Infoblatt Ökologischer Landbau


Ökologischer Landbau - Wirtschaften im Einklang mit der Natur



Schema des Ökologischen Landbaus (Klett)

Der Leitgedanke des ökologischen Landbaus ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Der landwirtschaftliche Betrieb wird v. a. als ein Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden wahrgenommen. Die Methoden des ökologischen Landbaus möchten dabei stärker als andere konventionelle Anbaumethoden die Umsetzung eines möglichst geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreislaufs (eigener Betrieb als Futter- und Nährstoffgrundlage) verwirklichen. Weiterhin sind die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und eine artgemäße Tierhaltung vorrangige Ziele des ökologischen Landbaus.


Maßnahmen zur Umsetzung des ökologischen Landbaus

Der ökologische Landbau ist besonders auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Ziele sind die Erhaltung und Schonung der natürlichen Ressourcen und das Schaffen positiver Auswirkungen auf die Umwelt. Für die Umsetzung der Ziele des ökologischen Landbaus stehen z. B. folgende Maßnahmen im Vordergrund:
  • Verzicht auf Pflanzenschutz mit künstlichen Mitteln, stattdessen Einsatz von Nützlingen und mechanische Unkraut-Bekämpfung durch z. B. Hacken und Abflammen (Erwärmung der Unkräuter bis sie absterben),
  • keine Verwendung von leicht löslichen mineralischen Düngemittel, stattdessen Gebrauch von organisch gebundenem Stickstoff v. a. in Form von Mist oder Mistkompost,
  • Pflege der Bodenfruchtbarkeit durch ausgeprägte Humuswirtschaft,
  • abwechslungsreiche, weite Fruchtfolgen mit vielen Fruchtfolgegliedern und Zwischenfrüchten,
  • keine Verwendung von künstlichen Wachstumsregulatoren oder von Hormonen,
  • begrenzter, streng an die Fläche gebundener Viehbesatz,
  • wenig Zukauf von Futtermitteln, stattdessen Tierfütterung mit möglichst hofeigenem Futter,
  • weitgehender Verzicht auf Antibiotika.



Öko-Gesetze

2003 trat in Deutschland das Öko-Landbau-Gesetz ÖLG in Kraft, welches im Zuge der Erneuerung der EU-Verordnung im Jahr 2008 neu aufgestellt wurde. Es hat zum Ziel, Vollzugsaufgaben im ökologischen Landbau zu bündeln und die Effizienz der EG-Öko-Verordnung zu verbessern. In der EG-Öko-Verordnung wurde mit in Kraft treten am 24. Juni 1991 definiert, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel, die als Öko-Produkte gekennzeichnet sind, erzeugt und hergestellt werden müssen. Sie wurde 2007 durch eine neue Verordnung ersetzt, die mehr Transparenz schaffen soll. Sie gilt unmittelbar in allen EU-Mitgliedsländern als einheitlicher Standard für die Herstellung von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln sowohl pflanzlicher als auch tierischer Herkunft.
Des Weiteren wurde in Deutschland die Öko-Kennzeichenverordnung (ÖkoKennzV) zur Regelung der Gestaltung und Verwendung des Öko-Kennzeichens eingeführt, sowie 2009 das Öko-Kennzeichengesetz (ÖkoKennzG), welches die Einführung und Verwendung eines Kennzeichens für Erzeugnisse des ökologischen Landbaus gesetzlich regelt.


