Infoblatt NAFTA


Geschichte, Aufgaben und heutige Bedeutung der NAFTA



Weltwirtschaftliche Zusammenschlüsse (Klett)

Die Nordamerikanische Freihandelszone (North American Free Trade Agreement - NAFTA) umfasst Kanada, die USA und Mexiko. Das Wirtschaftsabkommen soll die Zölle und andere Schranken zwischen den Mitgliedsstaaten senken, Investitionen erleichtern und zum Schutz des geistigen Eigentums beitragen. Die NAFTA gehört heute mit ca. 457 Millionen Einwohnern neben der ASEAN und dem Europäischen Wirtschaftsraum zu den weltweit größten Freihandelszonen. Die Ziele der NAFTA sind nach Art. 102 des Abkommens:
  • die Handelsschranken an den Grenzen abzubauen und den Verkehr von Gütern und Dienstleistungen zwischen den Ländern zu erleichtern.
  • Bedingungen für einen fairen Wettbewerb zwischen den Mitgliedern herzustellen.
  • die Möglichkeiten für Investitionen in den Mitgliedsländern zu verbessern.
  • auf dem Gebiet des Abkommens adäquaten und effektiven Schutz von geistigem Eigentum zu gewährleisten.
  • effektive Prozeduren für die Implementierung und Anwendung dieses Vertrages zu entwickeln und die gemeinsame Verwaltung und Konfliktlösung zu unterstützen.
  • einen Rahmen für weitergehende trilaterale, regionale und multilaterale Kooperationen zu geben und den Nutzen des Abkommens für alle Beteiligten zu mehren.



Geschichte der NAFTA

1989 schlossen Kanada und die USA ein bilaterales Freihandelsabkommen, das vorsah, sämtliche Handelsschranken zwischen den beiden Staaten bis 1998 aufzuheben. In der Folge wurde dieses Abkommen zum NAFTA-Abkommen erweitert, welches am 17.12.1992 von Kanada, den USA und Mexiko unterzeichnet wurde. Nachdem schon das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Kanada für Auseinandersetzungen in der kanadischen Politik geführt hatte (man befürchtete das Zurückbleiben wirtschaftlich schwächerer Regionen und die Auslöschung kanadischer Kultur), sorgte das NAFTA-Abkommen auch für viel Aufsehen in allen drei beteiligten Ländern. Das Abkommen sah die sofortige Abschaffung der Zölle für die Hälfte der aus den USA und Kanada nach Mexiko exportierten Güter vor, weitere Zolltarife sollten innerhalb von 14 Jahren abgebaut werden. Bis spätestens zum Jahr 2015 soll zwischen den Mitgliedsstaaten eine vollständige Freihandelszone realisiert werden. Aus Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen an Mexiko wurde auf US-amerikanisches Drängen hin ein zusätzliches trilaterales Abkommen über umwelt- und arbeitsrechtliche Richtlinien geschlossen. Auch in Mexiko wurde das Abkommen zunächst mit Argwohn betrachtet, man befürchtete den Verlust der Selbstständigkeit des Landes.


Die NAFTA heute

Nach Inkrafttreten des Abkommens am 01.01.1994 erklärte der damalige US-Präsident Bill Clinton, dass das Abkommen bereits 100.000 neue Jobs in den USA geschaffen hätte. Die NAFTA-Gegner hingegen sprechen von Arbeitsplatzverlusten für die USA. Nach dem Zusammenbruch des mexikanischen Börsenmarktes und einer Abwertung des Pesos Ende 1994 offenbarten sich weitere Schwachpunkte des Abkommens. Das marode Wirtschafts- und Finanzsystem Mexikos drohte die NAFTA zu sprengen. Zur gleichen Zeit begannen Gespräche über die Erweiterung der NAFTA – alle lateinamerikanischen Staaten mit Ausnahme Kubas sollten aufgenommen werden. Es existieren jedoch strenge gesetzliche Anforderungen in den Bereichen Mindestlöhne, Arbeitsrecht und Umweltschutz. Diese stellen die Integration Lateinamerikas vor enorme Hürden. Einer der wichtigsten Arbeitsbereiche der NAFTA ist zurzeit die Bekämpfung von Dumpingpreisen. Für diese Aufgabe wurden in allen drei Staaten Büros eingerichtet, an die Dumping-Beschwerden in schriftlicher Form eingereicht werden können. Außerdem setzt sich das Abkommen für den Abbau einseitiger Subventionen ein, um ein Handelsungleichgewicht zu bekämpfen.
Im Jahr 2010 waren die meisten der auf den Freihandel ausgerichteten Regelungen des NAFTA-Abkommens umgesetzt. Damit ist die ursprüngliche Agenda dieses Abkommens weitgehend erfüllt. Die schon früher angedachten Überlegungen einer erweiterten Kooperationsagenda zwischen Kanada, Mexiko und den USA haben an Bedeutung gewonnen. Grund hierfür ist nicht nur die Frage nach der Stärkung einer Wirtschaftsgemeinschaft in Nordamerika, sondern auch die Überlegung, dass Themen wie die Energieversorgung und die Gewährleistung von Sicherheit auf die gemeinsame Agenda gesetzt werden sollten. Diese schon im Jahr 2000 vom mexikanischen Präsidenten Vicente Fox (2000 - 2006) propagierte Idee eines NAFTAplus zielt vor allem auf das Thema Migration, das für Mexiko auch weiterhin höchste Priorität besitzt, aber gleichzeitig mit dem Partner USA seit Jahrzehnten kaum befriedigend zu bearbeiten ist.
Trotz verschiedenster Bemühungen und Abkommen um gemeinsame Lösungen für Themen wie Transport, Energie, Umwelt oder Finanzdienstleistungen erwies sich, dass die USA, aber auch Kanada, nur sehr begrenzt Interesse daran hatten, über den Freihandel hinaus Vereinbarungen zu treffen und den von Wissenschaftlern immer wieder geforderten Weg zur Nordamerikanischen Gemeinschaft in Anlehnung an den europäischen Integrationsprozess einzuschlagen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Lars Pennig
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 23.05.2012