Infoblatt David Livingstone (1813 - 1873)


David Livingstone - eine Kurzbiographie

Der 1813 in der Nähe Glasgows geborene David Livingstone stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Schon mit 10 Jahren arbeitete der Junge in einer Baumwollspinnerei. Vom ersten Lohn aber kaufte er sich eine lateinische Grammatik, denn nach der 14-stündigen Arbeit besuchte er abends noch die Schule. So konnte er später Latein, Griechisch, Theologie und Medizin studieren. 1840 schloss er sein Medizinstudium erfolgreich als promovierter Arzt ab. Das Geld dazu hatte er sich u. a. als Hilfspfarrer hart erarbeitet.

Ende 1840 verließ er England, um in Afrika im Namen der Kirche die Eingeborenen zu missionieren. 1841 betrat er erstmals afrikanischen Boden und war sofort vom schwarzen Kontinent fasziniert. Bei seinen ersten Ausflügen wurde Livingstone von einem Löwen verletzt. Mary, die Tochter seines damaligen Begleiters Robert Moffat, pflegte ihn und wurde seine Frau. Der zunächst noch überzeugte Missionar führte ein unstetes Leben mit vielen Umzügen. Doch bei den zahlreichen Streifzügen durch das Land auf der Suche nach geeigneten Missionsstationen wurde er immer mehr zu einem Forschungsreisenden.

In den folgenden Jahrzehnten unternahm Livingstone drei große Expeditionen durch Afrika, die ihn weltweit zu einem der führenden europäischen Afrikaforscher machten. Da er ein konsequenter Gegner des Sklavenhandels war, nahmen ihn die Einheimischen meist freundlich auf und unterstützten ihn. Sklavenhändler dagegen waren seine ausgesprochenen Feinde. Aus Angst vor Anschlägen schickte er seine Familie vor der ersten großen Afrikaexpedition nach England zurück.

Diese erste große Reise begann im Juni 1849 und dauerte sieben Jahre, in denen Livingstone in mehreren Unternehmungen das südliche Afrika bereiste. Nach einem beschwerlichen Marsch mit einem Ochsenwagen durch die Kalahariwüste erreichten der Schotte und William Oswell als erste Europäer den Ngamisee und den Sugafluss. Einheimische berichteten Livingstone, der Fluss käme aus einem Land, wo es kaum Bäume, aber unzählige andere Flüsse gäbe. Deshalb schlug er den Weg nach Norden ein, wo er 1851 im Makololo-Land auf den Sambesi stieß, den er bis 1856 erkundete. Jetzt fasste er auch den Entschluss, bis nach Angola vorzudringen.

Zu seiner Afrikadurchquerung brach Livingstone – dieses Mal ohne Oswell – im Juni 1852 auf. Er wollte den Sambesi bis zu seinen Quellen verfolgen, scheiterte aber an den Stromschnellen. Über Nebenflüsse des Sambesi drang er dann zwischen September 1854 und Mai 1856 tatsächlich bis zur Hafenstadt Sao Paulo de Loanda am Atlantik vor. Damit hatte er nach einer Reise über 6.500 Kilometer als erster Europäer den afrikanischen Kontinent von Osten nach Westen durchquert. Doch er gönnte sich und seinen Männern keine Ruhe, sondern ging zum Sambesi zurück, folgte dem Fluss bis zur Mündung in den Indischen Ozean und entdeckte so 1855 die großen Viktoriafälle. Er nannte sie so zu Ehren der englischen Königin.

Bei seiner Rückkehr nach Großbritannien 1856 wurde Livingstone als großer Entdecker und Held gefeiert. Sein Buch "Missionsreisen und Forschungen in Südafrika" machten ihn international bekannt. 1858 ernannte ihn die Regierung zum britischen Konsul für die Ostküste Afrikas sowie zum Leiter einer Expedition zur Erforschung von Ost- und Zentralafrika. Er kehrte nach Afrika zurück, wo 1858 seine zweite, die große Sambesiexpedition begann.

