, besteht jedoch aus einer Vielzahl einzelner Gebirge. Diese Gebirge sind individuelle Bruchschollen, die sich morphologisch von ihrer Umgebung abgrenzen lassen. Dabei wechseln Gebirgszüge und Beckenlandschaften einander ab.

Die dritte große Einheit der Mitteleuropäischen Landschaft bilden die Alpen. Die Morphologie zeigt sich hier noch abwechslungsreicher, da Gipfelketten mit weit über 2.000 m, teilweise auch über 4.000 m mit tief eingeschnittenen Tälern wechseln. Der Montblanc markiert mit 4.807 m die höchste Erhebung der Alpen.


Westeuropa

Westeuropa lässt sich ebenfalls wie das Gebiet Mitteleuropas in weite Flachlandsbereiche, Mittelgebirge und Hochgebirgsgebiete differenzieren. Weite Flachlandsgebiete erstrecken sich im Bereich der Niederungen der Benelux-Staaten, im Südosten Großbritanniens, in Zentralirland sowie in großen Teilen in Westfrankreich. Diese Großräume erreichen Höhen bis zu 200 m. Mittlere Höhen bis zu 1.400 m hingegen erreichen das Schottische Hochland und Gebirgsräume im westlichen Großbritannien, die beide, geologisch betrachtet, zu den Hochgebirgsbereichen in Skandinavien gezählt werden können. Auf dem Festlandsbereich Europas sind weitere Mittelgebirgsbereiche in der südöstlichen Hälfte Frankreichs anzutreffen. Südlich und östlich des Pariser Beckens befinden sich Mittelgebirgsbereiche, deren mittlere Höhen zwischen 500 m und 1.800 m schwanken. Die bedeutendsten Gebirgsmassive sind dabei die Vogesen im Osten und das Zentralmassiv im Süden Frankreichs. Sie sind durch eine Vielzahl an Horsten und Gräben (höher und tiefer liegende Bereiche) charakterisiert, die sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte bildeten. Die einzelnen Gebirge und Hochflächen werden durch viele Flüsse durchschnitten und somit in Teilgebiete differenziert. Einen lang gestreckten Tieflandsbereich, der gleichzeitig das Zentralmassiv und Alpen von einander trennt, stellt der Rhone-Graben dar, der seine Fortführung im Oberrheingraben findet.

Die Iberische Halbinsel erweist sich im Vergleich zum übrigen europäischen Kontinent als besonders stark gegliedert. Hochgebirge wechseln mit Hochflächen und Tieflandsbereiche. Die höchsten Erhebungen bilden dabei die Pyrenäen, die sich als Grenzgebirge zwischen der Iberischen Halbinsel und dem restlichen europäischen Festlandsbereich erstrecken. Die Pyrenäen sind ein relativ schmaler Gebirgsstreifen mit Höhen über 3.000 m, der nach Norden durch das Aquitanische Becken und nach Süden durch das Tal des Ebro begrenzt wird. Nach Nordwesten gehen die Pyrenäen entlang der nördlichen Atlantikküste in das Kantabrische Gebirge über, welches jedoch geringere Höhen aufweist. Weitere Gebirge mit Höhen bis zu 2.500 m befinden sich in Zentralspanien (Kastilisches Scheidegebirge, Iberisches Randgebirge) sowie die Sierra Nevada im Süden der Iberischen Halbinsel. Die genannten Gebirge umschließen zwei ebene Hochflächen (Nordmeseta und Südmeseta), die jeweils Höhen um 700 m aufweisen und dabei geringfügig durch Täler gegliedert sind. Tieflandsbereiche sind im Südwesten und Westen anzutreffen.


Süd- und Südosteuropa

In Süd- und Südosteuropa überwiegen hauptsächlich tiefe Flachländer entlang der großen Flüsse und ausgeprägte Hochgebirgsbereiche. Südlich der Alpen schließt abrupt die flache Poebene an, die Höhen zwischen 0 und 100 m aufweist. Die restliche Apenninenhalbinsel ist durch das gleichnamige Gebirge charakterisiert, welches sich bis nach Sizilien erstreckt. Von den Küstenbereichen steigt das Gebirge kontinuierlich bis auf weit über 2.500 m zum Landesinneren an. Auf der gegenüberliegenden Seite der Adria erstreckt sich ein einheitlicher Gebirgskomplex vom Dinarischen Gebirge über den Balkan im Osten bis nach Griechenland. Dieser Komplex setzt sich aus hohen Gebirgsrücken bis 3.000 m, tief eingeschnittenen schmalen Tälern und Hochflächen zusammen. Dabei lassen sich nur schmale Küstenbereiche an Adria, Mittelmeer und Schwarzem Meer zum Tieflandsbereich bis 200 m zählen, da hier das Gebirge bis fast an die Küsten reicht. Nördlich des Gebirgskomplexes auf der Balkanhalbinsel befinden sich ausgedehnte Tieflandsbereiche, die sich entlang der Donau in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien erstrecken. Das Donautiefland umschließt südlich und östlich vollständig die Karpaten. Im Bereich der höchsten Erhebungen in der Hohen Tatra und in den Südkarpaten werden über 2.500 m erreicht.


Literatur

Embleton, C. (Hrsg.) (1984): Geomorphology of Europe. Weinheim.
Knippert, U. & S. Wagner (Hrsg.) (2003): Alexander-Kombiatlas. Gotha.
Walter. R. (1992): Geologie von Mitteleuropa. Stuttgart.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.11.2011