Infoblatt Pyramiden von Giseh


Das letzte noch erlebbare Weltwunder der Antike

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aus dem 19.Jahrhundert

Die Pyramiden von Giseh gehören, zusammen mit der Sphinx, zu den berühmtesten Bauwerken des alten Ägyptens. Auf einer Hochfläche, einem Ausläufer der westlichen Sahara, ca. acht km südwestlich der Stadt Giseh (El Giza), erheben sich die imposanten Bauwerke. Giseh ist heute ein Vorort der Millionenmetropole Kairo, rund 15 km vom Stadtzentrum entfernt, direkt an der Pyramidenstraße (Scharia el-Ahram). Über zwei Millionen Touristen aus aller Welt besuchen jedes Jahr die Pyramiden von Giseh.


Bedeutung

Bei den Pyramiden handelt es sich um eine Grabanlage mit den Gräbern des Cheops (eigentlich Khufu), des Chephren (Sohn) und des Mykerinos (Enkel), dreier Könige aus der 4. Dynastie. Man weiß von den Herrschern nicht mehr, als dass sie die Bauherren ihrer Pyramiden waren.
Nach dem Glauben der Ägypter wurde aus dem Pharao nach seinem Tode ein Gott. Zu Lebzeiten war er der Herrscher über Leben und Tod. Nur wenigen war es vergönnt, den Pharao zu sehen (hohe Beamte und Priester). Das Wort Pharao bedeutet auch "großes Haus", so wurde ehrfurchtsvoll vom Pharao gesprochen. Es war somit für die Ägypter eine Ehre, an der Totenstätte des Herrschers mitzuarbeiten. Zwar ließen viele Arbeiter beim Bau ihr Leben, doch sie waren sich sicher, dass sie durch ihre ruhmvolle Tätigkeit auch zu Ehren im Totenreich kamen.


Bau

Herodot, der auch als Vater der Geschichtsschreibung bezeichnet wird, überlieferte der Nachwelt die Existenz der Pyramiden (ca. 460 v. Chr.). Für ihn waren die Pyramiden neben Babylon die bedeutendste Sehenswürdigkeit. Ihn beeindruckten die Dimensionen und der Aufwand, der betrieben wurde, um diese Bauwerke entstehen zu lassen. Zudem war er von der Exaktheit der Bauweise beeindruckt. Bei dem Bau der Cheops-Pyramide sollen zwischen 100.000 und 360.000 Arbeitskräfte benötigt worden sein.
Die Cheops-Pyramide ist die größte der zahlreichen Pyramiden in Ägypten. Ursprünglich war sie 147 m hoch, heute misst sie nur noch 137 m (durch Abtragungen). Für nahezu 4.000 Jahre war sie das höchste Bauwerk. Erst 1439 wurde sie durch das Straßburger Münster (143 m hoch) übertroffen.
Die altägyptischen Baumeister mussten zunächst eine waagerechte Grundfläche herrichten. Sie ließen Rinnen in den Boden graben und mit Wasser füllen. Dann steckten sie Stäbe hinein und markierten an ihnen den Wasserstand. So erhielten sie mehrere Punkte, die auf gleicher Höhe lagen. Durch diese "Wasserwaage" ebneten sie den Untergrund bis zur Höhe des Wasserspiegels. Als weitere Hilfsmittel dienten Hebel, Rolle und die schiefe Ebene.
Die Ecken der Bauwerke sind fast exakt rechtwinklig und die Seiten sind den vier Himmelsrichtungen Norden, Süden, Osten und Westen zugewandt. Die Cheops-Pyramide misst eine Grundfläche von nahezu 230,4 x 230,4 m. Ihr Steigungswinkel liegt bei 51 Grad. Aus der Seitenlänge und dem Winkel kann man errechnen, wie hoch die Pyramide war. Ein Zusammenhang mit astronomischen Beobachtungen wird dabei nicht ausgeschlossen.
Der Bau der Pyramiden war außerordentlich gut organisiert und koordiniert. Tausende Handwerker und (vermutlich auch) Sklaven arbeiteten an den Bauwerken. Zuerst wurde ein steinerner Damm zum Nil gebaut, was fast zehn Jahr dauerte. Arbeiterkolonnen zogen auf ihm die Steinblöcke (aus Kalkstein, Basalt oder Granit) auf hölzernen Schlitten zum Bauplatz. Die Blöcke wogen zwischen 2,5 und bis zu 15 Tonnen – allein bei der Cheops-Pyramide sollen 2,3 Millionen Stück verbaut worden sein.
Über eine lange Rampe wurden die Steinquader an ihren endgültigen Platz gezogen. Je höher die Pyramide wurde, umso weiter musste die Rampe verlängert werden.
Ursprünglich war die Cheops-Pyramide mit poliertem Kalkstein verkleidet. Viele Steine sind jedoch im Laufe der Jahre heruntergefallen oder für den Häuserbau in Kairo genutzt worden. Dadurch wurde die darunter liegende Struktur einer Stufenpyramide sichtbar. Noch heute zeigen die Reste, dass es sich um glanzvolle Bauwerke handelte. An der Pyramide des Chephren sind die alten Verkleidungssteine noch erhalten. Die Witterung hat zwar auch hier ihre Spuren hinterlassen, aber der ursprüngliche Glanz wurde teilweise bewahrt.
Die Cheops-Pyramide unterscheidet sich in ihrem inneren Aufbau deutlich von den anderen Pyramiden Gisehs: Sie besitzt nicht nur eine, sondern drei Kammern. Eine Kammer befindet sich unterhalb der Pyramide im natürlichen Felsgestein, dann gibt es noch die sog. "Königinnen-Kammer" und die sog. "Kammer des Pharaos". In ihr kann man die Überreste eines steinernen Sarkophags besichtigen. Darüber hinaus verfügt die Cheops-Pyramide über eine "Große Galerie". Es handelt sich dabei um ein Kraggewölbe (Raum, dessen Wände nach oben spitz zulaufen), eine Konstruktion, die die Last der darüber liegenden Steine seitlich ablenkt, damit die Decke nicht zusammenbricht.



