Infoblatt AIDS


AIDS - globale Verbreitung, aktuelle Daten und Fakten



AIDS-Schleife (Klett)


Vom Virus zur Krankheit

Die Immunschwächekrankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, deutsch: erworbener Immundefekt) wird durch HIV, das Human Immunodeficiency Virus, hervorgerufen. Die Übertragung erfolgt durch Austausch von Körperflüssigkeiten, die kritische Variable ist somit das sexuelle Verhalten. Ein weiterer Infektionsweg führt über die Verwendung verunreinigter Spritzen bei intravenösem Drogenkonsum.
Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit vergeht eine relativ lange Zeit von durchschnittlich acht Jahren. Das Virus attackiert das menschliche Immunsystem, wodurch der Körper anfällig für andere Infektionskrankheiten wird. Diese sog. opportunistischen Infektionen (z. B. Tuberkulose) stellen dann nach langer Krankheit häufig die eigentliche Todesursache dar. Eine Behandlung kann derzeit nur den Verlauf der Krankheit verlangsamen, eine Heilung ist nicht möglich.


Eckdaten (2011)

Seit Beginn der Epidemie haben sich mehr als 60 Mio. Menschen mit dem Virus infiziert, etwa 30 Mio. Menschen sind der Krankheit seitdem zum Opfer gefallen (Schätzungen aus dem Jahr 2010). Trotz zum Teil großer Anstrengungen, die Seuche einzudämmen, infizierten sich 2010 etwa 2,7 Mio. Menschen neu. Von den 34 Mio. Infizierten weltweit sind 16,8 Mio. Frauen und 3,4 Mio. Kinder unter 15 Jahren. 2010 starben weltweit etwa 1,8 Mio. Menschen an der Seuche. AIDS wurde damit zu einer der häufigsten Todesursachen. AIDS ist eine Krankheit, von der besonders arme Menschen betroffen sind: Fast 97 % der Neuinfektionen finden in Entwicklungsländern stand. Der Anteil an den weltweiten Todesfällen durch Aids liegt sogar bei 98 %.


Verbreitung

Seit ihrem verstärkten Auftreten Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich die Krankheit zu einer der schlimmsten Seuchen der Menschheit. Britische Forscher führen die Herkunft des HI-Virus auf zwei Affenviren zurück. Deren Erbgut hat sich offenbar in Schimpansen zum direkten HIV-Verwandten, dem SIV (Simian Immunodeficiency Virus), kombiniert. Dieses Virus trat vermutlich bereits im 19. Jh. in einem engen Verbreitungsgebiet um die zentralafrikanischen Seen herum auf.
Durch die Analyse genetischer Proben gelang es Forschern, eine große Übereinstimmung zwischen dem SIV eines Schimpansenvolkes im Süden Kameruns und dem unter Menschen verbreiteten HI-Virus nachzuweisen. Somit erscheint es wahrscheinlich, dass in dieser Region erstmals das Virus auf den Menschen übertragen wurde.
Die HIV-Epidemie begann relativ spät und zunächst unbemerkt. Starkes Bevölkerungswachstum, die Entstehung von Agglomerationen sowie eine erhöhte Mobilität führten jedoch dazu, dass die Zahl der Infektionen in den frühen 1980ern explodierte.
Man geht heute davon aus, dass die Epidemie etwa 1975 ihren Ausgang im zentralen Afrika im Gebiet der großen Seen nahm. Über die Karibik gelangte der Erreger bis 1979 nach Nord- und Südamerika und weiter nach Australien. Von Nordamerika und Afrika aus erreichte er um 1980 Europa und um 1985 Nordafrika und Südwestasien. Im gleichen Jahr breitete sich die Seuche von Nordamerika nach Ostasien und Ozeanien aus und erreichte um 1987 Süd- und Südostasien. Die Ausbreitung in Osteuropa sowie Nord- und Zentralasien begann dann mit Beginn der 1990er Jahre. Angesichts dieser weltweiten Ausbreitung sprechen viele mittlerweile von einer Pandemie. Diese hält an.
Besonders unter Hoch-Risiko-Gruppen ergibt sich eine überproportional hohe Infektionsrate. Weiter bestehen vielfach dramatische Unterschiede innerhalb eines Landes oder einer Region: Städte weisen aufgrund eines anderen Lebensstils und der Zuwanderung vor allem junger Menschen oftmals eine höhere Prävalenz auf, allerdings ist hier auch die Bekämpfung der Seuche leichter, da die Menschen einfacher erreicht werden können.
Unabhängig vom Verhalten ist die Bevölkerung in den Entwicklungsländern einer höheren Infektionsgefahr ausgesetzt. Dies ergibt sich aus einem erschwerten Zugang zu Kondomen als Mittel des Infektionsschutzes, außerdem wird durch den Mangel von Säuglingsnahrung die Übertragung von der Mutter auf das Kind beim Stillen ermöglicht. Armut und zunehmende Migrationsbewegungen (Arbeitsmigration, Flüchtlingsströme etc.) fördern Prostitution und schwächen Familienstrukturen. Die Bekämpfung der Seuche und die Versorgung Erkrankter werden somit erschwert.


