Infoblatt Macao


Eine Stadt im Glücksspielfieber

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Kurze Geschichte von Macao

Im Jahr 1516 landeten die Portugiesen in Macao. Damals befand sich an der Stelle des heutigen Macaos im Perlflussdelta nicht mehr als ein kleines Fischerdorf. 1557 erlaubten die Chinesen die Gründung einer portugiesischen Siedlung und so wurde Macao zur ersten europäischen Kolonie in China. Für Portugal diente die kleine Kolonie zunächst nur als Stützpunkt auf der Handelsroute zwischen Japan und Europa. Zunehmend wurde Macao zu einer wichtigen Hafenstadt und schließlich zum Zentrum der portugiesischen Präsenz in Ostasien. Zwar wurde 1680 der erste portugiesische Gouverneur eingesetzt, aber weiterhin wurden Pacht und Steuern an China gezahlt. Im Jahr 1849 gab es bei der Unabhängigkeitserklärung durch die Portugiesen kleinere Gefechte um Macao, doch im März 1887 wurde die Unabhängigkeit Macaos schließlich von der chinesischen Regierung anerkannt. Nach dem 2. Weltkrieg forderte China das Gebiet von Portugal zurück, konnte sich zunächst allerdings nicht durchsetzen. Mitte der 1960er Jahre gab es in Macao prokommunistische Unruhen. Es folgten in den 1970ern und 1980ern langwierige Rückgabeverhandlungen, die erst nach der Bekanntgabe der Rückgabe von Hongkong zum Erfolg führten. Am 20. Dezember 1999 endete die portugiesische Kolonialzeit mit der Übergabe von Macao an China. Die offizielle Bezeichnung ist seitdem: Sonderverwaltungszone Macao der Volksrepublik China.


Von der Kolonie zum Glücksspielparadies

Ermöglicht hat den Tourismusboom das Ende des Glücksspielmonopols im Jahr 2002. Die Wurzeln der Glücksspielindustrie reichen jedoch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Während in der britischen Kolonie Hongkong das Spielen verboten wurde, lockten die Portugiesen mit der Legalisierung des Glücksspiels Spieler aus der gesamten Region an. Damit gehört das Glücksspiel zu den ältesten Wirtschaftszweigen der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Im Jahr 1962 erhielt die "Sociedade de Turismo e Diversoes de Macau" (STDM) eine Konzession, um Spielkasinos zu betreiben. Selbst in den 1990er, als Macao noch eine verschlafene Kolonie war, floss das Geld schon reichlich von den Hongkongern durch die Spielhöllen in den Haushalt der Stadtverwaltung. Etwa 40 % des Haushalts wurden über die Einnahmen aus dem Glücksspiel gedeckt. Nach der Etablierung der Sonderverwaltungszone Macao entschied die Stadtverwaltung, den lokalen Glücksspielmarkt zu deregulieren. Mit dieser Maßnahme sollte das Glücksspielmonopol aufgehoben und somit Wettbewerb ermöglicht sowie Arbeitsplätze geschaffen werden. Außerdem war das erklärte Ziel, Macao zum Zentrum der Glücksspielindustrie in Ostasien zu machen. Investoren aus Las Vegas meldeten sofort ihr Interesse an den Konzessionen zum Betreiben von Kasinos an. Ein weiterer Standortvorteil ist die Tatsache, dass die Sonderverwaltungszone der einzige Ort in China ist, an dem Glücksspiel legalisiert wurde.


