Infoblatt Holzwirtschaft


Wirtschaftsbetriebe - die mit der Holzproduktion, der Holzbe- und verarbeitung und dem Handel mit Holz und Holzprodukten beschäftigt sind



Holzwirtschaft (Klett)

Als Holzwirtschaft werden alle Wirtschaftsbetriebe zusammengefasst, die mit der Holzproduktion (Forstwirtschaft), der Holzbe- und verarbeitung (Industrie und Handwerk) und dem Handel mit Holz und Holzprodukten beschäftigt sind.


Der Weg des Holzes

Wie wird aus dem runden Baumstamm der viereckige Balken für den Dachstuhl oder das dünne Blatt der Tageszeitung? Der Weg des Holzes besteht aus vielen Arbeitsschritten, die je nach Produktkette variieren. Nach dem das Rundholz gefällt und aus dem Wald transportiert wird, trifft es zumeist im weiterverarbeitenden Betrieb ein, wo die Wertschöpfung des Produktes Holz beginnt. Die Stämme werden dann im Sinne des Verwendungszweckes gesägt, geschält, gemessert oder gar zerhackt und zerspant. Abnehmer des vorbereiteten Rundholzes sind die Säge- und Furnierwerke, die Holzwerkstoff- oder Papierindustrie. Je nach Produktwunsch werden hier aus den Rundhölzern Produkte wie Schnittholz (z. B. Balken, Bohlen, Bretter, Latten), Furniere (Messerfurnier, Schälfurnier), Spanplatten oder Papier hergestellt.
Nadelholzsägewerke stellen Schnittholz aus Nadelhölzern wie Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche und Douglasie her. Schnittholz wird beispielsweise für die Dachstühle von Häusern benötigt. Die Arbeitsschritte eines Sägewerkes sind in einem hohen Maße automatisiert und umfassen die Entrindung, Vermessung (zur exakten Planung) und die Sortierung des Rundholzes (nach Größe etc.). Diese Prozesse werden in den modernen Sägewerken per Computer gesteuert und die Sägeblöcke laufen auf einem Förderband in die Sortieranlage. In der Sägehalle findet der eigentliche Einschnitt statt. Die Sägelinie ist ebenfalls eine High-Tech-Anlage, die nach Bedarf und Produktwunsch programmiert werden kann. Das geschnittene Holz (Balken, Bohlen, Bretter, Leisten) wird anschließend kontrolliert, nach Qualitätsstufen sortiert und zwischengelagert. Die sortierten Schnitthölzer werden für den Versand aufbereitet und dann an den Kunden ausgeliefert. In jüngster Zeit übernehmen zahlreiche Sägewerke auch die Veredelung der Schnitthölzer, um sich eine zusätzliche Wertschöpfungsstufe zu erschließen. Veredelt werden die Hölzer durch Trocknen und Hobeln und auch durch Imprägnierung für Außenverwendungen.
Der Weg des edleren Furnierholzes (z. B. für Möbel) unterscheidet sich in einigen Arbeitsschritten vom Schnittholz. Nur ein geringer Bruchteil des Holzaufkommens eignet sich für die Furnierherstellung. Weil Furnierholz hauptsächlich der Ästhetik dient, werden die hochwertigen Hölzer nur gemessert oder geschält. Die entstehenden Holzblätter sind nur wenige Millimeter dick und werden auf geringwertigere Hölzer verkleidet. Besonders beliebt sind Eiche, Birke, Ahorn, Esche, Kirsche und andere Laubhölzer. Furniere aus Nadelholz spielen nur eine geringe Rolle. Ein wichtiger Produktionsschritt ist das Dämpfen und Hobeln, um eine hohe gleichbleibende Qualität des Holzes zu erzielen. Durch das Dämpfen wird das Holz geschmeidig und ermöglicht so einen einwandfreien, glatten Schnitt durch den Hobel. Bevor die Furniere weiterverarbeitet werden können, müssen diese getrocknet werden. Die Trocknung der einzelnen Furnierblätter erfolgt mittels warmer Luftströme in großen Trocknungsanlagen. Für den Weiterverkauf werden die Furnierblätter aus einem Stamm zusammengelassen, damit der Käufer Möbelstücke einer Serie im gleichen Erscheinungsbild erhält.


