Infoblatt Berlin - Metropole im Herzen Europas


Darstellung einiger Städtebauprojekte, die beispielhaft für Entwicklungen in der Metropole Berlin stehen



Blick auf den Berliner Dom und den Fernsehturm (Foto: Jens Aßmann)

Berlin befindet sich auch mehr als 15 Jahre nach der Wiedervereinigung in einer Phase erheblicher Veränderungen. Der wirtschaftliche Strukturwandel hat Folgen für den Arbeitsmarkt. Konnte der Westteil der Stadt vor der Wende als "verlängerte Werkbank" Westdeutschlands mit niedriger Facharbeiter- und Innovationsdichte bezeichnet werden, litt der Standort nach der Wende unter der Abhängigkeit von Subventionen und fehlender Verflechtung mit regionalen Zulieferern. Der Zustand der ostdeutschen Wirtschaft war bekanntermaßen ebenso problematisch. Zudem sind im öffentlichen Dienst seit 1990 ein Viertel aller Stellen abgebaut worden. Die Arbeitslosenquote stieg von 10,6 % im Jahr 1991 auf 17,9 % 1998 und verharrt auf hohem Niveau von 16 % (Dezember 2006).

Auch in Berlin ist die Wirtschaft gekennzeichnet durch fortschreitende Deindustrialisierung. Berlin ist heute das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Beschäftigten in Forschung und Entwicklung, daher werden gute Entwicklungschancen in den Bereichen Verkehrstechnik, Bio- und Medizintechnologie, Umwelttechnik, Medien- und Kommunikationswirtschaft prognostiziert.
Der Berliner Einzelhandel leidet unter Kaufkraftverlusten und der Konkurrenz aus dem Umland. Tourismus ist mit einem Anteil von 8 % am BIP ein bedeutender Wirtschaftszweig.

Die unterschiedliche Entwicklung einzelner Stadtteile führt zu sozialer Polarisierung. Auch der Verlust von Arbeitsplätzen traf einige Stadtteile härter als andere, wobei der Ostteil der Stadt besonders betroffen war. Daraus ergeben sich vielfältige Anforderungen an eine Stadt, die den Eindruck erweckt, in vielen Bereichen in ihre Hauptstadt- und Metropolenrolle erst noch hineinwachsen zu müssen.



Eastside Gallery zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke (Foto: Jens Aßmann)


Das Jahr 1989 - eine neue Chance für Berlin

Erst der Fall der Mauer 1989 machte das Emporkommen der bis dahin zwangsweise geteilten Stadt möglich. So bot die Wiedervereinigung Deutschlands und damit auch Berlins eine völlig neue Chance für die Stadtplanung.
Die große Herausforderung für die Stadtplaner bestand in einem harmonischen Zusammenschluss der bis dahin unabhängig voneinander entwickelten Stadtteile Ost- und Westberlin (mit Erblasten der Teilung auf beiden Seiten), der Wiederbelebung des verödeten Grenzstreifens und der Integration und Aufwertung der durch die Teilung in die Rolle der Randbezirke gedrängten Regionen, der Neudisponierung der Infrastruktur und der Schaffung eines neuen Zentrums (City) – letztlich dem Anspruch, eine funktionierende, florierende Metropole zu erschaffen.

Heute lassen sich riesige Veränderungen in der Stadtgeographie Berlins verzeichnen. Am deutlichsten werden diese meist in der Bebauung ehemaliger Grünflächen (z. B. Regierungsviertel im Spreebogen) und des verödeten Areals des Mauerverlaufes (z. B. Potsdamer Platz, Leipziger Platz, Checkpoint Charlie). Gerade hier waren dann die Architekten gefragt. So wurden z. B. für das Regierungsviertel im Spreebogen, für die Spreeinsel, den Alexanderplatz und den Potsdamer Platz große internationale Architekturwettbewerbe ausgeschrieben. Architekten aus aller Welt konnten ihre verrücktesten Ideen auf dieser "Spielwiese Berlin" austoben und manchmal Visionen wahr werden lassen.

