Infoblatt Golfstrom - Warmwasserheizung Europas


Verlauf, Wärmetransport, Auswirkungen

Verfolge doch einmal auf der Weltkarte deines Atlasses den 60. nördlichen Breitengrad. Du wirst feststellen, dass auf dieser Höhe zum Beispiel die norwegische Hauptstadt Oslo liegt. Verfolgst du diese Linie nun weiter nach Westen, streifst du die Südspitze der zum Großteil vereisten Insel Grönland. Weiter westlich durchquerst du die nordamerikanische Hudson-Bucht, die wegen des hier vorherrschenden frostigen Klimas auch "Ice-Box" genannt wird. Hier herrschen Jahresdurchschnittstemperaturen von - 7,1 °C, im Winter kann es sogar kälter als minus 25 °C werden.
In Oslo dagegen ist der Januar der kälteste Monat mit durchschnittlich - 4,3 °C, die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 5,7 °C. Hier ist es also trotz der gleichen Breitenlage deutlich wärmer.

Verantwortlich für diese Temperaturunterschiede ist der Golfstrom. Er ist eine warme Meeresströmung, die ihren Ausgangspunkt im Golf von Mexiko, einem Meeresteil im Süden Nordamerikas, hat. Daher stammt übrigens auch der Name.



"Auf gleichem Breitengrad und zur gleichen Zeit westlich …" (Rother)



"… und östlich des Atlantiks" (Corel-Corporation)


Was aber treibt den Strom an und transportiert das warme Wasser bis zu uns nach Europa?

Durch starke Winde wird immer wieder warmes Wasser aus äquatornahen Regionen in den Golf von Mexiko gelenkt. Dort heraus findet es aber nur einen Weg, den nach Norden.
So bewegt sich das warme Wasser in einem etwa 50 Kilometer breiten Strom erst an der Ostküste der USA entlang und wird dann von der aus Norden kommenden kalten Labradorströmung nach Osten abgedrängt. So erreicht er die Küsten West- und Nordeuropas, die er mit seinem immer noch relativ warmen Wasser umspült.

Hier wirkt er dann wie eine Warmwasserheizung, denn er erwärmt die Luft, die dann sogar in den Kontinent vordringt. Außerdem sorgt er dafür, dass nördlich gelegene Häfen in dieser Region immer eisfrei bleiben. So zum Beispiel ist auch der Hafen von Narvik in Norwegen ganzjährig für Schiffe befahrbar. Auch die Landwirtschaft profitiert vom Golfstrom. Nirgendwo auf der Welt kann Ackerbau so weit im Norden betrieben werden wie in Norwegen.

Folgender Vergleich verdeutlich sehr anschaulich, wie wertvoll diese kostenlose Wärmelieferung ist: Würde man die Wärmeenergie, die der Golfstrom abgibt, mit Kraftwerken erzeugen wollen, bräuchte man fast eine Million Kernkraftwerke.
Tatsächlich wäre es ohne den Golfstrom in weiten Teilen Europas so kalt und lebensfeindlich wie in den arktischen Gebieten.

Der Golfstrom ist aber nur ein Teil eines die ganze Erde umspannenden Netzes aus warmen und kalten Meeresströmungen, die das Wasser der Ozeane über unseren Globus bewegen.



Warme und kalte Meeresströmungen (Klett)


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Katja Kühne
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.05.2012