Infoblatt Bodentypen


Bodentypen im Überblick



Bodentypen (Klett)

Schaut man sich ein Bodenprofil (= senkrechter Schnitt durch den Boden) genauer an, erkennt man verschiedene parallel verlaufende, in sich gleichartige Bodenbereiche. Diese Bereiche werden Bodenhorizonte genannt. Sie sind das Ergebnis bodenbildender Prozesse. Bodenhorizonte sind durch bestimmte Merkmale wie z. B. Bodenfarbe oder Gefügeart gekennzeichnet. Die Abfolge und Kombination verschiedener Horizonte bestimmen den Bodentyp. Bei der Beschriftung eines Bodenprofils werden die Horizonte durch Großbuchstaben symbolisiert. Nachfolgende Kleinbuchstaben stehen für bestimmte Eigenschaften des Horizontes.

Haupthorizonte:
L - Streuauflage
H - Humushorizont (Torf)
A - mineralischer Oberboden
B - mineralischer Unterboden
C - Ausgangsgestein
G - durch Grundwasser beeinflusster Horizont
S - durch Stauwasser beeinflusster Horizont
E - ausgewaschener Horizont
R - anthropogen entstandener Mischhorizont

Bsp. von Horizonteigenschaften:
h - humos
v - verbraunt
o - oxidiert
r - reduziert
fe - eisenhaltig oder eisenverarmt
al - aluminiumhaltig oder aluminiumverarmt


Klassifikation

Um die große Anzahl an Bodentypen übersichtlich zu ordnen, ist eine sinnvolle Klassifikation notwendig. Bei der morphogenetischen Klassifikation werden die Bodentypen hinsichtlich ihrer Merkmale und der bodenbildenden Faktoren (z. B. Relief, Klima, Mensch,...) in vier Abteilungen eingeordnet.
  1. Lithomorphe Böden
    Diese Böden sind durch gehemmte Bodenentwicklung und schwache Profildifferenzierung gekennzeichnet. Ursachen dafür sind extreme Gesteinseigenschaften, hohe Erosion in Hanglagen oder zu kaltes oder trockenes Klima. Zu diesen Rohböden und schwach entwickelten Böden gehören Syrosem, Ranker und Rendzina.
  2. Klimaphytomorphe Böden
    Bei diesen Böden dominieren klimatogene Merkmale. Sie zeigen eine stärkere Profildifferenzierung. Es kommt zur Ausbildung eines A-B-C-Profils. Fehlt der B-Horizont, liegt ein sehr mächtiger humoser A-Horizont direkt auf dem Ausgangsgestein. Zu den klimaphytomorphen Böden gehören Schwarzerde, Braunerde und Bleicherde.
  3. Hydromorphe Böden
    Hydromorphe Böden sind durch stagnierendes Stau- und Grundwasser geprägt. Diese Abteilung beinhaltet die Marsche und Moore, Pseudogley und Gley.
  4. Anthropomorphe Böden
    Durch Eingriffe des Menschen werden Naturböden zu Kulturböden. Nur Kulturböden, deren gesamtes Profil neu geformt oder aufgebaut wurde, zählen zu den anthropomorphen Böden, z. B. Hortisol und Rigosol.



Rohböden

Rohböden sind Anfangsstadien der Bodenentwicklung. Sie sind durch ein (A)-C-Profil gekennzeichnet. Syrosem ist ein Rohboden der gemäßigten Klimagebiete. Er bildet sich nur an steilen Hanglagen. Dort wird durch Wassererosion der sich neu bildende Boden ständig abgespült und eine weitere Bodenentwicklung verhindert. Das Ausgangsgestein tritt zutage. Einen deutlichen Oberboden (A-Horizont) findet man erst bei Ranker und Rendzina, wobei sich Ranker auf Silikatgestein und Rendzina auf Carbonatgestein ausbildet. Durch fortschreitende Umlagerungs- und Umwandlungsprozesse können sich aus den Rohböden neue Bodentypen entwickeln (z. B. Braunerde).


Schwarzerde

Die Schwarzerde, auch Tschernosem genannt, ist ein Boden mit einem Ah-C-Profil, d. h. ein mächtiger humoser Oberboden liegt direkt auf dem Ausgangsgestein. Schwarzerden bilden sich unter kontinentalem Steppenklima, v. a. auf Löss. Sie sind sehr fruchtbar und gut für die Landwirtschaft geeignet.


