Infoblatt Hohe Tatra


Geologie, Geomorphologie, Klima, Vegetation und Böden sowie Nutzung und Schutz

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Lomnitzer Spitze (Avenue Images)


Geologie

Die Hohe Tatra ist dem westkarpatischen Gebirgssystem zugehörig, welches eine Fortsetzung der nördlichen Falten- und Deckenzüge der Ostalpen darstellt. Über großen, aufgewölbten vortriadischen Komplexen wurden die Sedimentschichten des Mesozoikums abgelagert. In diesem Zusammenhang spricht man von der geologischen Einheit der Tatriden.
Hinsichtlich der Tektonik lassen sich die Hohe Tatra und ihr näheres Umland in verschiedene Zonen gliedern. Die kristalline Kernzone besteht zu einem großen Teil aus Granodioriten. In Folge der Verfaltung wurden diese zertrümmert. Die dabei entstandenen Mylonitzonen bildeten in den Synklinalumbiegungen Ansatzpunkte für die Talbildung. Durch die Erosion der mesozoischen Deckschichten erscheint das granitische Gestein heute an der Oberfläche.
Dem kristallinen Gestein liegt im Bereich der hochtatrischen Serie eine mesozoische Sedimentdecke auf. Darüber bewegten sich von Süden her die hochtatrischen Überschiebungsdecken, welche Gesteine aus Trias (Dolomite, Kalksteine, Tonschiefer, Konglomerate, Sandsteine), Jura (Sandsteine, Kalksteine) und Kreide (Kalksteine, Sandsteine, Mergel, Brekzien) beinhalten.
Die subtatrische Serie setzt sich aus drei Decken zusammen, von denen nur die unterste in weiten Teilen der Hohen Tatra erhalten ist, während sich die mittlere und oberste Decke nur in bestimmten Regionen ausbildete. Die unterste Decke besteht aus einer Abfolge von Gesteinen aus der Trias- (Sandstein, Dolomit, Tonschiefer, Konglomerate, Sandsteine, Dolomite) und der Jurazeit (Tonschiefer, Sandsteine, Kalksteine). Die jurassische Schicht weist dabei eine dunklere Färbung auf als die der hochtatrischen Serie.
Die Flyschzone wird von Konglomeraten, Sandsteinen, Dolomiten, Kalksteinen und Tonschiefern dominiert.


Geomorphologie

In einem Zeitraum vom Miozän bis zum Pliozän prägten mehrere orogenetische Phasen die Reliefentwicklung der Westkarpaten und somit auch die der Hohen Tatra. Neben der Entstehung eines mit Brüchen kombinierten Faltensystems, führte die Bildung von Wölbungshorsten und Innergebirgsbecken zu einer Gliederung des Gebirgskomplexes der zentralen Westkarpaten. Nach einer weiteren Überformung durch Bewegungen germanotypen Charakters kam es zu einer Verebnung des Reliefs. Unter diesen Voraussetzungen bildete sich im Pliozän das gegenwärtige Hochgebirgsrelief.
Das heutige Flussnetz erhielt seine Form ebenfalls im Zusammenhang mit den genannten vorquartären geomorphologischen Prozessen.
Während der Eiszeiten im Pleistozän war die Hohe Tatra vergletschert und das Relief wurde glazial überformt. Die ins Vorland strömenden Gletscher vertieften und verbreiterten die Täler. Neben der Herausbildung schmaler Berggrate kam es zu glazigenen und glazial-fluvialen Akkumulationen in Form von Moränenablagerungen, Schottern, Blockmeeren und Hangschutt (Schuttkegel, Schuttströme).


