Infoblatt Flughafen Frankfurt am Main
Rahmendaten, Ausbaupläne und Konflikte
(Die frühere Google Maps Anwendung benötigte zur Ausführung veraltete Technik, die von den meisten Browsern nicht mehr unterstützt wird. Deshalb wurde die Anwendung entfernt. Wir danken für Ihr Verständnis.)
Geschichte
Vorläufer des heutigen Flughafens war der Flughafen Frankfurt-Rebstock, welcher 1912 in Frankfurt-Bockenheim eröffnet wurde und als Lufthafen für Zeppeline diente. Schnell erreichte er die Kapazitätsgrenze und eine langfristige Ausbaufähigkeit wurde angezweifelt, sodass man sich dazu entschloss, den Bau eines neuen Flughafens auf einem nahe gelegenen Gelände im Frankfurter Süden zu realisieren. Dieses scheiterte zunächst an der Weltwirtschaftskrise, wurde jedoch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wieder aufgegriffen und umgesetzt. Im Mai 1936 landete der Zeppelin LZ 127 als erstes Luftfahrzeug auf dem neuen Gelände, gefolgt vom ersten Flugzeug kurze Zeit später. Durch die Hindenburg-Katastrophe 1937 neigte sich die Ära der Zeppeline jedoch relativ schnell ihrem Ende.
Nach Kriegsbeginn 1939 diente der Flughafen als militärische Basis für deutsche Kampffliegerverbände und war aus diesem Grund massiven Bombardements der Alliierten ausgesetzt. Im März 1945 wurde der Flughafen von US-amerikanischen Truppen erobert und notdürftig eine ‚neue’ provisorische Start- und Landebahn von 1.800 Metern Länge und 45 Metern Breite gebaut, welche u. a. später dazu genutzt wurde, die Versorgungsflüge der Berliner Luftbrücke aufrecht zu erhalten.
Im Dezember 1949 wurde die zweite Start- und Landebahn von 2.150 Metern Länge und 61 Metern Breite in Betrieb genommen und zweieinhalb Jahre später – im Mai 1952 – ein Instrumentenlandesystem (ILS) sowie ein Drehfunkfeuer installiert.
Ab 1957 wurde die Nordbahn erst auf 3.000 Meter verlängert, gefolgt von weiteren Verlängerungen auf insgesamt 3.900 Meter. Allerdings dachte man da schon an den Bau einer dritten Bahn, da das konstant steigende Passagier- sowie Frachtaufkommen, nicht zuletzt durch den Durchbruch der neuen düsenbetriebenen Jets, den Flugplatz komplett auslastete. Bereits 1960 war er mit 81.000 Starts und Landungen der größte Flughafen in Deutschland und nach London der zweitgrößte in Europa.
1962 wurde dann entschieden, das Terminal Mitte zu bauen sowie eine dritte Startbahn anzulegen. 1964 verlängerte man die Südbahn auf 3.750 Meter.
Durch den rasanten Anstieg der Flugbewegungen vergrößerte sich auch der Lärmpegel rund um das Flughafenareal und der geplante Einschlag riesiger Holzmengen in den Wäldern für den Bau einer dritten Startbahn führte zu größeren Protesten in der Bevölkerung. Anfang 1973 kam es zum Planfeststellungsverfahren für die neue Startbahn West, was sich jedoch mehrere Jahre hinzog. Am 21. Oktober 1980 entschied der Hessische Verwaltungsgerichtshof zugunsten des Baus der neuen Startbahn West, die ersten Baumaßnahmen begannen ein knappes Jahr später und die Bahn wurde schließlich am 12. April 1984 dem Verkehr übergeben.
Im Juni 1990 begannen die Bauarbeiten für das neue Terminal 2, welches am 24. Oktober 1994 eröffnet wurde. Am 31. Dezember 2005 wurde die noch vorhandene Rhein-Main Air Base geschlossen und die Infrastruktur und das Gelände anschließend der Flughafengesellschaft übergeben.
Technische Ausstattung
Der Flughafen Frankfurt am Main verfügt heute über vier Bahnen: Zwei parallele 4.000 Meter lange und 60 Meter breite Start- und Landebahnen, die ebenfalls 4.000 Meter lange Startbahn West sowie die kürzlich eröffnete Landebahn Nordwest mit ca. 2800 Meter Länge. Ein gleichzeitiger Betrieb ist – abhängig von der Windrichtung – eingeschränkt möglich: Die Parallelbahnen, die einen Abstand von 518 Meter zueinander haben, können nur gestaffelt angeflogen werden, damit sich die Maschinen nicht gegenseitig gefährden. Die neue Landebahn Nordwest verläuft ebenfalls parallel zu den bestehenden Start- und Landebahnen, kann aber aufgrund des größeren Achsenabstandes (ca. 1.400 m zur Nordbahn) unabhängig parallel angeflogen werden. Die Startbahn West hingegen kann nur als Startbahn benutzt werden und dies nur in Südrichtung, da es beim An- bzw. Abflug mit dem nördlich gelegenen Hauptkamm des Taunus (Feldberg) Probleme geben kann.