Begleitet von seinem Bruder Charles fuhr Livingstone mit einem kleinen Dampfer zur Mündung des Sambesi. Auf einem seiner Nebenflüsse, dem Shire (Schire), wollte die Expedition bis Malawi kommen. Auf dem Weg entdeckte sie den Shiresee (Schirwasee), später noch den großen Njassasee, von dem Eingeborene berichtet hatten. Außerdem erkundete die Expedition den genauen Stromverlauf des Sambesi und erschloss weitere neue Gebiete des afrikanischen Kontinents. Neben seinen geographischen Leistungen wurde Livingstone nach Abschluss dieser Reise auch weltweit wegen seiner eindeutigen Verurteilung des Sklavenhandels geachtet.

Seine zweite Sambesiexpedition war für den Forscher am Ende jedoch alles andere als erfolgreich. Zuerst sank sein Schiff. Dann starb seine Frau. Als auch noch die Spannungen zwischen dem Expeditionsleiter und seinen Männern immer größer wurden, war das kostspielige Unternehmen endgültig gescheitert. Obwohl die Große Sambesi-Expedition sechs Jahre gedauert und eine Menge an geographischem und geologischen Wissen zusammengetragen hatte, wurde der Forscher bei seiner Rückkehr nach England 1864 nur kühl und distanziert empfangen.

1865 zum britischen Konsul für das innere Afrika ernannt, brach Livingstone 1866 von Sansibar aus zu seiner letzten Afrikaexpedition auf. Er wollte die Quellen des Nils bzw. die Kongo-Quelle entdecken und die Wasserscheide zwischen dem Njassa- und dem Tanganyikasee erforschen – der Njassa- oder Malawisee ist der drittgrößte See Afrikas (29.604 km²), der durch den Shire zum Sambesi entwässert wird. 1866 stieß er bei der Suche nach den Nilquellen auf den Bangweolosee (Bembasee - allmählich versandender See in Sambia, Quellfluss des Luapula) und beim Ort Kasembes auf den Mwerusee (Moerosee). Von Kasembes aus wollte er nach Norden bis Ujiji vordringen, doch die einsetzende Regenzeit zwang ihn zur Umkehr.

Die nächste Etappe der strapazenreichen Reise führte zum Tanganyikasee – einem Binnensee im zentralafrikanischen Graben und nach dem Baikalsee zweittiefster See der Erde. Livingstone erforschte ihn im Februar und März 1869 per Boot. In den Folgemonaten durchzog er das Manjemaland im Nordwesten des Sees und entdeckte bei Njangwe einen mächtigen Strom, den Lualaba. Er ist der Hauptquellfluss des Kongo in der Demokratischen Republik Kongo (Zaire). Livingstone fand heraus, dass der Kongo als Lualaba in den Bangweolosee fließt, den See aber unter dem Namen Luapula wieder verlässt und nordwärts in den Moerosee fließt. Weil Livingstone den Fluss für den Schlüssel zur Lösung des Rätsels der Nilquellen hielt, wollte er ihm folgen. Doch der Forscher war gesundheitlich stark angegriffen und außerdem gingen die Vorräte der Expedition zur Neige. Deshalb musste Livingstone den Rückweg antreten und traf im Oktober 1871, völlig erschöpft, wieder in Ujiji ein.

Hier fand ihn der nur wenige Tage später eintreffende Henry Morton Stanley, der mit seiner Expedition den in Europa als verschollen geltenden Schotten lange gesucht hatte. Nachdem Livingstone seine Vorräte dank der von Stanley mitgebrachten Ergänzungen aufgefüllt hatte, brachen beide Ende November zum Nordende des Tanganyikasees auf und kehrten am Jahresende 1871 nach Ujiji zurück. Von dort traten sie den Rückweg an die Küste an, wo sie Mitte Februar 1872 in Unjanjembe eintrafen. Hier trennten sich die Wege der beiden Männer, die zu Freunden geworden waren. Stanley zog weiter, während Livingstone auf neue Vorräte wartete.

