KIKI – Vom Straßenkind zum Werkstattchef


Eine erstaunliche Karriere hat Jean Michel Randriamanantena(KIKI) ohne Zweifel hinter sich – schaffte er doch eine Karriere vom Straßenkind aus ärmlichsten Verhältnissen bis hin zum Werkstattchef, der sein eigene Familie ernähren kann. Seien Geschichte zeigt, was Hilfe zur Selbsthilfe für jeden einzelnen bedeuten kann.



KIKI – Unternehmer und Künstler

Eine erstaunliche Karriere hat Jean Michel Randriamanantena – genannt Kiki - ohne Zweifel hinter sich – schaffte er doch eine Karriere vom Straßenkind aus ärmlichsten Verhältnissen bis hin zum Werkstattchef, der sein eigene Familie ernähren kann. Seien Geschichte zeigt, was Hilfe zur Selbsthilfe für jeden einzelnen bedeuten kann.
Am 22.05.1984 wurde Kiki in Madagaskars Hauptstadt Antananariv unter ärmlichsten Verhältnissen geboren. Er war jahrelang obdachlos und ohne Perspektive, so wie heute noch 8000 Kinder alleine in Antananariv. Sie leben auf der Straße: in kleinen Gruppen innerhalb eines fest abgesteckten Reviers, das sie hartnäckig verteidigen. Bettelei, Sammeln und Sortieren von Müll, kleine Diebstähle und niedrigste Lohnarbeiten halten sie am Leben. Sie kennen nur die Straße, haben keinen Besitz, kaum Kleidung, und selbst in den bis zu Null Grad kalten Nächten schlafen sie, notdürftig von Folienresten bedeckt, im Freien. Krätze, TBC, Malaria, Bronchitis, Wurm- und Parasitenbefall sind eher die Regel als die Ausnahme. Ohne Hilfsorganisationen gäbe es für sie keine Schulbildung – Bedingung für die Einschulung ist ein fester Wohnsitz –, keine Ausbildung, keinerlei Perspektive.
Kiki verwaiste 1992 und wurde als Straßenkind vom Projekt Zaza Faly betreut; er gehörte dort zu den am besten integrierten Kindern. Heute sagt er selbst, dass er 1996 beschloss, ein anderes Leben zu führen und sich dort meldete, wo den verlorenen Kindern von Madagaskar Hilfe angeboten wird. Er wurde versorgt, eingekleidet, bekam Essen und hatte seinen ersten Schultag. Kiki sagt, er habe Wissen und Kenntnisse immer wie ein Schwamm aufgesogen und seine Chance verdankt er Zaza Faly.
Zaza Faly wurde 1995 von dem Deutschen Uwe Marschall in Antananariv gegründet und ist heute eine straff und kostengünstig organisierte, und eben auch eine sehr effektive Organisation, die im Jahr 2008 180 Kinder eingeschult hat. Seit 1999 beschränkte sich Zaza Faly darauf, die Straßenkinderhilfe organisatorisch, personell und vor allem finanziell zu unterstützen und im Namen der Geldgeber auch zu kontrollieren.
Herzstück des Projekts „Manda“ (das bedeutet „schützende Burg“) ist die Sozialstation, die für 60 bis 70 Kindern bis zur medizinischen Grundversorgung das Lebensnotwendige abdeckt und einige Notübernachtungsplätze in der Krankenstation vorhält. Es gibt ein Schul- und Vorschulprogramm zur Alphabetisierung und Resozialisierung. In einem einjährigen Intensivkurs können ältere Kinder die Grundschule nachholen. Auch Ausbildungsprojekte werden angeboten, unter anderem sollen eine Holzwerkstatt und eine Näherei Sprungbrett für ein Leben jenseits der Straße sein.
Kiki und sein Freund Rolland arbeiteten seit 2005 im sog. Blechautoprojekt einer Produzentenfirma, die selbst seit 2 Generationen die kuriosen Blechmodelle montiert. Kiki stellte aus Altblech Automodelle her und wurde so zum Feinblechner ausgebildet. Im Juni 2007 hatte Kiki seine Ausbildung zu Ende gebracht und begann, alleine zu arbeiten. Er bekam einen Auftrag über 100 Autos aus Deutschland – von dem Mann, der ihm 2 Jahre lang seine Ausbildung finanziert hat. So eröffnete Kiki sein eigenes kleines Atelier und wurde mit Startfinanzierungen und Kleinkrediten von der Hilfsorganisation unterstützt. Wer ihn beobachtet, der bewundert die Geduld, mit der der Blechkünstler aus den alten Dosen mit einfachsten Mitteln präzise und ausdrucksstarke Modelle herstellt. Und das auch bei 100 Stück pro Sorte. Die Arbeitsschritte wie Schneiden, Formen, Dengeln und Löten sind zwar immer gleich und Kiki stellt vorrangig die beliebten Modelle VW Bus und Mercedes her – aber seine Produktpalette zeigt: er ist ein wahrer Künstler! Heute beschäftigt er 50 Familien in Manufakturen und bildet Kinder aus, die so werden wollen wie er. Er ist verheiratet, hat selbst Kinder und ist so glücklich, wie es ein ehemaliges Straßenkind nur sein kann. Er ist voll in das Fair-handelskonzept eingebunden und versorgt, zusammen mit dem Hilfsprogramm Mahafaly, noch 2 Straßenkinder, die Müllsammler waren.


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Quelle: Klett
Autor: Dr. Petra Sauerborn
Ort: Bonn
Quellendatum: 2009