Förderung des ökologischen Landbaus

Die Erzeugung ökologischer Produkte ist besonders umweltverträglich ausgelegt und soll Ressourcen schonen. Durch sie wird aber auch mehr Aufwand und Arbeit in der Landwirtschaft und Verarbeitung benötigt. Der Einstieg in den ökologischen Landbau ist für landwirtschaftliche Betriebe häufig schwierig, da sie erst nach einer Umstellungszeit von zwei bis drei Jahren Öko-Ware verkaufen dürfen. Erst nach mindestens zwölf Monaten Umstellung auf die ökologische Produktion dürfen die pflanzlichen Erzeugnisse als Umstellungsware vermarktet werden. Auch müssen sich die neuen Öko-Betriebe häufig die Vermarktungswege ihrer Produkte selbst erschließen. Deshalb wird die Einführung des ökologischen Landbaus in Deutschland seit 1989 mit öffentlichen Mitteln gefördert. Die Finanzierung der Förderung teilen sich der Bund, die Länder und die EU. In den alten Bundesländern beträgt die Förderung durch die EU 55 %, in den neuen Bundesländern sowie Lüneburg 80 %. Den nationalen Anteil zahlt das jeweilige Bundesland entweder allein oder der Betrag wird gemeinsam von Bund und Ländern im Verhältnis von 60:40 erbracht, allerdings nur, wenn das betreffende Bundesland eine Bundesbeteiligung im Rahmen der GAK Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (seit 1973 Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe) in Anspruch nimmt. Im Jahr 2009 betrug die Unterstützung für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte aus ökologischem Landbau ca. 137 Mio. Euro.
Neben der Erzeugung werden auch die Verarbeitung und die Vermarktung der Produkte gefördert. Dies erfolgt seit 1990 ebenso im Rahmen der GAK. Im Zeitraum von 1993 bis 2008 sind über 29 Mio. Euro zur Verfügung gestellt worden. Gefördert werden z. B. Organisationskosten für Erzeugerzusammenschlüsse, die Erarbeitung von Vermarktungskonzepten oder auch die Einführung von Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen.


Bundesprogramm ökologischer Landbau

Zur weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau wurde 2001 ein Bundesprogramm Ökolandbau entworfen. Ziel dieses Programms ist es, einen Beitrag zum nachhaltigen Wachstum, das auf einer ausgewogenen Expansion von Angebot und Nachfrage beruht, zu leisten. Es stellt den Einstieg für ein mittel- bis langfristig angelegtes Aktionsprogramm zum Ökolandbau dar. Dabei steht das Erkennen von Problemen und Entwicklungspotenzialen im Vordergrund. Diese sollen gezielt gefördert bzw. behoben werden, um eventuell Förderlücken zu schließen und hierdurch ein weiteres effizientes Wachstum zu ermöglichen. 2010 erfolgte die Öffnung des Bundesprogramms um andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Hierfür wurden nicht nur bestehende Maßnahmen erweitert, sondern 2011 auch eine Forschungsrichtlinie für mehr Nachhaltigkeit erarbeitet. Das Bundesprogramm wurde seit seinen Anfängen 2002 bereits mehrmals verlängert und soll voraussichtlich 2015 enden. Das jährliche Budget wurde kontinuierlich gekürzt und liegt seit 2007 bei 16 Mio. Euro.


Öko-Betriebe in Deutschland

2011 haben in Deutschland 23.003 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von insgesamt 1.013.540 Hektar ihre Produkte ökologisch nach den Bestimmungen der Öko-Verordnung erwirtschaftet. Das umfasst ca. 7,8 % der deutschen landwirtschaftlichen Betriebe auf ca. 6,1 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die größte Anzahl der deutschen Öko-Betriebe ist in Verbänden organisiert. Hierzu gehören neben den ältesten Organisationen Bioland und Demeter auch weitere Verbände wie Naturland, Biokreis, ECOVIN-Bundesverband Ökologischer Weinbau, Gäa, Ökosiegel, Biopark, Ecoland und der Verbund Ökohöfe.
Am 26. Juni 2002 wurde der Spitzenverband für die gesamte Biobranche Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft BÖLW durch Vertreter der Öko-Verbände, der ökologischen Lebensmittelverarbeiter und des Handels gegründet.

Der Absatz an Lebensmitteln aus ökologischem Anbau am gesamten Lebensmittelumsatz erhöhte sich in Deutschland von 1,2 % 1997 auf 3,7 % in 2011. Damit hat Deutschland zwar noch vor Frankreich und dem Vereinigten Königreich den umsatzstärksten Bio-Markt, die höchsten Bio-Anteile am jeweiligen Gesamtlebensmittelmarkt weist jedoch Dänemark mit 7,2 % auf, gefolgt von Österreich mit 6 % und der Schweiz mit 5,7 %. Europaweit ist der Bio-Markt 2010 um 8 % auf 19,6 Mrd. Euro angewachsen.
Aufgrund der enormen Nachfragesteigerung kann Deutschland seinen Bedarf an Produkten aus ökologischem Anbau den Bedarf nicht decken und muss viele Waren importieren.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Ria Baumann, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2005
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 18.04.2012