Doch auch rund um die traditionellen Zentren der Stadt gibt es Planungen für große Sanierungs- und Umnutzungsprojekte (z. B. Rummelsburger Bucht), zudem werden Dienstleistungs- und Gewerbezentren (z. B. Innovationspark Wuhlheide) aufgebaut. In weiten Teilen der Stadt verlaufen die städtebaulichen Entwicklungen noch verhalten, was aber angesichts der immensen Aufgaben zu erwarten war.



Blick auf den Reichstag


Eine ehemalige Grünfläche: Regierungs- und Parlamentsviertel

"Die Hauptstadt Deutschlands ist Berlin." – so lautet der erste Satz des Artikels 2 des am 31. August 1990 unterzeichneten Einigungsvertrages. Aber erst ein knappes Jahr später, am 20. Juni 1991, traf der Bundestag die Entscheidung, dass Berlin wieder Parlaments- und Regierungssitz und nicht nur dem Namen nach Hauptstadt sein soll. Für die Standorte von Parlament und Regierung wurden folgende Schwerpunktbereiche geplant:
  • Spreebogen mit Reichstagsgebäude und Kanzleramt,
  • Spreeinsel mit Palast der Republik,
  • Umfeld des ehemaligen Regierungsviertels an Wilhelmstraße und Leipziger Straße im Süden sowie
  • die Invalidenstaße im Norden.
Es wurde also nicht ein kompaktes, abgeschlossenes Regierungsviertel neu errichtet. Vielmehr wurden die Regierungsinstitutionen in bestehenden, sanierungsfähigen Altbauten untergebracht. Die Voraussetzungen dafür waren optimal, verfügte Berlin im Jahr 1990 doch bereits über mehr bundeseigene Gebäude als Bonn (z. B. durch die ehemaligen Bauten des DDR-Staatsapparates). Von den wenigen Neubauten ist wohl das Bundeskanzleramt am Spreebogen, nach einem Entwurf der Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank, am bekanntesten.



Blick auf das Kanzleramt (Foto: Jens Aßmann)

Die meisten Hauptstadtfunktionen sind so in einem Radius von weniger als zwei Kilometern um den Reichstag herum konzentriert.
Die Regierungsbereiche sind für die Öffentlichkeit zugänglich und von anderen Funktionen und Nutzungen durchsetzt. So haben z. B. auch Kultur (Staatsoper Unter den Linden, Komische Oper, mehrere Theater, Museumsinsel), Arbeit, Wissenschaft (Humboldt-Universität) und Einkaufsmöglichkeiten Platz.



Potsdamer Platz (Foto: Presse- und Informationsdienst des Landes Berlin)


Am ehemaligen Grenzstreifen: Potsdamer Platz

Da, wo heute das Herz der Stadt Berlin schlägt bzw. fieberhaft zum Schlagen gebracht werden soll, war mehr als 40 Jahre lang Brache. Denn dieses Stückchen Land, ehemals schon Nabel der Stadt und mit vielen vergangenen Mysterien umwoben, verödete im Zuge der Teilung Berlins – hier war Niemandsland.

Ziel war es, nach Jahrzehnten Ödnis und Trostlosigkeit den Potsdamer Platz wieder in die pulsierende, brodelnde Mitte Berlins zu verwandeln und die Zentrenlücke zwischen Friedrichstadt und Zooviertel zu schließen. Das bedeutete, auf 125.000 m² einen "Platz aus der Retorte" zu erschaffen. Den städtebaulichen Wettbewerb, der vom Berliner Senat 1991 dafür ausgeschrieben wurde, gewann der Entwurf von Hillmer & Sattler. Der ehemals sternförmige Straßenverlauf wurde in diesem Entwurf wieder aufgegriffen. Weitere architektonische Merkmale sind die typische Berliner Blockbauweise von maximal 35 m Höhe und nur wenige Hochhäuser.
Der größte Investor am Potsdamer Platz ist Daimler-Benz auf einem Areal von 68.000 m² und einem Investitionsvolumen von ca. 2,3 Milliarden Euro.

