Infoblatt Moore


Definition, Moortypen, Entstehung, Verbreitung, anthropogene Einflüsse



Moor in Kanada (Deuringer)


Torfbildung und Definition des Begriffs Moor

Ökosysteme, die teilweise eine torfbildende Vegetation aufweisen, werden als Moore bezeichnet. Torf ist ein Sammelbegriff für eine im Wasser entstandene, mineralarme Humusform. Durch dauernde Vernässung entstehen anaerobe Bedingungen (Sauerstoffausschluss). Dadurch ist die mikrobielle Zersetzung von organischem Material gehemmt. Pflanzenreste erfahren eine schwache Verwesung, verzögerte Humifizierung und Mineralisierung. Die Zersetzungsprodukte werden angereichert und konserviert. Der Kohlenstoff wird unter diesen Bedingungen nicht zu Kohlendioxid abgebaut, sondern zu elementarem Kohlenstoff (Kohle). In der Ökologie werden Moore als bestimmte Lebensgemeinschaften betrachtet. Da Moorpflanzen aufgrund der schlechten Durchlüftung des Bodens sehr flach wurzeln, untersucht man hier die Beschaffenheit der obersten Torfschichten. Im geologischen Sinne sind echte Moore über 30 cm dicke Lager von Torf, der über 30 % brennbarer Substanz enthalten muss. Von Anmooren spricht man, wenn die Torfschicht geringer oder der Anteil der brennbaren Substanz 15 - 30 % beträgt.


Moortypen (Entstehung und Eigenschaften)

Moore lassen sich nach hydrologisch-entwicklungs- geschichtlichen und nach ökologischen Gesichtspunkten in verschiedene Kategorien einteilen. Die hydrologischen Moortypen werden aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte differenziert. Diese variiert mit dem Vorhandensein des Wassers, welches das Moor speist. Woher das Wasser kommt und warum es sich an einer Stelle ansammelt, hängt von den geographischen Gegebenheiten der Umgebung ab. Die ökologischen Moortypen unterscheidet man anhand der Pflanzengesellschaften und des Kalk- und Nährstoffangebotes. Aus dieser Betrachtung resultieren acht hydrologisch-entwicklungsgeschichtliche und fünf ökologische Moortypen. Weniger differenziert, aber allgemein üblich, ist die Unterscheidung hinsichtlich der Entstehung und Eigenschaften in Nieder-, Übergangs- und Hochmoore.


Nieder- oder Flachmoore

Nieder- oder Flachmoore bilden sich bei hoch anstehendem Grundwasser, deshalb nehmen sie meist die tieferen Stellen des Reliefs ein. Dieser Moortyp entwickelt sich oft bei der Verlandung von Teichen und Seen. Die Eigenschaften der Niedermoore werden stark vom Chemismus des Grundwassers geprägt. Sie bilden meist einen eutrophen, also nährstoffreichen Torf und sind mit einer artenreichen Vegetation versehen. Da der Wasserspiegel während des Jahres schwankt, ermöglicht die Belüftung eine Zersetzung und Humifizierung. Der Torf erhält eine schwarze Farbe. Da Niedermoore vom Grundwasser und damit von der Geländegestalt abhängen, werden sie als topogen bezeichnet.


Übergangs- oder Zwischenmoore

Übergangs- oder Zwischenmoore stellen das Übergangsstadium zwischen Nieder- und Hochmoor dar. Dabei ist das Niedermoor über das Grundwasser hinausgewachsen und die oberste Humusschicht wird hiervon nicht mehr beeinflusst. Dabei sinkt die Nährstoffversorgung und es treten typische Hochmoorpflanzen wie Torfmoose auf.


