Infoblatt Atacama


Beschreibung der Lage, Klima, Rohstoffe, Tier- und Pflanzenwelt und Wüstenbewohner



Atacama bei San Pedro de Atacama (Jürgen Taubert)

Die Atacama ist eine sehr alte Wüste und zählt zu den trockensten Wüsten der Welt. Sie birgt jedoch eine Fülle an Bodenschätzen und gerät zunehmend ins Visier moderner Forschungsarbeit. Dazu zählt unter anderem die Erprobung neuer Technologien für die Marserkundung, da die Atacama aufgrund ihrer Witterung und Bodenbeschaffenheit ein ideales Terrain hierfür bietet.


Lage

Die Atacama liegt in Chile, an der Westküste Südamerikas. Sie erstreckt sich über 8 - 10 Breitengrade und reicht im Norden bis nach Peru hinein. Im Westen grenzt sie an den Pazifik und im Osten stellt das bis zu 6.000 m hohe Andengebirge eine Barriere zum Landesinneren dar. Die Wüste nimmt eine Fläche von 75.573 km² ein. Mit bis zu 4.000 m über dem Meeresspiegel liegt sie auf einer Hochfläche, welche von Osten nach Westen absinkt.


Wüstentyp und Klima

Der Westen der Wüste zählt zur klassischen Küsten- bzw. Nebelwüste. Grund hierfür ist der Humboldtstrom, ein kalter Meeresstrom an der Westküste des südamerikanischen Kontinents.
Die heiße ablandige Luft aus der Wüste stößt auf die kalte Küstenluft. Es bildet sich eine Inversionsschicht, womit der Niederschlag verhindert wird. Jedoch bleibt es relativ feucht, es bilden sich große Nebelwolken und eine starke Himmelsbedeckung durch niedrige Schichtwolken. Die täglichen Temperaturschwankungen sind gering. Mit zunehmender Entfernung von der Küste geht das Klima zum Landesinneren allmählich in ein Binnenwüstenklima über. Die Feuchtigkeit sinkt, die Wolkendecke löst sich auf und die täglichen Temperaturschwankungen nehmen zu. Eine weitere Ursache für die Trockenheit sind die NO- und SO-Passatwinde. Durch diese herrscht an der Westseite Südamerikas eine ständig ablandige Luftbewegung, so dass sie keine feuchte Luft vom Ozean erhält. Die Trockenheit dieser Winde wird durch den Regenschatteneffekt, den die Anden auf die Atacama ausüben, verstärkt.



Schichtrippen in der Atacama (Jürgen Taubert)


Naturräumliches Erscheinungsbild

Die Atacama liegt am Westrand der südamerikanischen Kontinentalplatte. Die Wüste erstreckt sich entlang eines aktiven, unruhigen und erdbebenreichen Gebietes. Das Erscheinungsbild der Atacama ist entsprechend geprägt durch einzelne Inselberggruppen, dem Auftreten aktiver Vulkanberge, Geysiren sowie Schutt- und Steinwüsten, welche mit Gebirgsabtragungen angefüllt sind. Die Anden selbst stellen mit 7.500 km das Längste durch aktive Subduktionsvorgänge gebildete Gebirge an einem aktiven Plattenrand dar. Ein besonderes Gepräge geben der Wüste die mit Salzbrei gefüllten und schlammigen Pfannen, welche auch "Salares" genannt werden. Der größte Teil der Wüste wird von lang geprägten Trockenbetten eingenommen. Nur ein einziger Fluss, der Rio Loa, schafft den Weg durch die Atacama bis zum Pazifischen Ozean, ohne in der Hitze zu verdunsten.