Passagiereinrichtungen
Der Flughafen Frankfurt besitzt momentan zwei große reguläre Terminals sowie ein kleines Terminal für besondere Vielflieger und First-Class-Passagiere.
Beim Terminal 1 handelt es sich um das ältere und größere der beiden Hauptterminals. Die Baumaßnahme begann 1965 und 1972 wurde das Terminal offiziell eröffnet. Der ehemalige Tower aus den 1950er Jahren wurde in den Bau integriert. Man realisierte beim Bau auch eine der ersten vollautomatischen Gepäckförderanlagen der Welt, welche mit weiteren Ausbauten eine heutige Netzlänge von ca. 67 km aufweist und hinsichtlich Größe, Kapazität, Leistung und einer Zuverlässigkeitsquote von 99,6 Prozent noch heute als weltweit einmalig gilt.
Im Jahre 1991 wurde der ehemalige Terminal Ost abgerissen und es entstand auf der freigewordenen Fläche das helle und sehr transparente Terminal 2, welches zum Großteil aus Stahl und Glas besteht und 1994 eröffnet wurde.
Auf dem Areal der ehemaligen Rhein-Main Air Base soll ein modernes Terminal entstehen, für das die Planungen schon abgeschlossen sind. Dieses Terminal 3 wurde so konzipiert, dass in Zukunft von ihm vor allem Langstreckenflüge abgefertigt werden sollen, u. a. mit speziellen Gates für den Airbus A380.
Verkehrsanbindung
Der Flughafen Frankfurt am Main ist für alle Verkehrsmittel sehr gut erschlossen. Mit dem PKW ist er über die Autobahnen A 3, A 5 sowie A 67 zu erreichen. Und auch der Öffentliche Nah- und Fernverkehr bietet umfassende Möglichkeiten. Zum einen ist ein Regionalbahnhof für S-Bahnen, Regional- und Nahverkehrszüge, zum anderen ein Fernbahnhof für Fernzüge direkt auf dem Flughafengelände vorhanden. Ferner bieten Busse regelmäßige Verbindungen ins direkte Umland.
Passagieraufkommen
Der Flughafen Frankfurt am Main ist bei weitem der größte Flughafen in Deutschland und weist somit auch das größte Passagieraufkommen (56,44 Mio. im Jahr 2011) auf. Selbst europaweit kommt ihm eine führende Rolle zu, er belegt hier den dritten Rang (nach den Flughäfen London Heathrow und Paris-Charles de Gaulle). Weltweit liegt der Rhein-Main-Flughafen an neunter Stelle (Stand 2010).
Frachtaufkommen
Der Frankfurter Flughafen ist mit 2,16 Mio. t Fracht (Stand 2011) der zweitgrößte Frachtflughafen (hinter Paris-Charles de Gaulle) in Europa, was zum Großteil auf die Vielzahl vorhandener Logistik-Einrichtungen für Luftfracht zurückzuführen ist. Auch die weltweit agierenden Logistik-Unternehmen der Region mit ihrer Vernetzung auf dem Luft-, Land- und Seeweg leisten ihren Anteil an dieser Vorreiterrolle im Bereich des Luftfrachtaufkommens.
Arbeitgeber Flughafen
Rund 75.000 Menschen (Stand 2012) arbeiten direkt am Flughafen. Damit ist der Flughafen Frankfurt am Main die größte lokale Arbeitsstätte in Deutschland und mit immensen Effekten für das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Die Lohn- und Gehaltssumme aller Beschäftigten am Flughafen beträgt rund drei Milliarden Euro jährlich.
Rund 500 Unternehmen und Organisationen sind hier tätig. Dazu gehört der seit Jahren größte Arbeitgeber Hessens, die Deutsche Lufthansa AG, mit mehr als 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Unternehmen Lufthansa gilt als die wichtigste Fluggesellschaft in Frankfurt am Main, die dort nicht nur ihre technische Basis, sondern auch ihr Hauptdrehkreuz hat. Sie bietet (teils in Kooperation mit den Partnern der Star Alliance) Direktflüge zu fast allen großen Flughäfen der Welt an. Auch hat das Unternehmen Verträge mit vielen großen und kleineren Fluggesellschaften, wodurch sich das Streckennetz zusätzlich erweitert.
