Infoblatt Zentralverwaltungswirtschaft


Organisation und Funktionsweise dieser Wirtschaftsordnung

Die Zentralverwaltungswirtschaft (umgangssprachlich wird der Begriff Planwirtschaft synonym verwandt) ist eine Wirtschaftsordnung, in der wesentliche Entscheidungen von einer Zentralverwaltung (Staat, Unternehmenszentrale) getroffen werden. Das System basiert auf dem Grundgedanken der Gleichheit aller Menschen und ist in der kommunistischen Idee verankert. Typische Betriebsform der Zentralverwaltungswirtschaft ist die Genossenschaft.


Organisation und Funktionsweise

In der Zentralverwaltungswirtschaft entsteht ein Gesamtplan über Produktion und Konsum. Zentrale Organe legen fest, was die Unternehmen herstellen und die Konsumenten somit später verbrauchen. Damit dies funktioniert, muss die Planbehörde auf die Produktionsmittel zugreifen können, sie sind deshalb Staatseigentum. Die zentrale Planung kann auch nur funktionieren, wenn der Staat umfassende Kompetenzen besitzt, um Produktion wie Konsum zu steuern. Daraus folgt, dass staatliche Organe in sämtliche gesellschaftliche Bereiche eingreifen. Praktisch heißt das im Gegensatz zur Marktwirtschaft, wo das Prinzip von Angebot und Nachfrage herrscht (wenn z. B. zehntausend Menschen Autos kaufen wollen, dann werden diese von den Firmen hergestellt), dass in der Zentralverwaltungswirtschaft alles von einer obersten Stelle aus geplant und bestimmt wird (es wird festgelegt, dass tausend Autos hergestellt werden, die Nachfrage spielt keine Rolle). Sämtliche Güter und Dienstleistungen, auch die Preise und Löhne werden von einer Zentrale in einem Gesamtplan festgelegt. Dieser Plan, der viele Einzelpläne enthält, gilt dann für einen bestimmten Zeitraum.
In der Zentralverwaltungswirtschaft ist die zentrale Lenkung des gesamten Wirtschaftsgeschehens das ordnungsbestimmende Merkmal. Da die grundlegenden Entscheidungen über die Güterproduktion, den Einsatz der Produktionsfaktoren und über die Güterverteilung durch die Zentralverwaltung getroffen werden, sind die Entscheidungsmöglichkeiten der wirtschaftenden Subjekte umso beschränkter, je stärker die Zentralverwaltung Entscheidungen an sich zieht. So können die Produzenten keine Entscheidung darüber treffen, ob, was und wie viel sie produzieren bzw. ex- und importieren. Weitere Merkmale der Zentralverwaltungswirtschaft sind die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln, die staatlich festgelegten Preise für Güter und Dienstleistungen, Löhne sowie Zinsen, die zentrale Verteilung der Produkte (die Verbraucher können nicht entscheiden, was und wie viel sie verbrauchen) und die enge Verknüpfung von Politik und Wirtschaft.



(Anke Renker)


Auswirkungen

Ein (oft behaupteter, jedoch keineswegs bestätigter) Vorteil gegenüber der freien Marktwirtschaft ist, dass durch eine Zentralverwaltungswirtschaft Vollbeschäftigung und Krisenfestigkeit gewährleistet werden. Außerdem könnte theoretisch die Zentralverwaltung eine optimale Verteilung von Menschen und Ressourcen in gewünschte Produktionsbereiche vornehmen. Demgegenüber steht die Freiheitsbeschränkung der Wirtschaftssubjekte als wesentlicher Nachteil und die mangelnde Transparenz, Flexibilität und Effektivität der Zentralverwaltung sowie mangelnde Anreize zu eigenverantwortlichem Handeln der Menschen.
Die Zentralverwaltungswirtschaft kann nur sehr langsam auf wirtschaftliche Veränderungen und die Bedürfnisse der Bevölkerung reagieren. Auch im Handel mit anderen Staaten reagiert die Zentralverwaltungswirtschaft sehr viel langsamer auf Aufträge. In vielen sozialistischen Ländern, in denen sich die Produktionsmittel in staatlichem Eigentum befanden, gab es die Zentralverwaltungswirtschaft. Ende der 1980er Jahre wurde dieses System durch den Zusammenbruch der kommunistischen Regierungssysteme in Mittel-, Ost- und Südeuropa abgeschafft.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Anke Renker
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 30.03.2012