Diverse kulturelle Einrichtungen sollen den Platz beleben:
  • Deutschlands größte Spielbank mit 8.000 m²
  • Cinemaxx-Kinopalast mit ca. 20 Sälen und ca. 3.500 Sitzplätzen
  • zwei 3-D Kinos
  • Musicaltheater mit 1.700 Sitzplätzen
  • Varietétheater mit 700 Sitzplätzen
Insgesamt 6.000 Parkplätze sollen den Besuchern am Potsdamer Platz künftig zur Verfügung stehen.

Jahrelang herrschte ein gigantisches Bautreiben auf dem Potsdamer Platz, um eine Vision wahr werden zu lassen. Die Medien berichteten fast täglich über das Baustellenspektakel und heizten den "Baustellentourismus" an. Weit über 1 Million Menschen haben der Info-Box, von deren Dach man einen atemberaubenden Blick über die größte Baustelle Europas hat, einen Besuch abgestattet. Dabei beeindruckten gewiss nicht nur die Dimensionen der Baustelle und die damit verbundenen logistischen Herausforderungen, sondern auch die Anwendung neuester Techniken (z. B. das Betongießen unter Wasser, damit der Grundwasserspiegel nicht abgesenkt werden muss).

Letztlich soll der privatwirtschaftlich erstellte und verwaltete "öffentliche" Raum auch wieder zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Hauptstadt werden. Da neben Wohnraum, Bürofläche, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und den eben genannten kulturellen Einrichtungen kaum noch Platz für Verkehrsprojekte bleibt, wurden diese unter die Erde verlegt. So garantieren ein unterirdischer Straßentunnel, unterirdisch verlaufende U- und Regionalbahn einschließlich unterirdischem Bahnhof die verkehrstechnische Anbindung.



Ehemalige Grenze am Checkpoint Charlie (Foto: Jens Aßmann)


Langjährige Verbindung zwischen Ost und West: Checkpoint Charlie

Am 22. August 1961 wurde in der Friedrichstraße, Ecke Kochstraße, nach Abriegelung der Sektorengrenze der dritte innerdeutsche Kontrollpunkt eingerichtet. Die beiden anderen Übergange befanden sich an der innerdeutschen Grenze bei Helmstedt (Kontrollpunkt Alpha) und in Dreilinden an der Grenze von der DDR zu Westberlin (Kontrollpunkt Beta). Nach dem Buchstabieralphabet der US-Army wurde der Übergang in Berlin Charlie genannt.
Hauptaufgabe der Grenzbeamten am Checkpoint Charlie war es, westliche Alliierte vor dem Betreten Ostberlins zu registrieren und über den Aufenthalt in der Hauptstadt der DDR zu informieren.
Im Oktober 1961 drohte der Streit der ehemaligen Alliierten an diesem Ort zu eskalieren, zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg standen sich hier sowjetische und amerikanische Panzer direkt gegenüber.

Checkpoint Charlie wurde am 22. Juni 1990 abgerissen, das ehemalige Wachhaus der westlichen Alliierten befindet sich heute im Alliiertenmuseum, der letzte Wachturm der DDR-Grenztruppen wurde im Dezember 2000 abgerissen. Heute entsteht an diesem historisch bedeutsamen Ort ein Wohn- und Geschäftskomplex bestehend aus fünf Gebäuden.



Deutsche Bahn Tower am Potsdamer Platz (Foto: Jens Aßmann)


Berlin - Hauptstadt in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft

Bei einem Berlinbesuch findet man sich wieder in einer faszinierenden Welt nahezu utopischer Bauwerke, ausgeklügelter und modernster Infrastruktur und zwischen Zentralen oder Ablegern von Wirtschaftsunternehmen mit Weltruf.

Dass Berlin zum Pool für Milliardeninvestitionen von Konzernen aus aller Welt wurde, hat die Stadt wohl hauptsächlich der Hauptstadtentscheidung von 1990 zu verdanken. Wobei in dem Einigungsvertrag vom 31. August 1990 noch die Frage des Sitzes von Parlament und Regierung offen blieb. Die leidenschaftliche Auseinandersetzung über das Für und Wider eines Umzuges von Bonn nach Berlin fand erst am 20. Juni 1991 im Deutschen Bundestag seinen Abschluss. Die Abgeordneten entschieden sich, wenn auch nur sehr knapp, für eine Verlagerung des Parlaments- und Regierungssitzes nach Berlin (337 Stimmen für Berlin, 320 Stimmen für Bonn).

