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Infoblatt Trans-Alaska-Pipeline


Bau, Konflikte, Wartung, Technik

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  • Trans-Alaska-Pipeline (Rother)

  • Verlauf der Trans-Alaska-Pipeline (Klett)

  • Pipelineverlegung (Klett)

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Einleitung

Im Frühjahr 1968 entdeckte die Erdölgesellschaft Atlantic Richfield Corp. (ARCO) an der Prudhoe Bay an der Eismeerküste Alaskas, rund 200 km nördlich des Polarkreises, das gewaltigste Erdölvorkommen des nordamerikanischen Kontinents. Der Beginn der Erdölförderung leitete in Alaska, dem größten aber zugleich auch menschenärmsten US-Bundesstaat im äußersten Nordwesten Nordamerikas, eine neue Ära der wirtschaftlichen Entwicklung ein. Während die Erdölgewinnung selbst in der arktischen Region keine technisch unüberwindbaren Schwierigkeiten mit sich brachte, stellte der Abtransport des Rohöls die Erdölgesellschaften vor große Probleme. Der Transport des Erdöls durch die Nordwest-Passage an die Ostküste erwies sich als undurchführbar. So blieb als einzig praktikable Lösung der Bau einer Pipeline von der Prudhoe Bay quer durch Alaska zum ganzjährig eisfreien Hafen Valdez am Pazifischen Ozean.


Technische Aspekte

Der Bau der Trans-Alaska-Pipeline wurde mit einem Kostenaufwand von ungefähr 8 Mrd. Dollar zum bisher teuersten Pipelinebau. Im Jahr 1970 wurde zu diesem Zweck die Firma Alyeska Pipeline Service Company gegründet. 1975 begann der Bau, der erste Tanker mit Rohöl aus der Prudhoe Bay verließ den Hafen Valdez am 1. August 1977. Die Stahlröhre mit 1,2 Meter Durchmesser überquert drei Bergketten und über 800 Flüsse und Bäche. Insgesamt 13 Brückenbauwerke waren dazu nötig, darunter die 700 m lange Yukon-Brücke. Bislang wurden Pipelines zumeist unterirdisch verlegt. Im Permafrostboden Alaskas ist diese Bauform jedoch zumeist unmöglich. Die Pipeline, in der bis max. 80 °C heißes Erdöl fließt, würde unweigerlich versinken. Mit dieser Temperatur kommt das Erdöl aus den Bohrlöchern. Deshalb wurden mehr als die Hälfte der Strecke auf speziellen, thermisch isolierten Ständern in einer Höhe von 1,50 m bis 4,50 m über dem Erdboden montiert. Da die Pipeline durch erdbebengefährdetes Gebiet verläuft, wurde sie so konstruiert, dass sie Beben mit einer Stärke von bis zu 8,5 auf der Richter-Skala widerstehen kann. Dazu liegt die Pipeline nur lose auf den Ständern, geschützt durch Stoßdämpfer auf beiden Seiten. Im Falle eines Erdbebens können so die Bewegungen des Untergrundes ausgeglichen werden. Die starken Temperaturunterschiede zwischen dem Erdöl und der arktischen Umgebung erforderten eine spezielle Konstruktion, die ein Ausdehnen und Zusammenziehen der Pipeline ermöglichen. Um dem Stahlrohr genügend Bewegungsfreiheit zu geben, wurde die Pipeline in einer Zick-Zack-Linie verlegt, die sich (in geringem Maße) wie eine Ziehharmonika bewegen kann.