Braunerde

Braunerden haben ein Ah-Bv-C-Profil und bilden sich meist bei einem gemäßigt-humiden Laubwald-Klima aus. Unter dem humosen Oberboden entwickelt sich ein ausgeprägter Bv-Horizont. Er entsteht durch Verbraunung und Tonbildung. Charakteristisch sind unscharfe Übergänge zwischen den Horizonten.


Bleicherde

In gemäßigt-humiden Klimaten mit intensiver Durchfeuchtung des Bodens dominiert die Bleicherde oder auch Podsol genannt. Es ist ein Boden mit Ah-Eh,fe,al-Bh,fe,al-C-Profil. Durch den starken Niederschlag werden aus dem E-Horizont (= Auswaschungshorizont) Humusstoffe sowie Eisen und Aluminium herausgespült und im darunter liegenden B-Horizont angereichert. Der ablaufende Prozess heißt Podsolierung. Bleicherde entsteht z. B. aus Braunerde. Die bleiche Farbe des ausgewaschenen Oberbodens gibt dem Bodentyp seinen Namen.


Stauwasserböden (Pseudogley)

Stauwasser kann bei ausreichenden Niederschlägen temporär oder periodisch auftreten. Es besitzt keinen Anschluss zum tieferliegenden Grundwasser. Stauwasserböden zeigen ein Ah-S-C-Profil. Durch den Wechsel von Reduktions- (bei Staunässe) und Oxidationsphasen (bei Trockenheit) entsteht ein fleckiger marmorierter S-Horizont.


Grundwasserböden

In Senken, Tälern und Ebenen mit dauerhaft durchgehendem Wasserspiegel findet man typische Grundwasserböden wie Gley, Marsch und Moor.
Gley ist ein mineralischer Grundwasserboden mit einem Ah-Go-Gr-Profil. Der A-Horizont ist vom Grundwasser nicht beeinflusst, hier kann sich Humus anreichern. Der Go-Horizont wird teilweise vom Grundwasser erfüllt. In den Trockenphasen laufen Oxidationsprozesse ab und es entstehen Rostflecken. Stark vom Grundwasser beeinflusst ist der Gr-Horizont. Dieser Unterboden ist sehr sauerstoffarm, so dass hier nur Reduktionsprozesse ablaufen.
Marschböden haben ein Ah-Go-Gr-Profil mit einer sedimentären Schichtung. Diese entsteht an flachen Meeresküsten unter dem Einfluss von Ebbe und Flut aus Schlick. Marsche sind heute meist durch Deichbau und Grundwasserabsenkung anthropogen verändert.
Moore sind organische Böden mit mehr als 30 % organischer Substanz und einem über 30 cm mächtigen Humushorizont. Der Humushorizont besteht aus Torf. Torf entsteht aus Pflanzenresten, die im Wasser nur schwach verwesen können und daher konserviert werden. Man unterscheidet Nieder- und Hochmoore. Niedermoore entstehen durch Verlandung von flachen Teichen und Seen oder durch Versumpfung von Senken nach Grundwasseranstieg. Hochmoore entwickeln sich über Niedermooren oder Mineralböden bei sehr hohem Niederschlag. Dabei wachsen Torfmoose über das ursprüngliche Grundwasserniveau hinaus. Aufgrund der hohen Wasserkapazität ziehen sie den Grundwasserspiegel mit sich hinauf und bilden sauren Hochmoortorf.


Hortisol

Hortisole sind die typischen Gartenböden. Durch lange gärtnerische Nutzung mit intensiver Kompost-, Torf- und Mistdüngung entsteht ein Boden mit einem mächtigen künstlichen R-Horizont. Der ursprüngliche Bodentyp ist durch die Bearbeitung nicht mehr erkennbar.


Rigosol

Rigosole weisen einen homogenisierten Boden auf mit einem R-Horizont. Sie entstehen durch tiefe Bearbeitung. Hierzu gehören z. B. Weinbergsböden und Obstplantagen. Das Erdreich ist tief umgegraben und gelockert.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sabine Seidel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 13.04.2012