Infoblatt Marsch


Entstehung und Typen der Marsch sowie deren Nutzung


Charakteristika und Entstehung der Marsch

Der Begriff Marsch (Plural Marschen) kommt aus dem Niederdeutschen und ist verwandt mit dem lat. Wort "mare" (Meer).

Die Marsch entsteht im Bereich von Gezeitenküsten und Flussmündungen durch Sedimentation (Ablagerung) von feinen Schlickpartikeln. Marschen sind flache Landstriche ohne natürliche Erhebungen in Höhe des Meeresspiegels. Sie schließen sich landwärts dem Watt an und werden nur noch bei Sturmfluten überflutet.

Marschen entstehen durch die zunehmende Verlandung eines Schlickwatts. Die Gezeiten spülen Feinsand und Schlick an, der sich in Flachwasserzonen absetzt und monatlich bis zu 3 mm Boden aufschichtet. Das Feinmaterial wird durch Flüsse antransportiert oder an anderen Küsten erodiert und mit dem Gezeitenfluss herangeschwemmt.

Die Sedimentation und Verlandung kann durch die Ansiedlung von Pflanzen unterstützt werden. In tieferem Wasser wird der Schlick stellenweise durch Seegraswiesen festgehalten. In Flachwasserzonen siedelt sich der Queller an und wirkt als Schlickfänger. Diese salzliebende, blattlose Pflanze behindert zum einen die Strömung und verfestigt zum anderen den Schlick mit ihren Wurzeln im Boden. Beides fördert die weitere Aufschichtung der Marsch. Auf höheren, trockenen Schlickflächen wachsen Gräser und andere Blütenpflanzen und bilden eine typische Salzwiesenflora. Diese Wiesen liegen bereits über dem mittleren Hochwasser und werden nur bei Sturmfluten überspült. Dabei lagern sich jedes Mal große Sandmassen ab und erhöhen die Salzwiesen weiter. Im Durchschnitt wächst das Land bis zu 1 Meter über die mittlere Hochwasserlinie.

Wenn eine Sturmflut die Marsch überflutet, werden zuerst schwere, meist sandige Schlicke abgelagert. Dabei entsteht das ufernahe Hochland, welches gut zur Landwirtschaft geeignet ist. Aus dem weiter ins Landesinnere transportierte Feinmaterial bildet sich das Sietland. Es liegt 1 - 2 m tiefer und versumpft an einigen Stellen. Daher kann es nur als Grünland genutzt werden.

Zum Schutz vor Hochwasser und zur Landgewinnung wurden seit dem frühen Mittelalter große Marschflächen eingedeicht. Die eingedeichten Flächen, auch Koog oder Polder genannt, werden durch Pumpstationen und Kanäle zum freien Watt hin entwässert. Am Kanalende befinden sich Schleusen (sog. Siele), die das Eindringen der Flut verhindern. Durch die Trockenlegung sind weite Regionen des Marschlandes abgesackt, tlw. auch unter das Meeresniveau. Die tiefste Stelle Deutschlands liegt 3,5 m unter dem Meeresspiegel und befindet sich in der Wilstermarsch (Schleswig-Holstein). Natürliche Marschen außerhalb von Deichen nennt man Heller.


Marschtypen

Nach der Entstehung und Lage unterscheidet man zwischen Seemarschen, Flussmarschen, Brackmarschen und Moormarschen.

Die Seemarschen entstehen an Gezeitenküsten durch Sedimentation des grauen, kalkreichen, marinen Meeresschlicks. Der hohe Kalkgehalt entsteht durch angeschwemmte Muschel- und Schneckengehäuse. Die Marsch ist überwiegend durch stark wechselnde Schluff- und Feinsandanteile geprägt.

Flussmarschen bilden sich an den Trichtermündungen der Flüsse, die an Gezeitenmeeren enden. Während der Flut werden die Flüsse aufgestaut und Feinmaterial kann sich an den Ufern absetzen. Da im Fluss weniger Muscheln und Schnecken vorkommen, hat der abgelagerte Boden einen geringeren Kalkgehalt. An der norddeutschen Küste nehmen die Küsten- und Flussmarschen eine Fläche von rund 5.500 km² ein.

Brackmarschen bilden sich in Brackwasserbereichen, wo durch die geringe Wasserbewegung das Watt schnell verlandet. Die Böden haben einen geringen Kalkgehalt, sind stark verdichtet und bestehen bis zu 90 % aus schluff-tonigen Sedimenten.

Wenn im hinteren Küstenbereich Niedermoore vorkommen, die bei Sturmfluten von Schlickmassen bedeckt werden, entstehen Moormarsche. Der Boden hat ein besonderes Profil: Eine dünne Schlickdecke von einigen Dezimetern Mächtigkeit liegt auf mehreren Torflagen, die ebenfalls von Schlick durchsetzt sind.


Marschböden

Die Marschböden zählen zu den Grundwasserböden. Sie entwickeln sich auf marinen und fluvialen Sedimenten der Marsch und sind sehr nährstoff- und humusreich. Durch darin angeschwemmte Kalkschalen besitzen sie einen hohen Carbonatgehalt. Marschböden sind feinkörnig mit einem geschichteten Profil. Im Laufe der Zeit verändern sich ihre Eigenschaften. In älteren Marschen kommt es durch den Niederschlag zur Aussüßung und Entkalkung. Der Boden verdichtet sich und kann absacken.


Nutzung der Marsch

Durch die Trockenlegung der Marschflächen entstehen sehr fruchtbare Böden, die zum Anbau von Obst, Gemüse und Blumen sowie zur Viehzucht genutzt werden.

Die Marsch besitzt für die Landwirtschaft drei Vorteile:
  • Durch die Schwebstoffe sind die Böden sehr feinkörnig und nährstoffreich.
  • Durch die Küstennähe herrscht hier ein ausgeglichenes Klima mit milden Wintern und weniger Frosttagen als im Binnenland.
  • Der erhöhte Grundwasserspiegel sichert die Wasserversorgung der Pflanzen.
Ackerbaulich genutzt werden insbesondere die Seemarsch und Teile der Flussmarsch. Die übrigen Marschen dienen der Grünlandnutzung.
Die Besiedlung der Marschen reicht bis in die Bronzezeit zurück. Bevor man im Mittelalter mit dem Deichbau begann, legte man zum Schutz der Siedlungen sog. Wurten an. Dabei handelt es sich um lokale, künstliche Erhöhungen inmitten der flachen Marsch.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sabine Seidel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2005
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 18.05.2012