Infoblatt Namib


Charakteristik, Vegetation und Tierwelt der Küstenwüste



Farbspiele in der Namib (Grit Jordan)

Die in Westafrika gelegene Küstenwüste Namib gilt als die älteste Wüste der Welt. Sie kann als Beispiel einer Naturlandschaft dienen, in welcher die geoökologischen Faktoren kaum vom Menschen beeinflusst sind, nur in sehr geringem Maße hat sie wirtschaftlich bedingte Veränderungen erfahren. Begründet wird das durch die besondere Charakteristik dieser Wüste, die sie zu einem sehr lebensfeindlichen Gebiet macht. Alles, was allgemein unter Wüsten verstanden wird, trifft selbstverständlich auch für die Namib zu. Dazu zählen Aridität und Vegetationsarmut.


Lage und Naturraum

Die Namib liegt an der Westküste im Süden Afrikas. Sie erstreckt sich in einer Länge von 2.000 km über die Länder Namibia und Angola. In West-Ost-Richtung erreicht sie vom Atlantik bis zum Steilanstieg (Escarpment) und dem inneren Hochland eine Breite von 50 - 160 Kilometern. Ihre maximale Höhenlage beträgt 600 Meter.
Die Namib weist eine Vielzahl von Wüstenlandschaften auf. Man kann sie in vier Hauptgebiete unterteilen. Im äußersten Norden die Skeleton Coast Erg, eine Zone mit überwiegend Sand- und Felsenebenen, die in Richtung zum Trockenfluss Kuiseb in die Zone der reinen Felswüste übergeht. Südlich des Kunjab Flusses bis zum Ort Lüderitz schließt sich die dritte Zone der Dünenlandschaft an. Die Dünen weisen vielfältigste Formen auf und können bis zu 370 m hoch sein. Es folgt die vierte Zone der Sandflächen, die bis über den Fluss Oranje hinausgeht.
Die Küste selbst ist sehr stark zerklüftet, so dass es nur einen hochseetauglichen Hafen in der Stadt Walvis Bay gibt, der sehr klein ist und überwiegend für den Fischfang genutzt wird.


Wüstentyp

Die Namib ist eine Küstenwüste und liegt in einer Westlage auf dem Kontinent. Ein küstwärts gelegener kalter Meeresstrom – der Benguelastrom – führt an ihr entlang.
Die Westlage des Kontinents führt dazu, dass sich die vom Osten kommende feuchte Luftmasse auf dem Weg über den Kontinent bereits abregnet.
Durch den kalten Meeresstrom stößt die warme Luft aus dem Landesinneren auf kalte Luft, wodurch sich eine Inversionsschicht bildet, die ein Aufsteigen der Luft (und damit Wolkenbildung) und Niederschlag verhindert. Landeinwärts gerichteter Wind führt also keinen Regen, sondern nur Nebel mit, welcher sich an der Unterseite der Inversionsschicht bildet. Der Nebel bringt einerseits Feuchtigkeit, jedoch erwärmt er sich andererseits sehr schnell und transportiert dann die Feuchtigkeit ab.


Sonne, Temperatur und Feuchtigkeit

Mit durchschnittlich 300 Sonnentagen jährlich ist die Namib ein ausgesprochen sonnenreiches Gebiet.
Bedingt durch den Benguelastrom und die Nebelbildung ist sie jedoch nicht so heiß wie die Binnenwüsten. Die Jahrestemperatur ist mit etwa 17 °C sehr gemäßigt und weist nur wenige Schwankungen auf. Auch die Tageszeitenschwankungen sind sehr gering.
Die Niederschlagsmenge liegt bei 20 mm im Jahr, womit die Namib zu den trockensten Wüsten der Erde zählt. Ferner führt kaum ein Fluss sein Wasser bis zum Meer. Die meisten verenden inmitten der Wüste in so genannten Trockentälern (Rivieren). Das Grundwasser liegt sehr tief. Die Nebelhäufigkeit schwankt zwischen 100 und 200 Tagen im Jahr. Direkt in Küstennähe kommt es bedingt durch den Nebel zu einer Luftfeuchte von bis zu 80 %. Diese kommt aber dem Ökosystem aufgrund der schnellen Verdunstung kaum zu Gute. Die Verdunstung liegt bei über 2.000 mm im Jahr.


Formenschatz

Groß- und Kleinformen der Wüste können als Ergebnis der extremen klimatischen Verhältnisse gesehen werden. Die physikalische Verwitterung dominiert aufgrund des Wassermangels gegenüber der chemischen. Starke Temperaturschwankungen bewirken Felssprengung (Insolationsverwitterung). Jedoch darf man die chemische Verwitterung nicht unterschätzen. Gerade im Fall der Namib kommen bedingt durch die Nebelfeuchtigkeit auch Versalzungen, Kalkrinden und Verkieselung vor. Eine sehr große formgebende Kraft kann dem Wind zugeschrieben werden. Da in der Namib ständig zum Teil stark wechselnde Winde wehen, geben sich Abtragung und Ablagerung ein Wechselspiel. Die Namib ist eine Naturlandschaft der Deflation (Winderosion) und Korrasion (Gesteinsschliff). Als Folge entstehen Pilzfelsen und Windkanter.


Vegetation und Tierwelt

Im äußersten Osten der Wüste geht die Namib in eine Dornstrauchsavanne über, weiter nördlich dominiert Trockensavanne. Im Westen, dem Küstenbereich, bringt der Nebel etwas Feuchtigkeit. Zwar erwärmt sich dieser und entzieht der Namib die ohnehin geringe Feuchte, dennoch ergibt sich durch ihn zu Anfang ein Anstieg der Feuchtigkeit. Das ist auch der Grund, warum man in der Namib auf Vegetation trifft, die man in Binnenwüsten kaum finden wird. Die Wüstengewächse haben sich derart angepasst, dass sie ihren Wasserbedarf allein aus der ausfallenden Luftfeuchtigkeit decken können. Sie können extrem viel Wasser speichern oder haben eine Wachsschicht, die sie vor der Sonne schützt. Das grobe Dünengras besitzt ein weit verzweigtes Wurzelsystem und kann außerdem den kondensierten Nebel von der Sandoberfläche aufnehmen. Die Fauna zeigt ebenso wüstentypische Anpassungsmerkmale. Die Tiere haben sehr große Extremitäten, über die sie verstärkt Hitze abgeben können oder besitzen eine sehr helle Farbe, welche verstärkt die Sonnenstrahlen reflektiert. Den Nebel haben sich zahlreiche Käfer zunutze gemacht, indem sie das Kondenswasser auf ihrem Panzer durch Kopfstand auffangen. Bedingt durch diese außergewöhnlichen Naturerscheinungen und der vielen besonders alten Urpflanzen ist die Namib mit dem Namib-Naukluft-Park zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Die Gewässer vor der Küste Namib weisen einen wertvollen und reichen Fischbestand auf, da kaltes nährstoffreiches Tiefenwasser das vom Passat meerwärts getriebene Oberflächenwasser ersetzt.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Petra Müller
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 18.05.2012