Im August gab Livingstone den Befehl zum erneuten Aufbruch. Dieses Mal folgte seine Expedition dem Südostufer des Tanganyikasees, um den Bangweolosee zu erreichen. An den Ufern dieses Sees starb Livingston Ende April (30.4.) oder Anfang Mai (1.5.) 1873 in Chitambo im heutigen Sambia. Sein Leichnam, den treue Diener bis an die Ostküste trugen, wurde nach England übergeführt. Am 18. April 1874 setzte man die sterblichen Überreste des Forschers in der Westminster Abbey bei.

David Livingstone zählt bis heute zu den Pionieren der Erkundung Afrikas. Zu seinen herausragenden Leistungen gehört mit Sicherheit die Erstdurchquerung des Kontinents. War er anfänglich noch stark von der Aufgabe der christlichen Missionierung der Afrikaner überzeugt, trat mit zunehmender Dauer seines Aufenthalts geographisches und wissenschaftliches Interesse in den Vordergrund. Immer entschiedener kämpfte Livingstone mit seinen Mitteln gegen den noch immer von den Europäern betriebenen Sklavenhandel. Ein gewaltiger Gebirgsstock im Nordosten des Njassasees wurde nach ihm Livingstonegebirge benannt.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1813
    Der Schotte David Livingstone wurde am 19. März 1813 Blantyre bei Glasgow in ärmlichen Verhältnissen geboren. Bereits mit 10 Jahren verdiente er seinen Unterhalt in einer Baumwollfabrik. In seiner Jugend studierte er während der Wintermonate in Glasgow Latein, Griechisch, Medizin und Theologie.
  • 1840
    Als 27-jähriger verließ er Schottland und ging – nachdem er seine Ausbildung zum Arzt abgeschlossen hatte – im Auftrag einer Londoner Missionsgesellschaft nach Südafrika. Hier arbeitete er mit seinem Landsmann Robert Moffat zusammen, dessen Tochter er heiratete.
  • 1846/47
    Bei seinen häufigen Reisen durch afrikanisches Land gründete Livingstone erste Missionsstationen.
  • 1849 - 1856
    Auf seiner ersten großen Afrikareise kamen er und seine Begleiter als erste Europäer nach der Durchquerung der Kalahari-Wüste zum Ngamisee. 1851 entdeckte er in Begleitung seiner schwangeren Frau den Sambesi. Zwischen September 1854 und Mai 1856 durchquerte Livingstone als erster Europäer den afrikanischen Kontinent. Er marschierte von Zentralafrika aus über 6.500 Kilometer zur West- und dann zur Ostküste. Dabei entdeckte er 1855 die großen Viktoriafälle.
  • 1858 - 1864
    Im April 1858 brach Livingstone zu seiner Großen Sambesiexpedition auf, während der er u. a. Malawi entdeckte und viel neues geographisches und geologisches Wissen über den afrikanischen Kontinent zusammentrug. Allerdings blieben die Ergebnisse der Reise deutlich hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück.
  • 1866 - 1872
    Auf seiner letzten Expedition wollte Livingstone die Nilquellen und die Quelle des Kongo entdecken. Von Sansibar aus reiste er zur Mündung des Flusses Rovuma (Grenzfluss zwischen Tansania und Mosambik in Ostafrika) und weiter zum Malawisee. 1869 erreichte er den Tanganyikasee, erforschte anschließend den Mwerusee (Grenzsee zum Kongo im Norden Sambias) und den Bangweolosee. 1871 fand Henry Morton Stanley den in Europa verschollen geglaubten Livingstone, mit dem er gemeinsam bis Mitte 1872 nach den Quellen des Nils suchte. Ihre Suche war allerdings nicht von Erfolg gekrönt.
  • 1873
    Am 30. April, andere Quellen sprechen vom 1. Mai, starb der erste große britische Afrikaforscher in Chitambo im heutigen Sambia. Seine sterblichen Überreste wurden 1874 in der Westminster Abby beigesetzt.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 20.01.2006