Infoblatt Braunerde


Bodenprofil, Entstehung und Verbreitung der Braunerde



Braunerde-Bodenprofil (Klett)

Die Bodenklasse der Braunerde ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Sie umfasst neben der typischen Braunerde ebenfalls die Parabraunerde und die Fahlerde. Den drei Typen gemein sind eine homogene Braunfärbung, der geringmächtige Oberboden und die Anreicherung von Feinmaterial im Unterboden. Der Name Braunerde erschließt sich aus ihrem braunen Farbton, welcher in Abstufungen von hellocker bis braun, teilweise auch rotbraun vorkommt. Entscheidend für die Entwicklung dieser Bodentypen ist ein humides Klima (reichlicher Niederschlag), um eine nach unten gerichtete Auswaschung der löslichen Bodenbestandteile aufrechtzuerhalten. Weiterhin stehen Braunerden und deren verwandte Böden in enger Verbindung mit laubwerfenden Gehölzen.


Profil

Die typischen Braunerden weisen einen humosen oberen A-Horizont auf, der gleitend in den braun gefärbten B-Horizont übergeht. Dabei ist der A-Horizont in der Regel durch einen höheren Humusanteil dunkel gefärbt. Der B-Horizont weist durch den Prozess der Verbraunung eine braune Farbe auf und kann je nach Entwicklungsstadium eine Mächtigkeit zwischen 60 cm und 150 cm besitzen. In unterschiedlicher Tiefe von 25 bis zu 150 cm Tiefe folgt das Ausgangsgestein, der C-Horizont, dessen Färbung je nach geologischen Voraussetzungen variieren kann.


Entwicklung

Die Entstehung verschiedener Bodentypen ist entscheidend vom Ausgangsgestein, den klimatischen Verhältnissen und der Entwicklungszeit abhängig.
Braunerden entwickeln sich vorwiegend aus Quarz- und Silikatgesteinen unter gemäßigten Klimabedingungen. Dabei gehen sie aus verschiedenen Rohbodentypen, wie beispielsweise dem Ranker, hervor. Die wenig differenzierten Rohböden besitzen eine Lockersubstratauflage über Festgestein (A-C-Böden). Die physikalische Verwitterung zerkleinert das Gestein grob, wodurch die Voraussetzungen für die chemische Verwitterung und weitere bodenbildende Prozesse geschaffen werden.
Der entscheidende Prozess bei der weiteren Entwicklung zur Braunerde ist die Verbraunung, welche bei vielen Böden maßgeblich zur Profildifferenzierung beiträgt. Dieser Prozess wird bestimmt durch die Freisetzung von Eisen bei der Verwitterung verschiedener Minerale, welches durch den Luftsauerstoff oxidiert wird. Aufgrund der Anlagerung der Eisenoxide um die festen Bodenpartikel in Form von Krusten entsteht die typische Braunfärbung (Goethit). In extrem warmen Klimaten kann auch ein Rotfärbung (Geothit und Hämatit) vorkommen. Mit der Verbraunung des Bodens geht ein weiterer Prozess, die Verlehmung, einher. Durch ablaufende physikalische und chemische Verwitterungsprozesse wird das silikatische Ausgangsmaterial stetig angegriffen und zerkleinert. Dabei kommt es zur Neubildung von Tonmineralen, wodurch sich das Korngrößenspektrum von grobkörnig-sandig zu lehmig verschiebt.


Eigenschaften und Nutzung

Die ökologischen Eigenschaften der Braunerden sind in Abhängigkeit von Ausgangsgestein, Vegetation und klimatischen Bedingungen sehr variabel. Die aufliegende Humusart ist unter Laub- und Mischwäldern vorwiegend Mull, unter Nadelholz aufgrund der zunehmenden Versauerung auch Moder. An Vegetation und Ausgangssubstrat sind auch die chemischen Eigenschaften der Braunerde gebunden. Die Reaktion schwankt um schwach bis stark sauer, basenreiche Braunerden können auch einen pH-Wert nahe 7 (neutral) aufweisen.
Je nach Intensität der Verwitterung kann die Körnung der Braunerde von steinig über sandig bis lehmig variieren. Dementsprechend verhalten sich auch die Gehalte an organischer Substanz (vorwiegend an feines Material gebunden) und das Porenvolumen. Ist das Bodenmaterial feiner, so lässt sich ein höherer Anteil organischer Substanz binden. Das Porenvolumen und die Verteilung der Poren sind wichtige Faktoren für die Durchlüftung des Bodens, die Wasserleitfähigkeit und das Wasserrückhaltevermögen. Aus der Kombination dieser Eigenschaften leiten sich Fruchtbarkeit und Nutzung ab.
Der ackerbauliche Wert der Braunerden schwankt in Abhängigkeit von den aufgeführten Eigenschaften erheblich. Flachgründige und steinreiche Böden werden häufig nur forstwirtschaftlich genutzt. Allgemein sind Braunerden nicht sehr fruchtbar, weswegen eine umfangreiche Düngung nötig ist, um gute ackerbauliche Erträge zu erreichen.
Auch von der typischen Braunerde gibt es eine Vielzahl an Varietäten, die in Ausprägung, Entwicklung und Eigenschaften geringfügig abweichen.


Verbreitung

In Mitteleuropa lassen sich Braunerden in vorwiegend in Mittelgebirgslagen auf Granit, Tonschiefer oder Sandstein finden. Hierbei sind sie häufig mit Rohböden und Podsolen vergesellschaftet. Weiterhin haben sich Braunerden in Norddeutschland auf eiszeitlichen Sanden entwickelt und sind hier ebenfalls mit Podsolen vergesellschaftet.


Literatur

GOUDIE, A. (2002): Physische Geographie. Eine Einführung. Heidelberg
MÜCKENHAUSEN, E (1985): Die Bodenkunde. Frankfurt SCHEFFER, F. & P Schachtschabel (Hrsg.) (1989): Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart
SEMMEL, A. (1993): Grundzüge der Bodengeographie. Stuttgart


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.05.2012