Klima, Vegetation und Böden

Die Höhengliederung des Gebirgsraumes, eine Nord-Süd-Differenzierung und die östliche Lage prägen das Klima der Hohen Tatra.
Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt zwischen -3,8 und 7 ° und die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen erreichen zwischen 700 und 1.800 mm.
Die innere klimatische Differenzierung der Hohen Tatra wird durch Unterschiede in Höhenlage und Exposition bedingt. Sie betrifft die Sonneneinstrahlung, Temperaturverhältnisse und Niederschlagsverteilung.
Im Sommer überwiegt der ozeanische Einfluss und es werden maximale Niederschläge erreicht. Dabei fallen höhere Niederschlagsmengen im nördlichen Teil des Gebirges. Durch den zunehmenden Einfluss osteuropäischer Hochdruckgebiete und den damit verbundenen kontinentalen Luftströmungen ist im Winter eine stärkere Kontinentalität des Klimas zu beobachten.
Die Schneegrenze befindet sich in ca. 1.000 m Höhe, Niederschläge in Form von Schnee fallen von November bis Ende April. Die Schneeschmelze setzt Mitte Mai ein.
Wie in anderen Hochgebirgen führt die Temperaturabnahme mit der Höhe auch in der Hohen Tatra zu einer höhenabhängigen Vegetationsdifferenzierung und zu Unterschieden in der Bodenbildung. In der submontanen Zone bis 700 m ü. NN wird Ackerbau betrieben, wobei der Anbau von Futterpflanzen dominiert. Saure Braunerden, Gleye und Pseudogleye bilden die pedogenen Voraussetzungen. Die montane Waldzone erstreckt sich bis zu einer Höhe von 1.550 m und beheimatet Kiefern, Fichten, Birken, Eschen, Tannen, Buchen und Ahorn. Ab 1.150 m geht sie in die subalpine Höhenstufe über. Bis in eine Höhe von 1.800 m wachsen neben Preiselbeeren, Heidelbeeren, Farnen, Moosen und Flechten auch Knieholzbestände der Arten Bergkiefer, Birke, Weide und Esche. Dominante Bodentypen dieser Höhenstufen sind Podsole, Ranker und Rendzinen auf den mesozoischen Kalkdecken. Darüber folgt die alpine Stufe (bis 2.300 m) mit Gräsern, bodennahen Sträuchern und Flechten, bis sich die Vegetation in der subnivalen Zone auf fleckenhafte Grasflächen, vereinzelte Gefäßpflanzen, Moose und Flechten beschränkt. Lithosole und Ranker bilden in diesen Zonen den oberflächennahen Untergrund, in Karren und Trogtälern stößt man auch auf podsolartige Böden.


Nutzung und Schutz

Die Vorländer der Hohen Tatra stellen Siedlungsräume dar, in welchen schon seit jeher Land- und Forstwirtschaft betrieben wird. Die intensive Weidewirtschaft im Gebirge führte zur Zerstörung der Vegetationsdecke und dem damit verbundenen Einsatz von Erosionsvorgängen. Heute ist die Bodendecke an den Hängen zu einem großen Teil abgetragen.
Die schwere Zugänglichkeit der Bergregion bildete zunächst ein Hindernis für die touristische Entwicklung. Mit der wegetechnischen Erschließung stieg die Anzahl der Touristen rapide auf bereits 4 Mio. Besucher in den 1980er Jahren an. Gegenwärtig ist die Hohe Tatra die am stärksten frequentierte Tourismusregion der Slowakei.
Mit der Zunahme des Tourismus bestand ein vermehrter Bedarf nach dem Schutz dieser Region. So wurde 1949 der Tatra-Nationalpark auf slowakischer und 1954 auf polnischer Seite gegründet (TANAP/TPN). Störungen im Naturhaushalt sollten ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden. Seit 1987 gehört auch die West-Tatra zum Tatra-Nationalpark. Im Jahr 1993 wurde der slowakische Teil des Nationalparks von der UNESCO dem Weltverbund der Biosphärenreservate zugehörig erklärt.
Der Tatra-Nationalpark nimmt insgesamt eine Fläche von 952 km² ein, wobei der mit Abstand größte Teil von 741 km² der Slowakei zuzuordnen ist.
Weitere Nationalparks sind der Pieninen-Nationalpark (PIENAP) und der slowakische Nationalpark Niedere Tatra (NAPANT).


Literatur

C. A. Burga, F. Klötzli, R. Trümpy (2004): Südost-Karpaten / Tatra-Gebirge. In: C. A. Burga, F. Klötzli, G. Grabherr (2004): Gebirge der Erde. Landschaft, Klima, Pflanzenwelt. Stuttgart.
H. Barsch, W. Krüger (1989): Physisch-geographische Charakteristik der Hohen Tatra. In: Geographische Berichte 133 (1), S. 231 - 246.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Katrin Eilert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 27.05.2012