Diese Entscheidung hatte natürlich weitreichende Konsequenzen für die Stadtplanung. So fordert der Hauptstadtausbau Standorte für Parlament und Regierung, desweiteren für Botschaften, Medien, Parteizentralen und Verbände, als auch eine entsprechende verkehrstechnische Infrastruktur und vieles mehr.

Die Hauptstadtentscheidung entwickelte eine Sogwirkung auf Wirtschaftsunternehmen verschiedenster Branchen. Aus aller Welt siedelten sich Repräsentanzen oder gar die deutschen Zentralen von Konzernen an, um am künftigen Standort Berlin "am Ball" zu sein. Daimler Benz AG, debis, Deutsche Bank, Hilton International, Lufthansa, Allianz, VW, Siemens, Sony, Coca-Cola sind nur einige Unternehmen, die seit 1990 in der Region Berlin investiert haben. Durch die Osterweiterung der EU sind weitere Wachstumsimpulse zu erwarten.

Darüber hinaus profitieren nicht zuletzt viele der Konzerne vom qualifizierten Personal der traditionellen Wissenschafts- und Forschungsstadt Berlin. Die Stadt verfügt über 3 Universitäten, 4 Kunsthochschulen, 9 Fachhochschulen, die Europäische Wirtschaftshochschule und weitere 250 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wie z. B. die Max-Planck- Gesellschaft, die Frauenhofer-Gesellschaft, das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik u. a.

Auch die Investitionen in die Infrastruktur, z. B. in den kompletten Umbau des Verkehrsnetzes (nach dem so genannten Pilzkonzept, in dessen Zentrum der neue Hauptbahnhof entsteht) und die Telekommunikationsinfrastruktur (62.000 km Glasfaser-Vernetzung), wirken sich positiv auf die Standortentscheidung Berlin vieler Unternehmen aus. Ideale Bedingungen bieten sich für neue Unternehmen im Bereich Medien, Elektronik und Multimedia.



Das Berliner Pilzkonzept (Karte: Deutsche Bahn)


Verkehrsplanung in Berlin - Das Pilzkonzept

Nach der Wende wurde schnell klar, dass Berlin als europäischer Verkehrsknoten ein leistungsfähiges Personen- und Güterverkehrsnetz benötigt, das im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung als "Pilzkonzept" bezeichnet wird.
Das Konzept verbindet Fern-, Regional- und Nahverkehr durch strahlenförmig aufeinander zulaufende Radialstrecken mit dem wiederhergestellten Innenring, einer im Bau befindlichen Nord-Süd-Trasse sowie der Bündelung der 14 Bahnstrecken, die sich in Berlin treffen.

Der Fernverkehr ist ebenso wie die S-Bahn an die Wiederherstellung des Berliner Innenrings gekoppelt; zusammen mit der Neubaustrecke in Nord-Süd-Richtung wird dann der neue Hauptbahnhof vor allem zentraler Haltepunkt für den ICE-Verkehr sein.

Das Bild eines Pilzes wird durch die verschiedenen Verkehrsachsen vorgegeben: Der Ausbau der Ost-West-Stadtbahn stellt hierbei die Krempe, der Ausbau des nördlichen Innenrings den Hut des Pilzes dar. Die neue viergleisige Nord-Süd-Verbindung vom Bahnhof Papestraße bis zum Lehrter Bahnhof bildet den Stiel, der sich im Süden in zwei Wurzeln teilt: Die Anhalter Bahn Richtung Halle / Leipzig und die Dresdner Bahn, auf der u. a. auch der Flughafen Express nach Schönefeld verkehren soll.