Sehr hohe Abhängigkeit vom Tourismus

Der Fremdenverkehr und die Glücksspielindustrie als Teil des Tourismus bilden gewissermaßen den wirtschaftlichen Kopf von Macao, während Dienstleistungsbereiche wie Finanzwesen und Logistik den unterstützenden Körper bilden. Die Entwicklung touristischer Kennzahlen von Macao ist beeindruckend. Im Jahr 2000 besuchten 9,1 Millionen Gäste die Sonderwirtschaftszone. Bis 2007 erhöhte sich die Besucherzahl auf knapp 27 Millionen, im Krisenjahr 2009 lag sie allerdings bei 21,75 Mio. Doch schon die ersten drei Quartale des Jahres 2010 mit Zahlen zwischen 6,1 und 6,3 Mio. Besuchern lassen auf ein Wiedererstarken des Tourismus in Macao schließen.
Der ganz übewiegende Teil der Touristen kommt aus China. Weitere wichtige Quellgebiete von Touristen sind Hongkong und Taiwan. Von Hongkong aus kann Macao innerhalb von einer Stunde per Schnellboot erreicht werden. Ende 2008 gab es in Macao ca. 17.500 Hotelzimmer mit einer Auslastung von 75 %. Jeder Besucher lässt durchschnittlich ca. 205 US-Dollar in Macao. Gemessen an den Umsätzen durch das Glücksspiel hat Macao in 2006 Las Vegas erstmalig hinter sich gelassen.
Der Vollständigkeit halber sollen weitere wirtschaftliche Standbeine von Macao genannt werden. So ist die Sonderverwaltungszone auch ein Offshorezentrum, in dem wesentlich geringere Regularien als in anderen Finanzmärkten gelten. Weitere wichtige Arbeitgeber sind der Freihafen, in dem Waren zollfrei umgeschlagen werden können und der im Jahr 1995 eröffnete Macao International Airport. Als einer der wenigen Flughäfen in Asien sind von hier Direktflüge nach Nordkorea möglich.


Las Vegas im Perlflussdelta?

Im Jahr 2004 eröffnete das "Sands Macao", das bislang größte Kasino der Welt. Investoren aus Las Vegas waren an diesem Komplex genauso beteiligt, wie am 2006 eröffneten "Wynn Macao", einem weiteren riesigen Hotelkomplex. Eines der umfangreichsten Entwicklungsprojekte in Macao ist zurzeit der sog. Cotai-Strip, welcher sich auf den Aufschüttungsflächen zwischen den beiden Inseln Coloane und Taipa befindet. Ähnlich wie in Las Vegas soll hier eine Ballung aus riesigen Hotelkomplexen mit Shopping-Centern, Kasinos und Konzert- bzw. Kongresshallen geschaffen werden. Das im August 2007 eröffnete "Venetian Macao Resort Hotel" markiert gewissermaßen den Beginn für die umfangreiche Entwicklung des Cotai-Strips. Das "Venetian Macao Resort Hotel" ist nach dem "Venetian Las Vegas" mittlerweile der zweite Nachbau der Lagunenstadt Venedig auf der Welt. Das "Venetian Macao Resort Hotel" ist der Superlativ unter den Hotels in Asien und der wichtigste Magnet am neuen Cotai-Strip. Zum 2,4 Mrd. US-Dollar teuren Resort Hotel gehören 3.000 Suiten, 350 Geschäfte, über 100.000 Quadratmeter Ausstellungs- und Kongressflächen, 30 Weltklasserestaurants und 15.000 Plätze in der Venetian Area. Das angeschlossene Kasino ist gemessen an seiner Fläche von 180.000 Quadratmeter das größte der Welt. In den kommenden Jahren weitere Hotels weltweit bekannter Ketten am Cotai-Strip errichtet werden.


Auswirkungen des Glücksspielbooms

Das boomende Glücksspiel hat Macao reich werden lassen. Die wirtschaftlichen Kenndaten sind auf den ersten Blick beeindruckend. So tendiert die Erwerbstätigkeit gen Vollbeschäftigung. Die Einnahmen aus dem Glücksspiel und dem Fremdenverkehr sprudeln. Der Immobilienmarkt wächst dynamisch. Ausländische Unternehmen investieren jedes Jahr mehr in Macao, als in der gesamten Kolonialzeit vorher. 2010 wurden 33 Kasinos in Macao registriert. Die geplanten Neueröffnungen von weiteren Kasinos und Hotels sprechen für eine Fortsetzung des rasanten Aufschwungs. Das Glücksspiel befindet sich teilweise sehr nah am informellen Bereich der Wirtschaft und so gibt es verstärkte Hinweise, dass die organisierte Kriminalität wieder an Einfluss in Macao gewinnt. Die Triaden könnten durch den zunehmenden Konkurrenzkampf erstarken. Außerdem stiegen zwar die Umsätze der Kasino- und Hotelbetreiber sowie die Mieten für Wohnungen, aber das Einkommensniveau der einfachen Arbeiter und Angestellten hat sich in den vergangenen Jahren kaum verbessert. So verstärkt sich das soziale Ungleichgewicht in Macao, Proteste der frustrierten Bevölkerung sind die Folge.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007/2011
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 06.01.2011