Westeuropa, Nordamerika, Australien, Neuseeland

Verbreitete sich das Virus anfänglich vorwiegend unter Homosexuellen oder Drogenkonsumenten, so gewinnt heute der heterosexuelle Übertragungsweg an Bedeutung. Zwar führte eine vehemente Bekämpfung der Ausbreitung in den Industriestaaten zu einer geringen Prävalenz (Westeuropa 0,2 %, Nordamerika 0,6 % der Erwachsenen), doch ist in verschiedenen Staaten, so z. B. in Bulgarien, Ungarn oder Slowenien, Verdopplung bei den Infektionen im Zeitraum 2000 – 2009 zu beobachten. Andererseits sanken die Infektionensraten in Ländern wie Portugal oder Rumänien um 20 %.


Osteuropa, Russland, Zentralasien

In dieser Staatengruppe konnte sich HIV erst mit dem Untergang der Sowjetunion und dem damit verbundenen Ende der Abschottung der sozialistischen Staaten verbreiten. Die seitdem zunehmende Mobilität führte zum stärksten proportionalen Wachstum der Infiziertenzahlen weltweit, so erhöhte sich deren Zahl von 2001 bis 2010 um 250 %. Maßgeblich fand diese negative Entwicklung in der Russischen Föderation und in der Ukraine statt. Derzeit leben in der Region etwa 1,5 Millionen Infizierte, die sich hauptsächlich beim Konsum von Drogen mit dem Virus infiziert haben. Der Anteil der durch sexuelle Kontakte infizierten Personen steigt jedoch an.


Lateinamerika und Karibik

Die Gesamtzahl Infizierter liegt bei 1,7 Millionen, davon 1,5 Mio. in Lateinamerika und 200.000 in der Karibik. Besonders die Karibik ist trotz ihres eher geringen Anteils an der globalen Epidemie die am schwersten durch AIDS betroffene Region außerhalb des südlichen Afrikas. Hauptinfektionsweg ist hier heterosexueller Kontakt. Obwohl homosexuelle Kontakte in der Region eher selten sind, ist der Anteil der HIV-Infizierten gerade in dieser Gruppe besonders hoch, sodass sich hier ebenfalls ein relevanter Anteil an den Neuinfektionen ergibt. In Lateinamerika hingegen stellt der sexuelle Kontakt zwischen Männern den Hauptübertragungsweg dar.


Asien

Epizentren der Seuche innerhalb Asiens sind Thailand, Myanmar, Kambodscha und vor allem Indien, wo etwa die Hälfte der Infizierten in Asien lebt. Angesichts der hohen Bevölkerungszahl der Region ergibt sich eine relativ geringe Prävalenz (Süd- und Südostasien 0,3 %, Ostasien 0,1 %) der Erwachsenen, doch eine hohe absolute Zahl von 4,79 Millionen Infizierten im gesamten Raum. Die Epidemie konzentrierte sich lange Zeit auf Hochrisikogruppen (Drogenkonsumenten, Homosexuelle, Prostituierte), doch nimmt die Zahl der durch heterosexuelle Kontakte Infizierten zu.
Fürchtete man vor wenigen Jahren noch ein Anwachsen der Seuche auf afrikanische Ausmaße, so wird die Situation heute als hoffnungsvoller bewertet, die Auswirkung der Seuche auf Indikatoren wie die Lebenserwartung ist hier eher gering. Thailand gilt heute als einer der Vorreiter bei der erfolgreichen Eindämmung der Seuche, Horrorszenarien hinsichtlich der demographischen und v. a. der wirtschaftlichen Entwicklung dürften sich hier inzwischen überholt haben.


Afrika

Liegt die Infektionsrate bezogen auf die 15- bis 49-Jährigen weltweit bei 0,8 %, so sind in Afrika südlich der Sahara 5,0 % dieser Altersgruppe infiziert. Die Region bildet somit das Problemzentrum der AIDS-Epidemie, 22,9 Millionen Infizierte leben hier, das sind mehr als zwei Drittel aller Infizierten. Allein 2010 forderte die Seuche in der Region 1,2 Millionen Tote. Die Zahl der Todesfälle ging jedoch u. a. aufgrund eines besseren Zugangs zu notwendigen Medikamenten und Erfolgen von Aufklärungskampagnen weiter zurück, im Vergleich zum Jahr 2001 um 25 %. Auch die Neuinfektionen lagen mit 1,9 Mio. um etwa 26 % unter denen zum Höhepunkt der Epidemie im 1997.
Dennoch erleben einige Länder durch AIDS bereits einen Bevölkerungsrückgang, die Lebenserwartung der Staaten sinkt zum Teil dramatisch. In Afrika sind homosexuelle Kontakte und intravenöser Drogenkonsum als Übertragungswege vergleichsweise unbedeutend. Betroffen sind vor allem Erwachsene zwischen 20 und 40 sowie Kleinkinder, der Anteil infizierter Frauen ist hier mit etwa 60 % aller Infizierten so hoch wie nirgendwo sonst. Swasiland ist das am stärksten von AIDS betroffene Land der Erde, etwa 26 % der Bevölkerung sind hier HIV-positiv. Es folgen Botswana mit 24 % und Lesotho mit 23,2 %. Die höchste HIV-positive Bevölkerungsgruppe lebt in Südafrika mit insgesamt etwa 5,6 Mio. Infizierten.
In Nordafrika und im Nahen Osten leben heute 470.000 Menschen mit HIV, die Zahl der Neuinfektionen lag in 2010 bei 59.000. Die Prävalenz ist mit 0,2 % zwar sehr niedrig, steigt jedoch stetig an. Das Virus breitet sich in der Region vor allem durch kontaminiertes Equipment beim Drogenkonsum, homosexuelle Kontakte sowie Prostitution aus.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Jan König, Sebastian Siebert, Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012