Hauptbahnhof

Als zukünftige Verkehrs-Drehscheibe Berlins und Kernstück des neuen Bahnkonzeptes entsteht derzeit in unmittelbarer Nähe zum Kanzleramt und Reichstag das Milliarden-Projekt Hauptbahnhof.
Der ursprüngliche Lehrter Bahnhof wurde 1871 als einer von sechs Kopfbahnhöfen Berlins fertiggestellt und war bis zum Zweiten Weltkrieg der wichtigste Fernbahnhof der Stadt. Die Ruine des durch Bombentreffer 1943 schwer beschädigten Gebäudes wurde 1959 gesprengt. Übrig blieben lediglich der nahe gelegene Lehrter Stadtbahnhof sowie der Lehrter Güterbahnhof, die nach dem Krieg weiter bestanden.
An ursprünglicher Stelle wird nun der größte europäische Kreuzungsbahnhof entstehen, der auf einer Fläche von 430 mal 430 Metern den Schnittpunkt der beiden Hauptverkehrsachsen darstellen wird, die 15 Meter unter dem Straßenniveau in Nord-Süd-Richtung (Fern- und Regionalbahnen, Flughafenexpress, U-Bahn) und 10 Meter über dem Straßenniveau in Ost-West-Richtung (Fern- und Regionalbahnen, S-Bahn) verlaufen werden. Dazwischen befinden sich Fußgängerebenen sowie ebenerdig Haltepunkte für Straßenbahnen, Busse und Taxis.

Die Prognosen für das zukünftige tägliche Verkehrsaufkommen belaufen sich auf 240.000 Nutzer, 500 auf der Nord-Süd-Achse, 260 auf der Ost-West-Achse verkehrende Züge, 800 S-Bahnen sowie 1.000 U-Bahnen.
Im Jahr 2006, pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, sollen die Bauarbeiten an Europas größtem Umsteigebahnhof abgeschlossen sein.
Die in der Planung vorgesehene filigrane transparente Hallenkonstruktion aus Stahl und Glas gilt als ein imposantes Beispiel modernen Bahnhofbaus.



Westseite des Brandenburger Tors (Foto: Jens Aßmann)


Den "Neubeginn" richtig angepackt?

Bei allem euphorischen Bauwahn sind die Stadtplaner darauf bedacht, den Charakter der Stadt nicht preiszugeben. So achtet man auf den Erhalt von Freiflächen, um Berlin als "Grüne Stadt" mit Wäldern, Seen und Parks zu bewahren.

Bei der Verdichtung der Innenstadt gilt das Prinzip der Funktionsdurchmischung. So müssen alle großen Projekte einen Wohnanteil von mindestens 20 % aufweisen, um die Lebendigkeit der City zu gewährleisten. Einer Zersiedlung des Umlandes soll ebenfalls entgegengewirkt werden. So jedenfalls lassen sich die stadtplanerischen Leitsätze im "LEPro", dem gemeinsamen Landesentwicklungsprogramm Berlin- Brandenburg, nachlesen.

Dass diese Grundsätze in den letzten Jahren beim Wachsen der Stadt Berlin nicht durchgehend beherzigt wurden, machen die vielen Negativstimmen deutlich: teure Einkaufspassagen in der City werden kaum von der Bevölkerung angenommen, sind damit wenig lebendig; der Wildwuchs zahlreicher Wohnparks im Berliner Umland boomte – dahinter steht der Wunsch vieler, im Grünen und dennoch stadtnah zu wohnen; der Pendlerverkehr steigt u. a. dadurch rasant an, chaotische Verkehrzustände mit ständigen Staus sind die Folge; die gute Bevölkerungsdurchmischung in den Berliner Bezirken kehrt sich immer mehr zur sozialräumlichen Polarisierung der Bevölkerung (so zeigen beispielsweise Prenzlauer Berg und Berlin-Mitte mit ihrer zentralen Lage und ihrem Image Gentrifizierungsansätze und Umschichtungsprozesse in Richtung auf neue, sozial besser gestellte Bewohner); riesige Einkaufszentren im Umland schießen wie Pilze aus dem Boden, währenddessen der Einzelhändler in der Berliner Innenstadt um seine Existenz fürchtet - um nur ein paar der Fehlentwicklungen zu nennen, die man eigentlich vermeiden wollte.


Quelle: Geographie Infothek
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2002
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 09.04.2006