Rohstoffe

In der Atacama lagern die weltweit größten Vorräte an Kupfer, Nitrat, Borax und Guano. Ferner wurden auch Silberlagerstätten entdeckt.
Durch die Entdeckung von Salpeter (auch weißes Gold genannt) in der Atacama vor 200 Jahren durch den Österreicher Thaddäus Haencke setzte ein Boom bei dessen Abbau ein. In dieser Zeit wuchs der Reichtum der Küstenstädte, von denen aus das Salpeter verschifft wurde, rapide an. Erst 1914, als man Nitrat synthetisch herstellen konnte, ging die Nachfrage nach dem Salpeter aus der Atacama zurück.


Flora und Fauna

Die Vegetation der Wüste ist sehr dürftig. Nur an den mit Grundwasser versorgten Oasen kommt es zu vielfältigen Ausprägungen der Vegetation. Aber auch an den Flüssen, die an den Anden herabfließen, ist Vegetation vorhanden. Jedoch reichen der Trockenheit wegen nur die wenigsten Flüsse über weitere Strecken in die Wüste hinein. In der Kernwüste erscheint gegen Ende des Winters und nur unter dem Einfluss des Küstennebels die Loma-Vegetation. "Loma", das sind einjährige Gewächse, welche der Landschaft fahlgrüne Flecken verleihen. Die meisten Pflanzen können erst ab einer Höhe von 1.000 - 2.000 m existieren. Das heißt aber nicht, dass die Kernwüste gänzlich ohne Leben ist. Die Vegetation hat sich sehr gut an das Klima angepasst. So überdauert sie als Samen- oder Zwiebelform so lange im Boden, bis ein entsprechendes Niederschlagsereignis auftritt. Zwischen Juli und September kann so in regenreicheren Jahren ein Blütenmeer aus dem Sand emporwachsen.
Die Tierwelt findet man überwiegend an den Randbereichen der Wüste. Insbesondere an der Küste des Nationalparks "Pan de Azucar" leben einige Pinguine. Bekannt und häufig vorkommend ist die Wanzenart Vinchucas, welche die gefährliche Chagas-Krankheit übertragen kann. Skorpione, Eidechsen und Wüstenfüchse sind weitere Tiere der Atacama. Außerdem gibt es die Guanacos, eine wildlebende Lamaart, die zu den Kamelen zählt und zeitweise vom Aussterben bedroht war.


Besiedlung der Wüste

Die Besiedlung der Wüste begann bei den Oasen. Später, als man die bedeutenden Rohstofflagerstätten entdeckte, kam es auch an diesen Stellen zu Ansiedlungen. Die Ureinwohner waren die Acatamenos, Aymara, Chinchorros und die Diagnitas. Später gehörte die Wüste zum Reich der Inkas, bis sie schließlich komplett in spanischen Besitz kam. Nach dem so genannten Salpeterkrieg (1879 bis 1884) ging die Atacama an das Siegerland Chile über. Heute drängen sich die Bewohner der Atacama vor allem in den Küstenstädten, Oasensiedlungen, Fischerdörfern und Bergwerkstädten. Eine der bekanntesten Oasensiedlungen ist San Pedro de Atacama, ein spanisch-indianisches Dorf auf 2.436 m ü. NN. Mit etwa 231.000 Einwohnern ist die Wüste sehr dünn besiedelt (entspricht etwa 3,1 EW/km²).


Umweltschäden

Aufgrund der vielen Bodenschätze wurden die Menschen immer wieder in die Wüste gelockt. Doch der Abbau der Rohstoffe bleibt nicht ohne Folgen. Kupfer verbraucht beim Abbau sehr viel Wasser. Dieses wird aus den Anden bis in die Wüste transportiert. Es handelt sich hierbei jedoch um wertvolles fossiles Grundwasser, welches heute nicht mehr erneuert wird, das auf dem Wasser basierende Ökosystem der Anden droht in der Folge aus dem Gleichgewicht zu geraten. Zudem gefährdet die Verschmutzung durch die Bergbaugruben die Grund- und Trinkwasservorräte. Auch die Zeit des Salpeterbooms hat Spuren hinterlassen. Viele ehemalige Abbaugebiete gleichen heute einer Mondlandschaft.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Petra Müller
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 10.06.2012