Infoblatt Alexander von Humboldt (1769 - 1859)


Alexander von Humboldt - eine Kurzbiographie

Alexander Freiherr von Humboldt war einer der weltweit bedeutendsten und vielseitigsten Naturforscher. Er begründete die Physische Geographie, die Pflanzengeographie und die moderne Landeskunde mit. Als Vertreter des aufgeklärten Bürgertums trat er entschieden gegen Kolonialherrschaft, Sklaverei und Rassismus ein.

Der 1769 geborene Alexander wuchs an der Seite seines zwei Jahre älteren Bruders Wilhelm im heimatlichen Schloss Tegel bei Berlin auf. Sie erhielten eine umfangreiche humanistische Bildung. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm wurde der Offizierssohn von Privatlehrern erzogen, die aus den führenden Köpfen der Berliner Aufklärung ausgesucht worden waren. Den Elementarunterricht erteilte u. a. der deutsche Pädagoge und Sprachforscher Johann Heinrich Campe (1746 - 1818).

Schon früh interessierten Alexander naturwissenschaftliche Fragen. Nach einem Studium der Naturwissenschaften und des Bergbaus in Freiberg arbeitete er von 1792 bis 1796 als Bergassessor im preußischen Staatsdienst. Schon ab 1788 hatte er in drei Forschungsprogrammen – "Physikalische Geographie", "Physik der Erde" und "Theorie der Erde" – eine Leitwissenschaft entwickelt. In seiner "Physikalischen Geographie" behandelte er Morphographie (Lehre von der Gestalt der Erde), Klimatologie, Erdmagnetismus, Hydrographie (Gewässerkunde) sowie die Geographie der Pflanzen, der Tiere und des Menschen. 1799 war er bereits als der führende Geograph seiner Zeit anerkannt.

Mit seinen wissenschaftlichen Studien bereitete Humboldt seine ausgedehnten Forschungsreisen akribisch vor. Noch während seines Studiums reiste er 1790 zusammen mit Georg Forster nach England und Frankreich. Von 1792 bis 1797 war er Berghauptmann bzw. Oberbergmeister in Bayern. Am 5. Juni 1799 bestieg Humboldt zusammen mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé de Bonpland im spanischen La Coruña die Korvette "Pizarro" und begann seine Reise in die "Neue Welt". Diese fünfjährige Expedition brachte ihm Weltruhm ein und wurde von vielen als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas gefeiert. Die Reise führte zuerst nach Venezuela, wo Humboldt und de Bonpland bis zum Orinoco vordrangen und die Verbindung des Orinoco mit dem Amazonas nachweisen konnten. Kuba, Kolumbien und Ecuador hießen die nächsten Stationen. Mit der Besteigung des Chimborazo (5.759 m) am 23. Juni 1802 stellte Humboldt einen neuen Weltrekord der Bergbesteigung auf. Über Peru und Mexiko wurde die Reise an die Westküste Südamerikas fortgesetzt, wo man die Meeresströmungen untersuchte. Die Forschungsexpedition machte noch auf Kuba und in den USA Station, wo Humboldt sich in Washington mit Thomas Jefferson anfreundete.

Zurück in Europa lebte Humboldt zwischen 1807 und 1827 vorwiegend in Paris. Hier erforschte er mit dem französischen Physiker und Chemiker Joseph Louis Gay-Lussac (1778 - 1850) die Zusammensetzung der Atmosphäre. Bereits 1806 hatte Humboldt die gesetzmäßige Abnahme der Temperatur mit der Höhe erkannt. 1808 stellte er mit Gay-Lussac das Gay-Lussacsche-Gesetz auf. 1817 zeichnete Humboldt die erste Isothermenkarte der Erde. In der Zusammenarbeit mit anderen Forschern wurden in Paris auch seine Expeditionen wissenschaftlich ausgewertet.

1827 kehrte er endgültig nach Berlin zurück und wurde Berater des preußischen Königs. Mit seinen Berliner Vorlesungen eröffnete er 1827/28 eine Blütezeit der Naturwissenschaften in Deutschland. Humboldt lag besonders die Vermittlung modernen naturwissenschaftlichen Wissens an das "gemeine Volk" am Herzen, das seine Vorlesungen kostenlos besuchen durfte.

