Infoblatt Francisco Pizarro (1475 - 1541)


Francisco Pizarro - eine Kurzbiographie

Der blutige Eroberer und Tyrann von Peru stammte aus sehr armen Verhältnissen und wurde um 1475 in Trujillo im nördlichen Estremadura geboren. In den neunziger Jahren des 15. Jh. nahm er als Soldat des spanischen Königs an Kriegen in Frankreich und Italien teil. Er hörte vom Gold in der Neuen Welt und reiste spätestens 1504 (1502) das erste Mal nach Amerika. Er zog als Soldat, Goldsucher und Priester umher, um die Indianer zu missionieren.

1509 segelte er unter dem Kommando von Alonso de Ojeda nach Südamerika. An der Expedition nahm auch Núñez de Balboa teil, zu dessen Männern Pizarro 1513 gehörte, als an der Landenge in Panama das "Südmeer", der Pazifik, entdeckt wurde. Dort hörte Pizarro wiederum von ungeheuren Goldschätzen in Südamerika, deren Eroberung zu seinem Lebensziel wurde.

1525 nahmen seine Pläne Gestalt an. Er wurde sich mit Diego de Almagro und Fernando de Luque einig, das Goldland der Inkas gemeinsam zu erobern. Am 14. November lief er mit Almagro aus, um die Küste Südamerikas und das Goldland zu entdecken. Wegen des schlechten Wetters mussten sie in einer Flussmündung Halt machen. Als die Nahrungsmittel ausgingen, wurden die Indianerdörfer geplündert. Die ständigen Angriffe der Indianer, bei denen Almagro ein Auge verlor, zwangen die Spanier zur Umkehr nach Panama.

Von dort liefen sie im Juni 1526 wieder Richtung Süden aus. In den Kämpfen mit den Inkas gab es viele Tote, aber die Kavallerie sicherte den Sieg, weil die Eingeborenen vor den Pferden, die sie nicht kannten, entsetzt flohen. Zwischen Pizarro und Almagro kam es zu immer größeren Spannungen. Sie trennten sich. Pizarro blieb allein auf einer Insel zurück, während Almagro und andere Meuterer nach Panama segelten. Nach fünf Monaten kam Almagro wieder mit dem Befehl des neu ernannten Gouverneurs von Panama in der Tasche, das Unternehmen binnen sechs Monaten zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.

Auf ihrer Reise nach Süden lernten die Spanier die Stadt Tumbez kennen, in die sie von den Indios eingeladen wurden. Tumbez war eine wohlhabende und hoch zivilisierte Stadt. Mit den wenigen schlecht ausgerüsteten Männern wagten es Almagro und Pizarro nicht, die Stadt zu unterwerfen, sondern befahlen den Aufbruch und segelten weiter südwärts. Ihre Expedition gelangte, das Jahr 1527 war schon weit fortgeschritten, bis zum 9. Breitengrad. Weil aber die gestellte Sechs-Monats-Frist längst verstrichen war, wurde der Befehl zur Rückfahrt gegeben. Aber Pizarro war fest entschlossen zurückzukehren.

1528 reiste er nach Spanien, um beim König sicherzustellen, dass kein anderer Spanier das Inkareich eroberte. Im Mai erlebte Pizarro die Ankunft Hernán Cortés am Hof, dem erfolgreichen Eroberer Mexikos. Cortés überhäufte seinen König mit Reichtümern und Geschenken, was seinen Vetter Pizarro zusätzlich anstachelte, endlich das Inkareich zu unterwerfen. Dazu brauchte er die Unterstützung des Königs. Doch er musste ein ganzes Jahr bei Hofe warten, ehe er endlich zur Audienz vorgelassen wurde. In einem Vertrag (den "Kapitulationen von Toledo") erhielt Pizarro die Garantie, Peru entdecken und einnehmen zu dürfen. Außerdem bekam er Geld vom König. Für den Fall der Eroberung des Inkareichs wurde er zum Gouverneur bestimmt, Fernando de Luque zum Bischof der Stadt Tumbez und Almagro zum Verwalter der Festung Tumbez berufen.

Daraufhin rekrutierte Pizarro in Spanien neue Truppen, unter ihnen zahlreiche Verwandte, und kehrte im Januar 1530 nach Panama zurück. Genau ein Jahr später segelte er von dort aus in Richtung Süden. An Land ging es in sehr verlust- und entbehrungsreichen Märschen weiter. Nach sieben Monaten nahmen die Spanier die Stadt Coaque ein und plünderten sie, wobei zum ersten Mal größere Mengen Gold erbeutet wurden. Obwohl es Pizarro jetzt in die Stadt Tumbez drängte, ging in zermürbenden Kleinkämpfen mit den Indianern und wegen der Regenzeit viel Zeit ins Land. Erst 1532 gelangten die spanischen Eroberer vor die Tore von Tumbez, konnten die Stadt aber kaum wieder erkennen. Tumbez war durch einen langjährigen Bürgerkrieg zwischen den Indianern fast völlig zerstört und heruntergekommen. Die Einwohner der Stadt waren geflohen und kämpften jetzt in den Bergen entschlossen gegen die Spanier.

