Infoblatt Nord-Ostsee-Kanal


Informationen rund um den Nord-Ostsee-Kanal / Kiel-Canal

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Satellitenfoto mit eingezeichnetem Nord-Ostsee-Kanals (NASA)

Der Nord-Ostsee-Kanal gehört neben dem Suez-Kanal und dem Panama-Kanal zu den drei großen künstlichen interozeanischen Wasserstraßen. Trotz nachlassender Nutzung ist der Nord-Ostsee-Kanal, der international Kiel-Canal genannt wird, immer noch die meist befahrenste künstliche Wasserstraße der Welt. Bis 1948 trug der Kanal, in Erinnerung an seinen Grundsteinleger, die Bezeichnung Kaiser-Wilhelm-Kanal.


Etappen des Baus

Der Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanal war der Schleswig-Holsteinische Kanal oder auch Eider-Kanal. Bereits im 18. Jahrhundert wurde diese Wasserstraße im Zusammenspiel mit vorhandenen natürlichen Flussläufen realisiert. Allerdings war der Kanal mit Schleusenanlagen versehen, die bald zu klein für die neuartigen Schiffe der industriellen Revolution waren. So wurde der Schleswig-Holsteinische-Kanal rasch wieder bedeutungslos. Deshalb wurde Mitte des 19. Jahrhunderts der Ruf nach einer alternativen Streckenführung laut. Nach langen Auseinandersetzungen entschieden sich die Verantwortlichen für die Streckenführung von Kiel über Rendsburg nach Brunsbüttel zur Elbmündung in die Nordsee. Ein weiteres Argument für diesen Streckenverlauf war die damalige Verlegung des Haupthafens der Reichsmarine in die Kieler Förde.
Die Bauphase begann am 03. Juni 1887. Acht Jahre später, am 21. Juni 1895, wurde der Nord-Ostsee-Kanal feierlich eröffnet. In dieser Zeit waren ca. 8.900 Arbeiter an der Errichtung der fast 99 km langen, 67 Meter breiten und 9 m tiefen Rinne beteiligt. Damit wurde die Umrundung über Kap Skagen um ungefähr 400 Seemeilen verkürzt. Obwohl der Kanal auf mittlerer Meereshöhe ohne Staustufen errichtet werden konnte, wurden dennoch Schleusenanlagen in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau notwendig. Diese dienen als Schutz gegen die erheblichen Wasserstandsschwankungen der beiden Meere.
Durch das zunehmende Verkehrsaufkommen und den Bau von Großkampfschiffen nach englischem Vorbild wurde schon nach kurzer Betriebszeit eine erste Erweiterung des Kanals notwendig. Der Kanal wurde deswegen auf 102,5 Meter verbreitert und um 2 m vertieft. Ebenso wurden neue Schleusenanlagen notwendig. Letztendlich war die Erweiterung, die von 1907 bis 1914 dauerte, teuerer als der eigentlich Neubau des Kanals.
Im Jahr 1965 begann die zweite Erweiterungsphase, die bis dato noch nicht abgeschlossen ist. Die erneute Verbreiterung des Kanals auf 162 Meter soll die Durchfahrt für die immer größer werdenden Fracht- und Passagierschiffe verbessern. Zudem soll der zunehmenden Erosion der Unterwasserböschung entgegengewirkt werden. Problematisch bei solchen Erweiterungen sind vor allem die reibungslosen Querungen des Kanals für den Straßen-, Schienen- und Fußgängerverkehr. Inzwischen stehen 13 freifahrende Fähren, eine Schwebefähre, je ein Straßen- und Fußgängertunnel, vier Straßenhochbrücken, zwei Eisenbahnhochbrücken, zwei kombinierte Eisenbahn- und Straßenhochbrücken sowie zwei Autobahnhochbrücken zur Verfügung.


Heutige Bedeutung

Mehr als 100 Jahre nach der Eröffnung ist der Nord-Ostsee-Kanal immer noch die Hauptverkehrsader Nordeuropas und das Tor zur Ostsee bzw. für die skandinavischen und baltischen Länder zur Nordsee. Ohne Berücksichtigung der Sport- und Kleinfahrzeuge befuhren im Jahr 2008 ca. 42.800 Schiffe den Kanal. Allerdings machte sich die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 bei den Durchfahrten enorm bemerkbar, sie sanken auf 30.314.
Im Jahr 2011 durchfuhren den Kanal 33.522 Schiffe mit einer Gesamt-Bruttoraumzahl von 154,5 Mio. Die gesamte transportierte Gütermenge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 16,9 % und betrug 98.036.571 t. Dies zeigt, dass die Größe der Schiffe und die Menge ihrer Ladung steigt, nicht aber ihre Anzahl.
. Trotz der über Jahre hinweg hohen Dichte der Durchfahrten hat sich die Bedeutung des Kanals mit den weltweit veränderten Rahmenbedingungen ebenfalls gewandelt. Die einstige militärische Bedeutung ist völlig verloren gegangen. Da viele neue Handels- und Containerschiffe in ihren Ausmaßen größer sind und zudem schneller, vermindert sich der Wege- und Zeitvorteil durch den Kanal. Bis auf wenige Jahre vor dem 1. Weltkrieg war der Nord-Ostsee-Kanal immer ein Zuschussgeschäft. Allein der Erhalt kostet jährlich mehr als 50 Millionen Euro. Gesamtwirtschaftlich betrachtet wird der Nutzen des Kanals allerdings deutlich. Mehr als 2.500 Menschen sind unmittelbar durch den Betrieb des Kanals beschäftigt. Zusätzlich gilt der Kanal als impulsgebend für die regionale Entwicklung der Wirtschaftsstandorte Brunsbüttel (Chemie), Rendsburg (Binnenhafen, Werft Nobiskrug) und Kiel (Seehafen). Darüber hinaus übernimmt der Nord-Ostsee-Kanal wichtige Funktionen in der Wasserwirtschaft als Großvorfluter sowie im Bereich des Fremdenverkehrs und als attraktives Naherholungsgebiet.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.05.2012