Infoblatt Klaudios Ptolemäus (um 80 bis 100 - um 150 bis 180 n. Chr.)


Klaudios Ptolemäus - eine Kurzbiographie

Ptolemäus (gr. Klaudios Ptolemaios - lat. Claudius Ptolomaeus) wurde am Ende des 1. Jahrhunderts geboren – die Zahlen schwanken zwischen den Jahren 80 und 100. Genauso ungewiss blieb sein Todesjahr, das zwischen 150 bis 180 datiert wird. Von seinem Leben weiß man im Detail bis heute so gut wie nichts. Sicher allein ist, dass der Grieche Mathematiker, Geograph und Astronom war und mit hoher Wahrscheinlichkeit im ägyptischen Alexandria lebte.

Der Grund, warum ausgerechnet dieser Wissenschaftler bis heute zu den Größen der Mathematik, vor allem aber der Astronomie gehört, liegt in dem von Ptolemäus begründeten geozentrischen Weltbild. Und dieses Bild bestimmte die Ansichten über die Gestalt und den Aufbau des Universums und unseres Sonnensystems immerhin 1.400 Jahre lang.

Allerdings hatte der wohl berühmteste Astronom des Altertums dieses Weltbild nicht erfunden, sondern dessen Grundgedanke ging auf andere griechische Philosophen und Wissenschaftler zurück. Zu Ptolemäus' Zeiten nahm man allgemeingültig an, dass die Erde im Mittelpunkt des Sonnensystems stehen müsse. Der Grieche in Alexandria lieferte demnach "nur" den mathematischen Nachweis für die "Richtigkeit" dieser Annahme, die erst durch Kopernikus, Galilei und Kepler endgültig als unzutreffend nachgewiesen wurde.

Trotz der Tatsache, dass Ptolemäus letztendlich ein falsches Weltbild begründete, leistete er Außerordentliches. So musste er, um den Geozentrismus zu "beweisen", sämtliche mathematischen Kenntnisse seiner Zeit aufarbeiten und zusammenfassen. Heraus kam dabei ein 13-bändiges Monumentalwerk unter dem Titel "Mathematike Syntaxis" (Mathematische Zusammenstellung), das später in Europa als "Almagest" bekannt und verbreitet wurde. Dieses Buch war bis in das Mittelalter ein Standardwerk der Astronomie, das außer der von Ptolemäus entwickelten Version eines geozentrischen Weltbildes auch einen ausführlichen Sternenkatalog enthielt.

Doch Ptolemäus beließ es nicht nur bei einer Zusammenfassung des bisherigen mathematischen Wissensstandes. Er führte beispielsweise die Zahl "Null" ein. Ptolemäus hatte diese Zahl von den Babyloniern übernommen, deren Keilschriftsymbol aber durch einen Kreis ersetzt. Einen ebenso wichtigen Impuls für die Mathematik vermittelte er durch die Übernahme von drei phönizischen Zeichen. Erst dadurch war es möglich, die Zahlen zwischen 1 und 900 darzustellen. Gleichzeitig legte er mit einer von ihm erstellten Erdkarte den Grundstein für die Kartographie und führte dabei auch das Gradnetz ein. Außerdem begründete Ptolemäus die Projektionslehre, die Nordorientierung und die kartographische Zeichensprache.

Nach den Vorstellungen von Ptolemäus bildete die Erde den festen Mittelpunkt des Weltalls, während sich alle anderen Himmelskörper auf kreisförmigen Bahnen um sie herum bewegten. Allerdings bemerkte der Grieche selbst schon, dass sein Modell mit den vollkommen kreisförmigen Bahnen nur dann mit den Ergebnissen der Sternenbeobachtung in Übereinstimmung zu bringen war, wenn alle Himmelskörper um ihre eigentliche Kreisbahn herum noch weitere Kreise ziehen konnten. Diese Zusatzkreisbahnen nannte er Epizyklen.

Durch insgesamt 80 solcher Bahnen konnte Ptolemäus sein Modell in Einklang mit den Beobachtungen der praktischen Astronomie bringen. Die Genauigkeit seiner Bahnvorhersage lag noch über der von Kopernikus, der wie der Grieche fälschlicherweise von kreisförmigen Bahnen ausging, auf denen die Planeten die Sonne umrundeten. Erst die durch Johannes Kepler entdeckte Ellipsenform der Planetenbahnen widerlegte dann in einem entscheidenden Punkt die Auffassung von Ptolomäus und verhalf dem heliozentrischen Weltbild zum endgültigen Durchbruch.

Für Ptolemäus sprach in jedem Fall, dass seine Berechnungsmethoden der Planetenbahnen äußerst präzise, also in der Grundidee völlig richtig waren. Hierin dürfte eine wesentliche Erklärung dafür liegen, dass das ptolemäische Weltbild mehr als 1.000 Jahre lang die Betrachtungen unseres Sonnensystems dominierte. Während sich Ptolemäus als Mathematiker mit seinen Berechnungen auszeichnen konnte, erwies sich die aus diesen Berechnungen abgeleitete philosophische Deutung über den Aufbau des Sonnensystems als falsch. Doch solche "Irrtümer" unterliefen später auch anderen "großen Köpfen", wenn sie versuchten, von ihnen gemachte naturwissenschaftliche Entdeckungen philosophisch zu verallgemeinern.

Nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Geographie erwies sich Ptolemäus als begnadeter Wissenschaftler. Von ihm stammte die "Explicatio geographica", die erste geographische Anleitung mit der Darstellung der damals bekannten Welt und ihrer Bewohner. Ptolemäus, der übrigens um die Kugelgestalt der Erde wusste, war es auch, der die Hypothese vom unbekannten Südkontinent Terra Australis aufstellte.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012