Infoblatt Antarktis


Geographische Einordnung, rechtlicher Status, Forschung, Wostok-See



Antarktis (Klett)


Geographische Einordnung

Die Antarktis wird von einer eisbedeckten, von Meeren umgebenen Kontinentalplatte gebildet. Im weiteren Sinne versteht man unter diesem Begriff die um den Südpol gelegenen Landgebiete einschließlich vorgelagerter Schelfeistafeln, Inseln und Meere (ca. 13,7 Mio. km²). Der Südpolarkontinent wird auch als "Antarktika" bezeichnet. Dieser Kontinent wird von einer bis zu 4 km mächtigen Eiskappe überzogen. Die Eiskappe ist ständig in Bewegung. Das Eis, welches sich aus einem jährlichen Niederschlag von bis zu 1.000 mm bildet, fließt langsam Richtung Meer ab. Während des Südwinters vergrößert sich die Fläche der Eiskappe durch die Bildung von Eis an den Rändern (Schelfeis) erheblich. Die größte Schelfeistafel ist das Ross-Schelfeis, welches die Größe der iberischen Halbinsel besitzt. Etwa 80 % der gesamten Trinkwasserreserven der Erde sind in der Eiskappe gebunden. Insgesamt erheben 7 Staaten Anspruch auf Teile der Antarktis, diese wurden seit dem Inkrafttreten des Antarktis-Vertrages jedoch zurückgestellt.


Klima

Im Landesinneren wurden schon öfters Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde gemessen. Die mittleren Jahrestemperaturen liegen zumeist unter - 30 °C. Das Landesinnere ist durch extreme Kälte gekennzeichnet. Der südliche Kältepol liegt in der Nähe der russischen Forschungsstation Wostok, dort wurden - 88,3 °C gemessen. Zu den Küstengebieten und nach Norden hin nehmen die Temperaturen zu. Während die Jahresniederschläge im Inneren der Antarktis 200 mm unterschreiten, werden in den Küstengebieten bis zu 600 mm und auf vorgelagerten Inseln mehr als 1.000 mm erreicht.


Bodenschätze und Wirtschaft

In der Antarktis entdeckte man bisher Erdöl, Erdgas, Titan-, Chrom-, Eisen-, Kupfer- und Uranerz sowie Platin- und Goldvorkommen. Deren Ausbeutung wird durch die extremen klimatischen Bedingungen erschwert und zurzeit durch den Antarktis-Vertrag verhindert. Zwischenzeitlich wird auch der wirtschaftlich bedeutende Fang von Robben, Walen und Krill durch den Vertrag geregelt.


Antarktis-Vertrag

Der Antarktis-Vertrag legt fest, dass die Antarktis südlich des 60. Breitengrades der friedlichen Nutzung, insbesondere der wissenschaftlichen Erforschung vorbehalten bleibt. Schädigungen des Ökosystems wie etwa Abbau von Bodenschätzen oder Atomtests sind verboten. Der Vertrag wurde am 1. Dezember 1959 (Ende des Internationalen Geophysikalischen Jahres) von zwölf Staaten unterzeichnet. Er trat 1961 zunächst für 30 Jahre in Kraft, 1980 wurde er auf das die Antarktis umgebende Meer ausgedehnt und 1991 um 50 Jahre verlängert. Bis heute haben sich insgesamt 47 Staaten dem Vertrag angeschlossen.


Forschung

In der Antarktis wurden bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen getätigt. Zum Beispiel entdeckte man dort, dass die Fische der Antarktis bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überleben können. Pinguine, Robben und Krill (Mikroskopisch kleine Krebse, die Hauptnahrung der Wale) wurden erforscht, um u. a. Fangquoten festlegen zu können. Klimaforscher haben aus Eisbohrungen das Klima von vor 10.000 Jahren rekonstruiert, das antarktische Ozonloch wurde entdeckt und Erkenntnisse über den Klimawandel gewonnen. Die deutsche Antarktisforschung wird vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven koordiniert. Seit 1992 arbeiten die deutschen Forscher in der Neumayer-Station an der Nordküste der Antarktis. Am 20. Februar 2009 eröffnete mit Neumayer III die neue Station der deutschen Antarktisforscher.


Wostok-See

Seit 1996 weiß man von der Existenz unter dem antarktischen Eis verborgener Seen. Mittlerweile sind über 140 katalogisiert. Einer davon ist der ca. 10.000 km² große Wostok-See am Grund der 3.538 m mächtigen Eisdecke unter der russischen Forschungsstation Wostok. Der See ist stellenweise über 500 m tief und konnte sich bilden, da extreme Drücke für eine Herabsetzung des Schmelzpunktes sorgen. Außerdem geht man davon aus, dass Erdwärme die Eismassen erwärmt und abschmilzt. Die Seeoberfläche ist durch den Eisdruck nicht waagerecht, sondern steigt zu den Ufern hin an. Das Wasser des Sees wird permanent ausgetauscht: Das Gletschereis bewegt sich langsam Richtung Osten, dabei schmilzt Eis am Seeufer ab und fließt in den See. Gleichzeitig gefriert wiederum Seewasser an der Eisunterseite und wird mit der Eisbewegung aus dem See herausgezogen. Allerdings ist die Wasserbilanz noch unklar. Forscher nehmen an, dass der See mindestens 10 Mio. Jahre alt ist. Von der Forschungsstation Wostok wurde bis Ende der 1990er Jahre eine 3.623 m tiefe Bohrung durch das Eis getrieben. Ihr Ziel ist die Erforschung des Sees. Jedoch wurde die Bohrung 120 m über der Seeoberfläche gestoppt, um das Wasser nicht mit Bohrflüssigkeit und Mikroben zu verunreinigen. Im Februar 2012 meldeten russische Forscher jedoch das erfolgreiche Anzapfen des Sees. Man erhofft sich dadurch Aufschlüsse über Lebewesen, wie sie z. B. auch auf den Jupitermonden Europa und Callisto unter dicken Eisschichten denkbar wären. Deshalb beteiligt sich auch die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA an der Entwicklung eines sauberen Bohrverfahrens. Die bisherige Bohrung bis in die Schicht angefrorenen Seewassers hat jedoch schon erste Ergebnisse gezeitigt. Man konnte Bakterien und Viren aus dem Eis isolieren, wie sie auch in heißen Quellen der Erdoberfläche existieren.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Lars Pennig
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 05.10.2012