Konflikte

Neben den enormen technischen Schwierigkeiten, die beim Bau zu bewältigen waren, entzündete sich am Trans-Alaska-Projekt ein heftiger Interessenkonflikt vor allem zwischen den Erdölgesellschaften, den Umweltschutzverbänden sowie den Indianern und Inuit. Die Umweltschützer befürchteten die Zerstörung der empfindlichen Ökosysteme der Arktis und Subarktis. Die Ureinwohner erhoben Einspruch, da die Pipeline über ihr Land führen sollte. Letztendlich führten diese Einwände nur zu einer Verzögerung des Baubeginns. Unter dem Druck steigender Ölpreise genehmigte die amerikanische Regierung 1974 den Bau der Pipeline unter strengen Umweltschutzauflagen und hohen Entschädigungsleistungen an die Indianer und Inuit. Seit der Inbetriebnahme der Pipeline sind im regulären Betrieb bereits ca. 6.000 m³ Rohöl ausgelaufen, davon alleine gute 1.000 m³ durch ein aufgrund von gravierender Korrosion verursachtes Leck im März 2006. Im Zuge dieses Vorkommnisses wurde die Pipeline zwischenzeitlich stillgelegt, um Rohre auf einer Länge vpn 16 Meilen zu ersetzen. Auch hier war die Korrosion weit fortgeschritten. Die Alyeska Pipeline Service Company ist verpflichtet, sämtliche Vorkommnisse zu melden. Um den Caribou-Herden die Wanderung zu ihren Futterplätzen zu ermöglichen, wurden einige Passierstellen angelegt. In diesem Bereich der Pipeline wurde sie unter die Erde verlegt. In sämtlichen anderen Bereichen können die Tiere die Pipeline nicht überqueren.


Wartung

Das Erdöl benötigt bei einer Geschwindigkeit von ca. 6 km/h etwa 9 Tage von der ersten Pumpstation an der Prudhoe Bay bis zum Hafen von Valdez. Zur Wartung der Pipeline werden sog. "Pigs" eingesetzt, das sind zylindrische Hohlkörper, die im Ölfluss mitschwimmen und im inneren mit Diagnosetechnik beladen sind. Die Pigs können an drei verschiedenen Stellen eingesetzt werden: An beiden Enden der Pipeline und in der Mitte, bei Pumpstation 4. Es kommen verschiedene Pigs zum Einsatz:
  • Scraper-Pigs werden eingesetzt, um die Pipeline sauber zu halten und das Fließverhalten des Öls zu verbessern. Sie putzen die Innenwände und verringern so den Fließwiderstand.
  • Deformation-Pigs kontrollieren die Pipeline auf Deformationen. Dazu wird der Durchmesser erfasst und aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen werden nach verlassen der Pipeline durch Ingenieure ausgewertet.
  • Corrosion-Pigs entdecken Roststellen durch akustische (Ultraschall) und magnetische Verfahren und melden sie an die Servicezentrale. Zu diesem Zweck wird die Dicke der Rohrwand gemessen.
  • Curvature-Pigs erfassen die Krümmung der Pipeline und melden unzulässig enge Kurvenradien, die durch Materialdehnung oder Erdbeben entstanden sind.



Valdez Terminal

Den südlichen Endpunkt der Trans-Alaska-Pipeline markiert das Valdez Terminal, wo das Rohöl auf Tanker verladen wird. Die Hafenstadt Valdez zählt gut 4.350 Einwohner, knapp 400 Beschäftigte arbeiten auf dem über 400 Hektar großen Gelände des Alyeska Pipeline Terminal. Dieses verfügt über 4 Füllstationen, an denen jeweils ein Tanker von bis zu 30 Metern Tiefgang befüllt werden kann. Seit dem Unfall der Exxon Valdez hat man dazu gelernt: Im Bereich des Terminals stehen 6 Feuerlöschboote bereit, für den Fall einer Ölverseuchung können mehrere Ölbekämpfungsschiffe mit rund 20 Schöpfgeräten angefordert werden. Nach dem Unfall wurde SERVS (Ship Escort/Response Vessel System) ins Leben gerufen, um den Transport des Öls in Zukunft so sicher wie möglich zu gestalten. Das bedeutet, dass heute alle Tanker, die Valdez verlassen, von zwei Schleppern durch den Prince William Sound begleitet werden, um im Falle eines technischen Defekts abgeschleppt werden zu können. Zusätzlich gelten spezielle Geschwindigkeits- und Wetterbeschränkungen für Tanker im Sund.


Die Zukunft

Die beiden größten Betreiber der Ölfelder im Bereich North Slope (British Petroleum und ConocoPhillips) planen für die nächsten Jahre ein Ausweitung der Ölförderung. Die Erdölbohrungen im arktischen Bereich werden neue ökologische Probleme mit sich bringen.


Quelle: Geographie Infothek
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2002/2011
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 23.11.2011