Infoblatt Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer


Überblick zum Nationalpark

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Naturraum und Ökosystem

Gemeinsam mit den beiden Nationalparks Schleswig-Holsteinisches und Hamburgisches Wattenmeer gehört dieses Schutzgebiet zu der größten zusammenhängenden Wattlandschaft der Erde. Es erstreckt sich von der niederländischen Nordseeküste bis hinauf nach Dänemark. Als Großlebensraum wird das Watt einer Gezeitenküste wie an der Nordsee zweimal täglich überflutet und wieder trockengelegt. Es sind aber nicht allein die Gezeiten, die das Wattenmeer ausmachen, sondern es spielen noch andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Die spezielle Ökologie des Wattenmeers an der Nordsee entsteht erst aus dem Zusammenspiel der Gezeiten, dem gemäßigten Klima, den vorgelagerten Inseln und den Strandwällen sowie deren feinen Bodenmaterialien. Beispielsweise kann an einer steilen Felsenküste das herankommende Wasser nicht ruhig "auslaufen" und das Sediment ablagern. Im Tropenklima entstehen an ruhigeren Gezeitenküsten Mangrovenwälder statt wie an der Nordsee die Salzwiesen. Zu den Lebensräumen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gehört nicht nur das eigentliche Watt mit seinen Prielen und Rinnen, sondern auch die Salzwiesen vor den Küstendeichen sowie die im Süden der vorgelagerten ostfriesischen Inseln gelegenen Dünen, Strände und Sandbänke. Die spezielle Eigenheit des Ökosystems des Nationalparks wird erst durch die Flussmündungen von Rhein, Ems, Weser und Elbe ausgemacht, denn hier vermischen sich Salz- und Süßwasser zum Brackwasser mit besonderen Lebensbedingungen. Wegen der wirtschaftlichen Nutzung als Verkehrswege (Bundeswasserstraßen) gehören die Fahrwasser von diesen Flüssen nicht zum Schutzgebiet des Nationalparks. Der Lebensraum Watt wird jedoch nicht nur durch die Schifffahrt bedroht, sondern beispielsweise auch durch die Fischerei, Gasgewinnung, Windkraftanlagen, intensiven Tourismus, Landwirtschaft und Küstenverbauung.


Fauna und Flora

Das Niedersächsische Wattenmeer beherbergt nicht nur eine Vielzahl von charakteristischen Tier- und Pflanzenarten, sondern es spielt auch eine enorm wichtige Rolle als Drehscheibe für den ostatlantischen Vogelzug. Millionen von Zugvögeln können die jährlichen Flüge zwischen Überwinterungsgebieten und Brutplätzen über Tausende von Kilometern nur überstehen, weil sie im zentral auf der Zuglinie gelegenen Wattenmeer mit seinem reichen Nahrungsangebot "Treibstoff" (= Fettreserven) auffüllen können. Für viele Fischarten sind die Lebensbedingungen im Watt ideal, so dass einige Arten dieses Gebiet als Ort für die Aufzucht des Nachwuchses nutzen. Zudem übernehmen das Wattenmeer und seine Bewohner noch die Funktion als "Kläranlage" der Nordsee. Die zahllosen kleinen Bewohner filtern nämlich die Schadstoffe mit der Nahrung aus dem Boden und dem Wasser. Zu einer der ausgefallensten Erscheinungen unter den dort lebenden Tieren gehört die Brandente. Mit ihrem Muskelmagen ist sie sogar in der Lage, Muscheln zu zerkleinern. Aber auch die Flora hat sich an die speziellen Bedingungen des Watts angepasst. Da Pflanzen bekanntlich kein oder nur wenig Salz vertragen, haben sie Mechanismen entwickelt, um bei diesen extremen Lebensbedingungen zu überleben. Entweder wird das Salz in bestimmten Drüsen gesammelt und abgeworfen oder die Pflanzen sterben im Herbst und leben im Frühjahr durch ihren Samen weiter. Weiterhin existieren im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer noch beeindruckende Landschaftsformen wie das Steilufer bei Dangast sowie das "schwimmende Moor" bei Sehestedt, das einzige noch intakte Außendeichmoor in Deutschland.


Nutzung

Im Nationalpark darf unter gewissen Einschränkungen nach wie vor Fremdenverkehr, z. T. auch Landwirtschaft und Fischerei stattfinden. Als eine der wenigen Einnahmequellen für die örtliche Bevölkerung dienen deshalb die Aktivitäten für die Touristen. So werden etwa Ausflüge zu den ostfriesischen Inseln Juist und Norderney sowie zu den Seehundbänken angeboten. Aber auch Baden, Kutschfahrten, geführte Wattwanderungen und Spaziergänge durch die Salzwiesen sind möglich. Für den zielgerichteten Schutz des Niedersächsischen Wattenmeers ist außerdem die Ökosystemforschung im Nationalpark erlaubt.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.04.2010