Im Mai marschierte Pizarro von Tumbez südwärts und gründete drei Monate später die Siedlung San Miguel als sicheres Basislager für den Kampf mit den Inkas. Er marschierte weiter zur Stadt Cajamarca und richtete sich dort in einer verlassenen Festung ein. Pizarro, der um die Zerstrittenheit der einzelnen Indianerstämme wusste, fasste den Entschluss, den Inkaherrscher Atahualpa gefangen zu nehmen. Seine Truppen versteckten sich in den Häusern von Cajamarca und warteten die Ankunft des Häuptlings ab, der sich der Stadt mit äußerster Vorsicht näherte. Doch als er die von einem Pater bei der Begrüßung entgegengehaltene Bibel zu Boden warf, gab Pizarro das Zeichen zum Angriff. Die Spanier metzelten sämtliche Gefolgsleute nieder und nahmen Atahualpa gefangen. Der ließ innerhalb von zwei Monaten einen Raum von 85 m³ mit Gold und Silber füllen, um sich freizukaufen. Das eingeschmolzene Gold wog 13.400 Pfund, das Silber 26.000 Pfund. Beides wurde an Pizarro und seine Gefolgsleute verteilt.

Auf Betreiben Almagros wurde der Inkaherrscher entgegen den Abmachungen am 26. Juli 1533 mit der Garrotte (Halseisen) erdrosselt. Im November marschierte Pizarro nach Cuzco und ließ die Stadt plündern. Später wurde Quito erobert. Schließlich gründete Pizarro am 6. Januar 1535 seine Hauptstadt Lima. 1536 scheiterte unter der Führung Manco Capacs der letzte Versuch von rund 100.000 Inkas, die Herrschaft über ihr Land zurück zu gewinnen.

Bis 1538 stiegen die Spannungen zwischen Almagro und Pizarro so stark an, dass sie eine Art Privatkrieg führten. Almagro verlor und wurde wie sein Opfer Atahualpa mit der Garrotte hingerichtet. Doch damit war für Pizarro nichts gewonnen. Anhänger Almagros ermordeten ihn 1541 in seinem Palast in Lima.

Man schätzt, dass in den 50 Jahren nach Ankunft der Spanier die Bevölkerungszahl in Peru von etwa 7 Millionen auf 500.000 zurückging. Wer nicht an den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten wie Pocken und Masern starb, fand bei der Zwangsarbeit den Tod. Francisco Pizarros Name ist mit dieser Schreckensbilanz für immer verbunden. Er ging – genauso wie sein Vetter Hernando Cortés – in die Geschichte Mittel- und Südamerikas als grausamer Eroberer ein. Spanien erlangte Dank der Eroberungen ungeheuren Reichtum und stieg dadurch für kurze Zeit zur ersten imperialen Weltmacht auf.

Hinter dem brutalen Eroberer Pizarro verblassen andere seiner Leistungen bis heute oder stehen im Zwielicht. Trotzdem muss Francisco Pizarro zugestanden werden, dass er eine entscheidende Rolle bei der endgültigen Entdeckung der Neuen Welt und der Ausdehnung des spanischen Kolonialreiches im Süden Amerikas gespielt hat.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1475
    Der aus armen Verhältnissen stammende Francisco Pizarro wurde um 1475 in Trujillo im nördlichen Estremadura geboren.
  • 1495
    Er wurde Soldat des Königs und nahm unter Karl VIII. wahrscheinlich am ersten spanisch-französischen Krieg in Unteritalien teil.
  • 1504
    Enttäuscht vom Dienst für den König ging Pizarro spätestens 1504 (1502) zum ersten Mal nach Amerika und zog dort als Soldat, Goldsucher und Priester umher.
  • 1509
    Unter dem Kommando von Alonso de Ojeda agierte er in Südamerika, wo er Vasco Núñez de Balboa kennen lernte, eine "Kolonie" leitete und zum Hauptmann aufstieg.
  • 1513
    Pizarro nahm an Balboas Expedition teil, die das "Südmeer", den Pazifik, entdeckte.
  • 1525/26
    Pizarro einigte sich mit Diego de Almagro und Fernando de Luque, das Land Peru zu entdecken und zu unterwerfen. Ende Juni 1526 liefen sie aus Panama Richtung südamerikanische Küste aus, wo sie einige bisher unbekannte Städte eroberten.
  • 1530/31
    Pizarro reiste nach Spanien, wo ihm Karl V. in einem Vertrag die Entdeckung und Eroberung Perus erlaubte. Er segelte 1531 unverzüglich nach Südamerika und marschierte mit seinen Truppen in die Inka-Stadt Cajamarca. Dort metzelte er die Einwohner nieder und setzte den Inka-Häuptling Atahualpa als Gefangenen fest.
  • 1533 bis 1535
    Pizarro marschierte in Cuzco ein und ließ die Stadt plündern. Er eroberte auch Quito und gründete im Januar 1535 seine Hauptstadt Lima. Er führte und gewann einen Krieg gegen Almagro um die Vorherrschaft in den eroberten Gebieten.
  • 1541
    Von den Anhängern Almagros wurde Pizarro 1541 in seinem Palast in Lima ermordet.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012