Wirtschaftsfaktor Holzwirtschaft

Die bundesdeutsche Holzwirtschaft wird sowohl von kapitalintensiven Großunternehmen der Holzwerkstoff- und der Papierindustrie geprägt als auch von mittelständischen Betrieben. Die Forst- und Holzwirtschaft bietet in Deutschland 1,2 Mio. Beschäftigten einen Arbeitsplatz und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von ca. 170 Mrd. €. Die Holzwirtschaft besteht aus zahlreichen Branchen, angefangen von der Sägeindustrie, der Holzwerkstoffindustrie, der holzverarbeitenden Industrie, der Zell- und Papierstoffindustrie, Möbelindustrie, über das Tischler- bzw. Schreinerhandwerk, Zimmerhandwerk bis hin zum Holzhandel. Besonders wichtig ist die Holzwirtschaft für die regionale Wirtschaftsstruktur des ländlichen Raumes. Viele Betriebe der Holzwirtschaft sind vor Ort, eben "nah am Holz". Außerdem sind viele dieser Betriebe mittelständisch und als Familienbetrieb organisiert. Die Sägeindustrie beliefert vor allem Schnittholz für das Baugewerbe und ist somit unmittelbar abhängig von dessen wirtschaftlicher Entwicklung. Deutschland ist im internationalen Vergleich ein holzwirtschaftlich bedeutendes Land, wobei sich die wichtigsten Handelspartner innerhalb der EU befinden.


Nachhaltigkeit der Holzwirtschaft

Wichtig für die Holzwirtschaft ist ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit dem Rohstoff Holz. Einerseits ist der Wald Rohstofflieferant, aber andererseits auch Lebens- und Erholungsraum. Die holzwirtschaftliche Nutzung des Waldes muss daher im Einklang mit der Natur und den Erholung suchenden Menschen erfolgen. In Deutschland hat sich die Forstwirtschaft deswegen selbst dazu verpflichtet, genau so viel Wald aufzuforsten, wie jährlich eingeschlagen wird. Holz kann aber aus Wäldern von verschiedenen Regionen der Welt stammen, u. a. auch aus Kahlschlag von tropischen Regenwäldern oder dem borealen Waldgürtel. Für den Käufer von Holzprodukten wird aber meist nicht ersichtlich, woher das Holz stammt. Deshalb wurde das internationale Zertifizierungssystem FSC (Forest Stewardship Council) zur Zertifizierung von Holzprodukten eingeführt. Damit sollen Bewirtschaftungsstandards für eine sozialverträgliche, umweltfreundliche und ökonomisch tragfähige Waldwirtschaft in besonders gefährdeten Waldgebieten gesetzt werden. Wichtige Standards sind beispielsweise: Abkehr vom großflächigen Kahlschlag, Erhalt naturnaher Wälder, keine Umwandlung von Wald in Plantagen, Schutz seltener und bedrohter Arten und Achtung der Rechte indigener Völker. Forstbetriebe in Zentraleuropa können die Zertifizierungsbedingungen mit geringerem Aufwand erfüllen, als etwa Gebiete mit weniger gesetzlichen Kontrollen. Das FSC-Siegel macht dem Endverbraucher schließlich kenntlich, dass das Holzprodukt aus nachhaltig bewirtschafteten Waldflächen stammt. Von dieser Produktkennzeichnung profitieren auch viele kleinere bundesdeutsche Forstbetriebe mit FSC-Produkten, weil Holz aus diesen Betrieben (z. B. durch höhere Lohnkosten) meist teurer ist, als illegal geschlagenes Holz aus dem tropischen Regenwald. In Deutschland kann von Raubbau allerdings nicht die Rede sein, weil jedes Jahr mehr Holz nachwächst, als eingeschlagen wird.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012