Infoblatt Schlittenhunde


Schlittenhunde als unverzichtbare Helfer bei der Erforschung der Polarregionen der Erde



Schlittenhunde (Corel)

Die Eroberung der Pole der Erde wäre ohne den Schlittenhund niemals möglich gewesen. Aber schon lange vor den Entdeckern kannten und schätzten die Eingeborenen der Arktis die "Nordischen Hunde", die auch "Nordlandhunde" genannt werden, wegen ihrer Überlebensfähigkeiten in den unwirtlichen und lebensfeindlichen Polargebieten. Die Vorfahren der "Nordischen Hunde" wurden vor über 2.000 Jahren von asiatischen Jägerstämmen nach Alaska und Grönland mitgebracht. Aus ihnen entwickelte sich ein harter, anspruchsloser und ausdauernder Hundetyp, der noch bis heute eine große Ähnlichkeit mit dem Wolf hat. Gegenwärtig gibt es vier weltweit anerkannte Arten: den Alaskan Malamute, den Grönlandhund, den Samojeden und den Siberian Husky.

Sie alle können selbst bei tiefsten Temperaturen im Freien überleben. Dafür sorgt das Doppelfell aus feiner, isolierender Unterwolle und aus schützendem Grannenhaar. Dieser "Mantel" schützt die Hunde zuverlässig auch vor der grimmigsten Kälte und verhindert ein Auskühlen des Körpers. Bei Messungen wurde beispielsweise herausgefunden, dass bei -30 °C an den Spitzen des Außenhaares die Körpertemperatur direkt über der Haut der Hunde immer noch bei +20 °C liegt. Wichtig für das Überleben in polarer Kälte ist auch der Hundeschwanz, die Rute: Hat sich der Schlittenhund eingerollt, schützt er mit der Rute Gesicht und Atemorgane. Die Rute dient ihm als eine Art Vorwärmfilter, mit der die eisige Luft aufgewärmt wird, bevor die Tiere sie einatmen.

Die "Nordlandhunde" unterscheiden sich zum Teil deutlich von normalen mitteleuropäischen Hunden. Zu ihren typisch Merkmalen gehören neben dem sehr dichten Fell mit der feinen Unterwolle die innen behaarten Stehohren, die buschige, über den Rücken getragene Rute, die kompakten Pfoten und die schräg eingesetzten, wolfsähnlichen Augen. Da die "Nordlandhunde" sehr menschenfreundlich sind, kann man sie nicht als Schutzhunde einsetzen. Sie sind intelligente, selbstständige, neugierige und sehr aktive Tiere. Ihr größter Nachteil ist der stark ausgeprägte Jagdtrieb. Doch mit ihrer Robustheit, Ausdauer und der außerordentlichen Genügsamkeit wurden sie für die Menschen in der Arktis unentbehrlich.

Der größte der "Nordlandhunde" ist der Alaskan Mamalute. Er trägt wegen seiner Kraft auch den Spitznamen "Lokomotive des Nordens". Der bekannteste von allen ist der Sibirien Husky mit einer unverwechselbaren Fellzeichnung und den oft blauen Augen. Der Grönlandhund wurde durch die Südpolexpedition von Roald Amundsen bekannt. Der erste Hund am Südpol überhaupt war jedoch Amundsens Leithund, ein Samojede. Der Name "Samojede" stammt von einem sibirischen Nomadenvolk. Samojeden sind nicht nur Schlittenhunde, sondern auch Jagdhelfer und Hütehunde für die Rentiere. Diese Hunderasse wurde durch den Norweger Fridtjof Nansen weltweit bekannt.

Die Einstellung gegenüber ihren Schlittenhunden war bei den großen Entdeckern von Arktis und Antarktis durchaus unterschiedlich. Roald Amundsen nahm 97 Tiere mit, von denen 52 seine vier Schlitten zogen. Für den Norweger waren die Schlittenhunde reine "Werkzeuge". Er plante für jeden Hund ganz präzise den Tagesablauf und bestimmte im Voraus, wann das "Werkzeug" unbrauchbar sein würde. Die ausgesonderten Tiere wurden dann getötet und dienten als Nahrung.

Robert Scott nutzte bei seiner tragischen Südpolexpedition Pferde bzw. Ponys als Zugtiere für die Schlitten. Sie waren polaruntauglich und verendeten in der grimmigen Kälte. Aber Scott hatte auch 33 Hunde mitgenommen. Da die Engländer die Eigenheiten der Tiere nicht kannten, schnitten sie ihnen die Schwänze ab. Ihres Atemfilters beraubt, starben die Hunde innerhalb von drei Wochen an Lungenentzündung.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012