Infoblatt Reis


Reis im Überblick



Reis (Claudia Fischer)


Einordnung

Reis, mit wissenschaftlichem Namen Oryza sativa, gehört zur Familie der Süßgräser. Er zählt zu den kohlenhydratliefernden Nutzpflanzen und ist das wichtigste tropisch-subtropische Getreide.


Beschreibung

Reis ist eigentlich ein mehrjähriges, in Kultur aber überwiegend einjähriges Gras mit Halmen, die bis zu 1,80 m groß werden können. Die Rispe kann bis zu 50 cm lang werden und trägt in der Anlage dreiblütige Ährchen, aus denen sich aber nur eine zwittrige Blüte entwickelt. Als Besonderheit zu anderen Gräsern trägt sie sechs Staubblätter (diese haben drei).Die Ährchen sind von Spelzen umhüllt, die auch begrannt sein können. Die Blüten bestäuben sich zu 96 % selbst (Autogamie).


Herkunft / Verbreitung / Anbaugebiete

Die Heimat des Reis ist nicht genau bekannt. Wildformen der Pflanze hat man in Asien, Afrika und Amerika gefunden. Ob der Reis zuerst in Indien oder in China kultiviert wurde, ist nicht sicher. In der ostchinesischen Provinz Zhejiang wurden Reisreste aus der Zeit 4900 - 4700 v. u. Z. gefunden. Funde in Indien sollen sogar noch 2.000 Jahre älter sein. Reis gehörte in China zu den fünf heiligen Erntegewächsen (neben Hirse, Weizen, Gerste und Sojabohne), die beim Frühlingsfest vom Kaiser persönlich gepflanzt wurden, um die Wichtigkeit der Pflanzen zu betonen.
Der Reisanbau dehnte sich dann nach Japan, Indonesien bis Persien aus. Um 800 v.Chr. gelangte der Reis in den Mittelmeerraum.
Über 90 % der Weltreisernte wird heute in Asien angebaut, insbesondere in Indien, Malaysia, auf den Philippinen, in China, Korea und Japan. Anbaugebiete in Europa findet man in Italien (Po-Ebene), Spanien und Portugal. Weiterhin wird Reis im tropischen Westafrika, in den südlichen USA und in Südamerika angepflanzt.


Anbau / Standortansprüche

Reis wird zum überwiegenden Teil als Sumpf- oder Bewässerungsreis und als Berg- oder Trockenreis angebaut.
Der Reisanbau ist zwischen 45° Nord und 40° Süd möglich. Reis benötigt Temperaturen von 25 - 30 °C und braucht aufgrund seiner hohen Transpiration eine hohe Wasserzufuhr entweder durch Niederschläge oder durch Bewässerung. Bewässerungsreis steht auf den Feldern im Schlamm. Der Boden soll humusreich, schwer und lehmig sein. Reis hat keine besonderen Nährstoffansprüche, jedoch sollte man Stickstoff und Phosphor düngen.
Bergreis stellt weniger Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit und verträgt auch im Mittel um 18 °C, er kann sogar bis in Höhen von 2.000 m angebaut werden, ist aber weniger ertragreich.
Beim Bewässerungsreis wird das Feld geflutet, wenn die Pflanzen eine Höhe von ungefähr 30 cm erreicht haben. Nach der Blüte wird der Wasserstand wieder gesenkt bis die Felder zur Erntezeit trocken liegen.
Reis wird heutzutage kaum ausgesät, meistens werden Jungpflanzen gesetzt, die vorher in Saatbeeten gezogen wurden. Dadurch kann bis zu dreimal in einem Jahr geerntet werden.


Züchtung

Die Zahl der Reissorten ist sehr groß. Man unterscheidet zwischen drei Gruppen, den indica (unbegrannt, mit kleinen Körnern), den japonica (begrannt, mit größeren rundlichen Körnern) und als Zwischenform den indica-japonica. In dem im Jahre 1962 erbauten Internationalen Reisforschungsinstitut auf den Philippinen stehen über 80.000 Formen für Forschung und Züchtung zur Verfügung. Aus Kreuzungen entstand auch so genannter "Wunderreis", wie z. B. die Sorten IR-5 und IR-8, die robuster und weniger anfällig für Schädlingsbefall waren und auch einen höheren Gehalt an Protein und Stärke im Korn aufwiesen.


Ernte und Lagerung

Wenn die Blätter anfangen gelb zu werden, wird mit der Ernte begonnen. Je nach Reissorte dauert es 3 - 9 Monate bis zur Reife. Geerntet wird überwiegend von Hand mit der Sichel, in den USA z. B. aber mit Mähdreschern. Zum Dreschen werden in Asien Wasserbüffel benutzt, die über die Pflanzen trampeln oder aber einfache Dreschmaschinen. Daraus entsteht der sog. "Paddyreis", der noch nicht genießbar ist. Er wird dann entspelzt ("Braunreis") und poliert ("Weißreis"). Beim Polieren entfernt man die Samenschale (Silberhaut), die Aleuronschicht (Eiweißspeicher) und den Keimling. Im Silberhäutchen befinden sich die Vitamine B1, B2 und B12, so dass bei ausschließlicher Ernährung mit Reis, wie es in weiten Teilen der ostasiatischen Bevölkerung oft der Fall ist, Vitaminmangelkrankheiten auftreten können (Beriberikrankheit). Durch "Parboiling" wird dem Vitaminverlust aber heute vorgebeugt. Hierbei wird der Braunreis nach dem Entspelzen unter hohem Druck mit Wasserdampf behandelt, so dass die Vitamine und Mineralstoffe in das Korn einwandern und somit erhalten bleiben.


Verarbeitung

Die Körner werden gedämpft oder gekocht gegessen. Wegen seiner guten Verdaulichkeit wird Reis auch bei der Zubereitung von Kinder- oder Diätnahrung verwendet. Reismehl ist nicht backfähig. Reisstärke wird in der Lebensmittel- und Textilindustrie sowie in der Kosmetik (Puder, Schminke) verwendet.
Auch alkoholische Getränke werden aus den Reiskörnern gewonnen, darunter Reisbier, Sake (Reiswein) und Arrak (Reisschnaps).
Die Spelzen werden zur Herstellung von Reisziegeln benutzt, die wasserfest und sehr haltbar sind. Außerdem können die Spelzen als Verpackungsmaterial, Heiz- und Isoliermaterial verwendet werden. Aus den beim Polieren entfernten Reiskeimen kann man Fett zur Kerzen- und Seifenherstellung gewinnen. Die anderen Polierabfälle dienen als Tierfutter.
Aus dem Reisstroh stellt man Körbe, Stricke, Hüte, Sandalen, Besen oder auch Zigarettenpapier her.


Wirtschaftliche Bedeutung

Reis konkurriert in der Weltwirtschaft mit Weizen um die zweite Position. 2010 wurden weltweit über 672 Millionen Tonnen Reis produziert. Er ist das Hauptnahrungsmittel von ca. 60 % der Menschheit. Der Großteil der Weltreisernte wird in Asien erzeugt und verbraucht.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Anett Siebert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 11.06.2012