1829 wurde der weltweit berühmte Gelehrte von Zar Nikolaus I. nach Russland eingeladen. Humboldt unternahm seine letzte große Reise in Begleitung von Christian Gottfried Ehrenberg (1795 - 1876) und Gustav Rose (1798 - 1873). Der Weg führte über das Baltikum nach Moskau, dann in den Ural und bis zur chinesischen Grenze. Ausgiebig studierten die Forschungsreisenden Sibirien, das Ural-Altai-Gebiet und das Kaspische Meer. Nach der Rückkehr entstand in Berlin das Werk "Kosmos. Entwurf einer physikalischen Weltbeschreibung". In den fünf Bänden, die ab 1845 erschienen, fasste Humboldt das Wissen seiner Zeit zusammen und erstellte die erste echte wissenschaftliche Enzyklopädie der Geographie und Geologie.

Humboldt war nicht nur ein überragender Wissenschaftler, sondern auch der einflussreichste Mäzen seiner Zeit. Er half vielen Dichtern und Schriftstellern wie Heinrich Heine, Ludwig Tieck und Klaus Groth. Zu seinen Bekannten und Freunden gehörten u. a. Matthias Claudius, Jacob und Wilhelm Grimm, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Als Alexander von Humboldt 90-jährig am 6. Mai 1859 in Berlin starb, hatte die Welt eines ihrer letzten Universalgenies verloren. Allein elf Städte in Nordamerika, der Humboldt Gletscher auf Grönland, der Pico Humboldt in Venezuela, der Humboldt-Peak in Neukaledonien, ein mehr als 6.000 Meter hoher Gebirgszug in China, der Humboldt-Krater auf dem Mond und der kalte Humboldt-Strom vor der Pazifikküste Südamerikas wurden nach ihm benannt. Darwin bezeichnete ihn als "den größten Wissenschaftsreisenden, der jemals gelebt hat".


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1769
    Alexander von Humboldt wurde am 14. September 1769 – im gleichen Jahr wie Napoleon Bonaparte – in Berlin als Sohn eines preußischen Majors geboren. Er wuchs im Familienschloss Berlin-Tegel gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm auf, der die heutige Humboldt-Universität in Berlin gründete.
  • 1777 - 1789
    Die beiden Brüder wurden von einem Privatlehrer unterrichtet.
  • 1787 - 1792
    Alexander studierte an den Universitäten Frankfurt/Oder und Göttingen, an der Handelsakademie in Hamburg und an der Bergakademie in Freiberg und unternahm erste Studienreisen.
  • 1792 - 1796
    Der junge Wissenschaftler arbeitete als Assessor in der deutsch-preußischen Bergwerks- und Hüttengesellschaft. Als seine Mutter 1796 starb, der Vater war bereits 1779 verstorben, erbte Alexander ein beträchtliches Vermögen, dass ihn finanziell völlig unabhängig machte. Er verließ den preußischen Staatsdienst.
  • 1799 - 1804
    Nach ersten naturwissenschaftlichen Experimenten bereiste Humboldt Südamerika, wo er nach Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und in die USA kam.
  • 1805 - 1834
    Nach seiner Promotion an der Universität Frankfurt/Oder begann der Forschungsreisende mit der Niederschrift seiner "Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent", einer dreißigbändigen Aufarbeitung der Südamerika-Reise.
  • 1807 - 1827
    In jenen Jahren lebte und arbeitete der Deutsche in Paris.
  • 1817
    Humboldt zeichnete die erste Isothermenkarte von der Erde, aus der man die jeweiligen Lufttemperaturen ablesen konnte.
  • 1827/1828
    Mit seinen berühmten "Kosmos-Vorlesungen" über die physikalische Erdbeschreibung begann Humboldt, wissenschaftliche Erkenntnisse für jedermann verständlich zu machen. In 16 dieser Vorlesungen wandte er sich direkt an das "gemeine Volk".
  • 1829
    Der Geologe und Entdecker erkundete auf einer Russlandreise Sibirien.
  • ab 1845
    Der "Kosmos", das Humboldtsche Alterswerk einer physischen Weltbeschreibung, erschien.
  • 1859
    Am 6. Mai 1859 verstarb Alexander von Humboldt in Berlin.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012