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Infoblatt Nationalpark Eifel


Überblick zum Nationalpark

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Naturraum und Ökosystem

Die Gründung des Nationalparks "Eifel" hat eine Lücke in der Nationalparklandschaft Deutschlands geschlossen, denn bisher gab es kein derartiges Schutzgebiet im Südwesten bzw. Westen Deutschlands. Ungefähr zwei Drittel des Nationalparks waren von Anfang an für Besucher zugänglich. Das restliche, ökologisch überaus wertvolle Gebiet "Vogelsang" wurde am 1. Januar 2006 freigegeben. Die militärische Nutzung des Truppenübungsplatzes "Vogelsang" hatte historische Hintergründe. Während der NS-Zeit wurde in der Nordeifel die "Ordensburg Vogelsang" errichtet. Dieses monumentale Bauwerk sollte der ideologischen Förderung und nationalsozialistischen Schulung des Nachwuchses dienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Camp Vogelsang (wie es fortan genannt wurde) Zentrum eines Truppenübungsplatzes. Sperrung für militärische Nutzung heißt meist auch Schutz für die Natur vor Ort. Im Gegensatz zum Umfeld des Truppenübungsplatzes, welches im Laufe der Zeit rasant verändert wurde, konnte sich die Natur im Camp Vogelsang nahezu ungestört entwickeln. Es gab keinen zerschneidenden Straßenbau, keine Besiedelung und Ausweisung von Gewerbegebiete, keine Maßnahmen der Flurbereinigung, weder intensive Landwirtschaft noch Flussbegradigung.
Erhalten blieben ökologisch hochwertige Wald- und Offenlandflächen. Besonders schützenswert sind die Buchenwälder, die atlantisch geprägt sind und auf den sauren Böden in Mittelgebirgslage nur in Westeuropa vorkommen. Ursprünglich hat der Atlantische Buchenwald die gesamte Eifel bedeckt, ist aber heute nur noch im Gebiet des heutigen Nationalparks in der Nordeifel zu finden. Insgesamt wird der Lebensraum des Schutzgebietes von Wäldern, Felsen, Bächen und angrenzenden Talauen bestimmt. Auf den Bergrücken befinden sich die besagten Buchenwälder, die oft ein Hallendach mit relativ geringem Artenreichtum ausbilden. Die vorwiegend trockenen und sonnenbeschienen Felsrücken werden von Traubeneichen dominiert. In den kühleren und feuchteren Schluchten und Kerbtälern der Bachläufe haben sich Schluchtwälder mit Bergahorn und Eschen angesiedelt. An den Bächen selbst sind Galeriewälder mit Weiden und Erlen zu finden.


Fauna und Flora

Im Gebiet des Nationalparks "Eifel" konnten 1.000 Pflanzen- und Tierarten als gefährdete Arten der "Roten Liste" nachgewiesen werden. "Rote Liste" ist der Ausdruck für eine alle zwei Jahre veröffentlichte Liste mit weltweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Als vom Aussterben bedrohte Tierart ist das Vorkommen der Wildkatze im Nationalpark einmalig in Nordrhein-Westfalen. An den naturnahen Gewässern und Auenwäldern ist der Biber wieder heimisch. Aufgrund massiver Bejagung zunächst ausgestorben, wurde der Biber später wieder angesiedelt. Im Nationalpark sind gefährdete Vogelarten wie Uhu, Rotmilan und Mittelspecht genauso vertreten, wie der seltene Eisvogel und zahlreiche Fledermausarten. Der Eisvogel braucht vor allem klare und unverbaute Gewässer, wie er sie u. a. an der Rurtalsperre entlang der Nationalparkgrenze findet. Aufgrund des außergewöhnlich hohen Totholzanteils in den Buchenwäldern ist auch die Käferfauna ausgesprochen vielfältig. Mehr als 130 von den 1.300 im Nationalpark nachgewiesenen Käferarten stehen auf der "Roten Liste" Deutschlands.
Das Nationalparkgebiet bietet auch Lebensraum für eine vielfältige Pflanzenwelt. Als besonderes Erkennungsmerkmal der Nordeifel gilt der nicht gefährdete Ginster an den Hängen, der auch Eifelgold genannt wird. Aber nicht nur der Ginster begeistert im Frühjahr mit seiner Blütenpracht, sondern auch die gelb-blühende Narzisse. Vertreter gefährdeter Pflanzenarten im Nationalpark sind beispielsweise die Wildbirne, das Mauer-Gipskraut oder die Hirschzunge.


Nutzung

Der Nationalpark "Eifel" ist als Zielnationalpark oder auch "Entwicklungsnationalpark" ausgewiesen worden. Gründe für diesen Status sind die Forderungen nach einer überwiegend natürlichen Entwicklung, was derzeit lediglich auf 5 - 10 % der Fläche der Fall ist. Damit diese Vorgabe erfüllt werden kann, muss sich ein Großteil des Nationalparkgebietes in den nächsten Jahrzehnten (geschätzte 30 Jahre) zu einem vom Menschen unbeeinflussten Zustand entwickeln. Im speziellen bedeutet dies, dass dort, wo heute noch Fichtenforste (ca. 40 % der Fläche) wachsen, langfristig Buchenwälder dominieren sollen. In den bestehenden Laubwäldern wird die Nutzung eingestellt. Für die Umsetzung dieser Ziele wurde das Nationalparkgebiet in eine Kernzone und Pflegezone unterteilt. Während in der Pflegezone noch Eingriffe (z. B. Wiese mähen) gestattet bzw. auch notwendig sind, bleibt die Natur in der Kernzone sich selbst überlassen.
Die Funktion als Truppenübungsplatz bestand bis zum 31.12. 2005, danach wurde das Gelände der zivilen Nutzung als Nationalpark übergeben. Teile der Offenlandflächen sollen wiederbewaldet werden. Ungeklärt ist bislang die Nutzung der denkmalgeschützten ehemaligen "NS-Ordensburg Vogelsang". Einerseits liegt die Einrichtung inmitten der Kernzone, welches einen behutsamen Umgang mit der Umnutzung (z. B. Ausbau und Verkehr) erfordert. Andererseits sollen die Gebäude für historisch Interessierte zugänglich gemacht werden und als Schulungs- und Dokumentationszentrum dienen. Überlegungen tendieren auch zur Nutzung als Nationalparkzentrum für Informationen und Verwaltung.
Trotz der Beschränkungen wird der Nationalpark für Besucher zugänglich bleiben. Auf dem Wanderwege- und Radwegenetz kann das Schutzgebiet genauso erlebt werden, wie per Ausflugsschiff vom Rurtalsee aus. Durch die Etablierung als attraktiver Freizeitmagnet können durch den Nationalpark auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Wichtig sind ein schutzzweckverträgliches Nebeneinander von Tourismus und Fauna und Flora, um das einmalige Naturerbe zu bewahren.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.04.2010