Infoblatt Weltbank


Struktur, Mitglieder, Finanzierung und Aufgaben der Weltbank



Weltbank

Die Entstehung der Weltbank ist eng mit der Gründung des IWF verbunden.
Im Juli 1944 unterzeichneten in Bretton Woods (USA) insgesamt 44 Staaten ein Abkommen zur wirtschaftlichen Neuordnung der Welt, welches im Dezember 1945 in Kraft trat. Im Ergebnis dieser Konferenz entstand unter anderem die Weltbank (engl.: International Bank for Reconstruction and Development - IBRD). Die Weltbank wurde hinsichtlich des erwarteten langfristigen Bedarfs an Kapital für den Wiederaufbau der Mitgliedsstaaten nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet.
Seit 1947 ist die Weltbank eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen.


Struktur / Mitglieder / Finanzierung

Die Weltbank bildet zusammen mit den Organisationen IFC (International Finance Corporation), IDA (International Development Association), MIGA (Multilateral Investment Guarantee Agency) und ICSID (International Centre for Settlement of Investment Disputes) die sog. Weltbankgruppe. Sitz der IBRD ist Washington D.C. (USA).
Die Weltbank hat gegenwärtig 188 Mitglieder (Stand: 2012). Die Mitgliedschaft in der IBRD setzt die Mitgliedschaft im IWF voraus.
Der Aufbau der Weltbank ist mit der Struktur des IWF vergleichbar.
Das oberste Organ der IBRD ist der sog. Gouverneursrat, in dem jedes Mitgliedsland durch einen Gouverneur (i. d. R. der Wirtschafts- oder Finanzminister) und einem stellvertretenden Gouverneur vertreten ist. Der Gouverneursrat tagt einmal jährlich anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung von Weltbank und IWF und entscheidet über die Neuaufnahme von Mitgliedern, Kapitalerhöhungen seitens der Mitglieder usw.
Die laufenden Geschäfte der Weltbank übernimmt das sog. Exekutivdirektorium, an dessen Spitze der Präsident steht. Der Präsident wird für fünf Jahre formal vom Exekutivdirektorium gewählt, de facto jedoch vom Präsidenten der USA nominiert. Gegenwärtig ist Robert Bruce Zoellick (USA) Präsident der Weltbankgruppe. Die insgesamt 25 Exekutivdirektoren treffen sich mindestens zweimal wöchentlich. Fünf der Exekutivdirektoren werden von den fünf Mitgliedern mit den höchsten Anteilen (derzeit: USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich) ausgewählt, die übrigen Personen werden von den restlichen Weltbank-Mitgliedern gewählt. China, Russland und Saudi-Arabien wählen jeweils ihren eigenen Exekutivdirektor.
Das Stimmrecht der Mitglieder ergibt sich – ähnlich wie im IWF – aus der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes. Jedes Mitglied hat grundsätzlich 250 Stimmen und bekommt zusätzlich Stimmen, die sich aus unterschiedlich hohen Kapitalanteilen der Mitglieder am Fonds ergeben. Dementsprechend haben die wirtschaftlich stärksten Nationen den größten Einfluss.
Die Weltbank finanziert sich hauptsächlich durch den Verkauf von Weltbank-Anleihen. Weitere Einnahmequellen sind Rückzahlungen aus gewährten Darlehen sowie Einzahlungen seitens der Mitgliedsstaaten.


Aufgaben

Nach ihrer Gründung konzentrierte sich die Unterstützung der Weltbank auf die Beseitigung der Kriegsfolgen in Europa. Mit Einsetzen des Marshall-Plans wandte sich die IBRD zunehmend den Entwicklungsländern zu.
Bis in die 1970er Jahre widmete sich die Weltbank der Vorbereitung, Finanzierung und Überwachung von Großprojekten im Bereich Agrarwirtschaft, Energie und Verkehr. Nach dem Scheitern dieser Strategie und der stetigen Zunahme der Verschuldung kam es in den 1980ern zur Hinwendung zum Schuldenmanagement, welches auf die Wiederherstellung der Zahlungsfähigkeit der Schuldner abzielt.
Die bisherige Arbeitsteilung zwischen IBRD (langfristige Entwicklungsfinanzierung) und IWF (Unterstützung bei vorübergehenden Zahlungsbilanzdefiziten) wurde zugunsten einer gemeinsamen Strukturanpassungspolitik aufgegeben. Unterstützung erfolgt i. d. R. nur unter wirtschaftlichen und politischen Auflagen für die Kreditnehmer. Die Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche von Weltbank und IWF sind mittlerweile derartig eng miteinander verflochten, dass teilweise die mangelnde Transparenz der Organisationen Anlass für Kritik ist.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Robert Bartsch, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 23.05.2012