Infoblatt John Cabot - Giovanni Caboto (um 1450 - 1498/99)


John Cabot - eine Kurzbiographie

Über Giovanni Caboto ist wenig bekannt. Seine Geburtsstadt könnte Genua, aber auch Venedig gewesen sein. Fakt ist, dass er 1476 den Bürgerstatus Venedigs erhielt. In die Geschichte der geografischen Entdeckungen aber ging er als John Cabot ein – der englische Name des Italieners.

In Spanien hatte Caboto von der ersten Entdeckungsreise von Kolumbus gehört. Nach Cabotos Vorstellung von der Welt musste es möglich sein, einen noch kürzeren Weg nach Indien zu finden als Kolumbus, der 1492 den Atlantik überquert und mit den Inseln in der Karibik Amerika entdeckt hatte.

Wegen der Krümmung der Erde glaubte Caboto, dass die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Asien im Norden zu finden sein müsste. Deshalb wollte er so weit wie möglich nach Norden vordringen.

In Spanien und Portugal aber, wo Caboto seinen Plan zuerst vorstellte, gab es weder für seine These noch für seinen Plan zu einer Atlantiküberquerung im hohen Norden betuchte Geldgeber. Am spanischen und portugiesischen Hof setzte man auf die neu entdeckte mittelamerikanische Region.

Interesse und auch das nötige Geld für seine Idee fand Caboto schließlich im aufstrebenden England, dem Konkurrenten der beiden Kolonialmächte im Süden Europas. In Bristol waren es wohlhabende Händler, die Cabot finanziell unterstützten. Als 1493 in England die Nachricht eintraf, dass Kolumbus die Westpassage – wie man damals allgemein glaubte – nach Asien entdeckt habe, begann Caboto, einen konkreten Plan für eine Expedition in den Fernen Osten auszuarbeiten. Im März 1496 genehmigte König Heinrich VII. diesen Plan und erteilte Caboto den Auftrag zu einer Reise im Namen der englischen Krone.

So konnte John Cabot am 20. Mai 1497 mit der "Matthew" und 18 Mann Besatzung von Bristol aus in See stechen. Das Schiff lief auf nordwestlichem Kurs. Nach zweimonatiger Überfahrt bei teils stürmischem und rauem Wetter wurde am 24. Juni Land gesichtet. Cabot befahl die Landung.

Danach folgte Cabot dreißig Tage lang dem Küstenverlauf, ohne eine Menschenseele zu sehen. Er passierte die Halbinsel Labrador, Neufundland und die Küsten Neuenglands. Seine Entdeckungen nannte er "New Found Land" – Neufundland – und beanspruchte sämtliche von ihm gesichteten Gebiete für England. Anfang August kehrte Cabot nach England zurück, wo er stolz davon berichtete, Asien entdeckt zu haben.

Der Erfolg schien seine Gönner überzeugt zu haben, denn sie gaben Cabot neues Geld, mit dem er eine zweite Expedition ausrüsten konnte. Auch der englische König unterstützte diese neuerliche Reise, bei der Cabot bis in das japanische Zipangu vorzudringen hoffte. Diesmal verließ er Bristol im Mai 1498 mit einer ansehnlichen kleinen Flotte von vier oder fünf Schiffen und 200 Mann Besatzung.

Bei dieser zweiten Reise verließ Cabot wohl das Glück, denn nur eines seiner Schiffe kehrte nach England zurück. Von ihm und seinen restlichen Männern fehlt bis heute jede Spur. Einige Historiker vermuten, dass die gesamte Expedition auf See untergegangen sei. Andere wieder suchen seine Spuren in Ostgrönland. Schließlich glauben einige, dass Cabot bis zur Chesapeake-Bai gesegelt sei und von dort nach England zurückgekehrt wäre.

Das alles sind Spekulationen. Fakt ist allein, dass John Cabot als zweiter Europäer nach Kolumbus den amerikanischen Kontinent betreten hat. Unzweifelhaft war er nach den Wikingern sogar der Erste, der nicht die tropischen und subtropischen Gebiete Mittel- und Südamerikas, sondern den rauhen und unwirtlichen Norden des amerikanischen Kontinents wieder betrat. Das ist sicherlich sein herausragendes Verdienst.

Die genaue Stelle, an der John Cabot 1497 an Land ging, ist bis heute nicht bekannt – vermutlich geschah das an der Ostküste Neufundlands. Weder sein Logbuch blieb erhalten noch fand sich irgendein glaubhafter Augenzeuge, der Licht in das Dunkel um das tragische Ende der letzten Expedition von John Cabot hätte bringen können.

Für England war ganz entscheidend, dass John Cabot all seine Entdeckungen für die englische Krone in Besitz genommen hatte. Dieser zu Lebzeiten Cabots kaum beachtete Umstand ebnete später Großbritannien den Weg zum Aufstieg zu einer der größten Kolonialmächte der Welt.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. um 1450
    Über Giovanni Caboto ist so wenig bekannt, dass heute selbst sein Geburtsort nicht sicher benannt werden kann. Es könnte Genua, aber auch Venedig gewesen sein, wo er um 1450 das Licht der Welt erblickte.
  • 1476 bis 1493
    Aus dem Jahr 1476, in dem Caboto den Bürgerstatus Venedigs erhielt, stammt die erste verlässliche Angabe über den Seefahrer und Entdecker. Danach hielt sich der Italiener in Spanien und Portugal auf, um an den dortigen Königshöfen Gönner und Geldgeber für eine Expedition nach Asien zu gewinnen. Im Gegensatz zu Kolumbus wollte Caboto den fernen Kontinent über einen möglichst weit nördlich führenden Seeweg erreichen, denn er war davon überzeugt, dass der Weg nach Asien über die Nordhalbkugel der Erde der Kürzeste sein müsste. Während seine Pläne in Spanien und Portugal abgelehnt wurden, fand Caboto im englischen Bristol Geldgeber. Sie vermittelten ihm auch den Kontakt zum englischen König Heinrich VII., in dessen Auftrag John Cabot – wie er fortan in England genannt wurde – schließlich nach Nordamerika segelte.
  • 1497
    Im Mai 1497 startete die Expedition mit der "Matthew" und 18 Mann Besatzung von Bristol aus. Nach zweimonatiger Überfahrt betrat Cabot Mitte Juni den nordamerikanischen Kontinent. Er segelte über einen Monat vor der nordamerikanischen Küste, passierte die Halbinsel Labrador, Neufundland und Neuengland. Nach England zurückgekehrt, war er sich sicher, Asien entdeckt zu haben.
  • 1498
    Angesichts des großen Erfolgs seiner ersten Reise erhielt Cabot schnell neues Geld, mit dem er sofort eine weitere Expedition ausrüstete. Auf dieser zweiten Reise wollte John Cabot mit seinen Männer bis nach Japan vordringen. Im späten Frühjahr 1498 verließen vier oder fünf Schiffe mit etwa 200 Männern an Bord Bristol. Ein einziges dieser Schiffe kehrte zurück. Die wenigen Überlebenden wussten nichts über das Schicksal von John Cabot und der restlichen Expeditionsteilnehmer. Bis heute kann nur darüber spekuliert werden, wo und wie das Leben des mutigen italienischen Seefahrers und Entdeckers in englischen Diensten endete.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012