An den Pyramiden von Gise (Ludwig Rahm)


Erforschung

Grab- und Steinräuber zerstörten im Laufe der Jahrhunderte die Grabstätten. Doch schon Napoleon erforschte 1798 mit dem französischen Heer die Pyramiden. Der Brite William F. Petrie ermittelte die Maße, Maßverhältnisse und astronomische Bezüge mit selbst gebauten Messinstrumenten (1880 - 1883). Mit moderneren Messgeräten wurden die Pyramiden 1925 noch einmal vermessen und man konnte nur geringe Abweichungen zu den Messungen von Petrie feststellen.
1993 entdeckten Archäologen Abschlüsse in Luftschächten aus der Bauzeit, einer deutete auf weitere Kammern hin. Dieser Abschluss wurde 2002 mit einem Roboter-Fahrzeug geöffnet und inspiziert. Der Vorgang konnte via Live-Übertragung in der ganzen Welt mitverfolgt werden. Die Enttäuschung war jedoch groß – zwar fand man einen weiteren Hohlraum, doch dieser war leer.
Neben den Pyramiden steht die Sphinx (Fabelwesen mit Löwenleib und Menschenkopf), eine aus einem 20 Meter hohen und über 70 Meter langen Felsblock gemeißelte Statue – sie war das Symbol des Pharaos. Das Gesicht wurde im Laufe der Jahrhunderte schwer beschädigt. Durch die Mamelucken (gekaufte Kriegsgefangene, die sich als Leibwache orientalischer Herrscher formierten) wurde vermutlich die Nase beschädigt, da sie die Statue als Übungsziel für ihre Kanonen benutzten.
Die Anlage der Pyramiden von Giseh ist eines der sieben Weltwunder der Antike und gilt als eines der größten Kulturdenkmäler der Menschheit. 1979 wurden die Pyramiden von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Christine Reinke, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 31.05.2012