Da die Landerechte nur sehr schwer und teuer zu bekommen sind, nutzen die sog. Low-Cost-Airlines den – ebenfalls von der Fraport AG betriebenen – Flughafen Frankfurt-Hahn oft als Alternative, der jedoch 120 km westlich von Frankfurt in Rheinland-Pfalz liegt und verkehrstechnisch nicht optimal zu erreichen ist.
Ausbauplanungen
Weil das prognostizierte Passagieraufkommen auch in den nächsten Jahren wachsen soll, plant der Betreiber des Flughafens, die Flughafengesellschaft Fraport AG, eine weitere Start- und Landebahnbahn. Der Flughafen verfügte 2011 über 487.162 Flugbewegungen jährlich, bis zum Jahr 2020 wird ein Anstieg auf über 700.000 Flugbewegungen erwartet. Wie bei der dritten Startbahn formiert sich auch gegen das aktuelle Vorhaben großer Widerstand in der Bevölkerung, die vor allem einen Anstieg der Lärmemissionen und einen dadurch bedingten Wertverfall ihrer Häuser ohne Ausgleich befürchtet.
Der geplante Ausbau soll auch einer Abwanderung der Lufthansa von ihrer jetzigen Heimatbasis in Frankfurt zum Flughafen München entgegenwirken. Ein wichtiger Faktor für ein solches Unternehmen ist die langfristige Kompatibilität mit zukünftigen Entwicklungen im Luftverkehr, zum Beispiel das Großraumflugzeug Airbus A380. Insbesondere hier ist eine Konkurrenzsituation gegeben, da der Flughafen München ebenfalls eine Landeberechtigung für den A380 besitzt.
Insofern muss die Fraport AG zur Bewältigung des steigenden Verkehrsaufkommens und der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens erhebliche Investitionen in die Flughafeninfrastruktur leisten.
Daher wird derzeit eine A380-Werft für größere Wartungsarbeiten gebaut, wovon der erste Bauabschnitt der Werft bereits 2008 fertiggestellt werden konnte. Die Halle mit 25.000 m² Grundfläche und einer Höhe von ca. 45 m würde dann Wartungskapazität für gleichzeitig zwei Airbus A380 bzw. drei Boeing 747 bieten. Darüber hinaus werden in der CargoCity des Flughafens 27 ha neue Frachtflächen entwickelt.
Seit September 2009 wird Terminal 1 um einen neuen Flugsteig mit einer geplanten Kapazität etwa sechs Millionen Passagiere im Jahr erweitert.
Im Oktober 2011 konnte die neue Landebahn im Nordwesten des Flughafens mit einer Länge von 2.800 Metern eröffnet werden, womit die Kapazität der Flugbewegungen von 83 auf 126 pro Stunde erhöht wird.
Die Vollendung des letzten Bauabschnitts von Terminal 3 auf dem Gelände der ehemaligen Rhein-Main Air Base ist für 2016/2017 geplant. Durch diesen Ausbau wird die Kapazität von rund 56 Mio. Passieren auf nochmals weitere 25 Mio. Passagiere erweitert werden können.
Kritik am Ausbau
Wie bei jedem Großprojekt rief bzw. ruft der Ausbau des Flughafens Frankfurt am Main Widerstand in der Bevölkerung hervor, welcher sich u. a. gegen Lärm-, Schadstoff- und Kohlendioxid-Emissionen wie auch den immensen Holzeinschlag richtet.
So wurden schon in den 1980er Jahren von Gegnern des Baus der Startbahn West als Protest Hüttendörfer errichtet. Fast zwei Jahrzehnte später regt sich Kritik auch auf der Ebene der Stadtpolitik, da Vertreter der Ausbau-Gegner in die Stadtverordnetenversammlung eingezogen sind und hier Einfluss auf die Entscheidungen bzgl. des Flughafens nehmen. Durch ein 15-monatiges Mediationsverfahren wurde den Kritikern sowie den Befürwortern eines weiteren Ausbaus des Flughafens die Möglichkeit geboten, ihre jeweiligen Bedürfnisse und Interessen vorzustellen und gegenseitig abzustimmen, um so zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen. Den im Dezember 2007 unterzeichneten Planfeststellungsbeschluss fechten Anliegerkommunen und Bürgerinitiativen jedoch an, da sie die Belastung der Region als nicht verhältnismäßig erachten. Im August 2009 entschied der Hessische Verwaltungsgerichtshof zwar zu Gunsten des Flughafens, doch unter strikten Auflagen bei Nachtflügen. Der Streit um den Ausbau findet damit dennoch kein Ende, da Ausbaugegner eine Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht anstreben.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Jan König, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012
Autor: Jan König, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012