Hochmoore

Hochmoore haben den Kontakt zum Grundwasser vollständig verloren. Mit Wasser und Nährstoffen werden sie ausschließlich über die Niederschläge versorgt. Da im Regen sehr wenig Nährstoffe gelöst sind, sind sie oligotroph, d. h. nährstoffarm. Sie besitzen ihre eigene Vegetation. Diese besteht hauptsächlich aus Torfmoosen (Sphagnum-Arten). Im Inneren besteht das Moor aus großen toten Zellen, die sich leicht kapillar mit Wasser füllen. Dies wirkt wie ein Schwamm. Es wird das Vielfache des Trockengewichts an Wasser festgehalten. Oben wachsen die Pflanzen weiter und benötigen bei ausreichender Wasserversorgung wenig Nährstoffe. Durch das nach oben gerichtete Wachstum der Polster wird das Moor größer und es entsteht die typische uhrglasförmige Wölbung. Hochmoortorf ist meist nur mittel oder schwach humifiziert, so dass er eine helle Farbe besitzt. Da Hochmoore nur vom Niederschlagswasser gespeist werden, bezeichnet man sie als ombrogen.


Verbreitung

Moore finden sich hauptsächlich in Gebieten mit kühlen, kontinentalen Temperaturen, welche das humide Klima unterstützen. Neben dem Nadelwald nehmen Moore einen beträchtlichen Teil der kaltgemäßigten Zone ein. Das größte Moorgebiet der Erde umfasst das Areal der Westsibirischen Niederung. Es erstreckt sich von Norden bis Süden über eine Strecke von 800 km und vom Ural im Westen bis zum Jenissej im Osten über 1.800 km. Dort sollen sich 40 % der Torflager der Erde befinden. In der polaren und subpolaren Zone trifft man trotz der geringen pflanzlichen Produktion Moore an. Aufgrund permafrostbedingten Stauwassers und tiefer Temperaturen erfolgt der Streuabbau langsam und es bildet sich Torf. In den feuchten Mittelbreiten konnten sich vor allem in küstennahen und bergigen Gebieten Moore bilden. Diese sind größtenteils durch menschliche Nutzung verschwunden. In ariden Gebieten kommen Moore nur selten vor und sind an ständige Wasserzuführung sowie eine besondere Lage gebunden. Aufgrund der eigenständigen geographischen Bedingungen von Hochgebirgen sind hier Moore in allen Klimazonen vertreten.


Haushalt der Moore und Bedeutung für den Naturhaushalt

Für den Wasserhaushalt stellen Moore potenzielle Speicher dar. Je nach Größe und Mächtigkeit können sie gewaltige Mengen an Wasser speichern. Sie verzögern das Abfließen des Wassers und helfen so, Hochwasser und Überschwemmungen zu vermeiden. Bei Trockenheit steht ihnen lange Wasser zur Verfügung, welches über Randquellen abgegeben wird. Hochmoore weisen durch ihre Klimaabhängigkeit große Temperaturunterschiede auf. Die Mooroberfläche erwärmt sich aufgrund der Sonneneinstrahlung im Sommer stark, kühlt aber in der Nacht durch Abstrahlung wieder ab. Im Frühjahr taut der wassergesättigte Boden spät auf, in kühlen Gebieten kann sich Permafrost das ganze Jahr im Moorinneren erhalten. Durch die Wassersättigung sind Moorböden extreme Luftmangelstandorte, es fehlt an Sauerstoff und Stickstoff. Wegen der langsamen Zersetzung des toten organischen Materials sind größere Mengen von mineralischen Nährstoffen gebunden; durch Torfbildung geht ein Teil permanent dem Stoffkreislauf verloren. Durch die anaeroben Gärungen entstehen in den tieferen Torfschichten Gase, die als Blasen an die Oberfläche treten. Sie enthalten Methan (CH 4), Wasserstoff (H 2), Stickstoff (N 2), Kohlendioxid (CO 2) und Schwefelwasserstoff (H 2S). Methan ist wie Kohlendioxid ein Treibhausgas, jedoch mit einem 32 mal höheren Treibhauspotenzial. Trotz seines geringen Gehaltes in der Atmosphäre, trägt es mit 19 % zum Treibhauseffekt bei. Der Anteil des in Mooren gebildeten Methans am Gesamtanteil beträgt 7 %.


Anthropogene Nutzung und Gefährdung der Moore

Im europäischen Raum wurden und werden Moore auf unterschiedliche Art genutzt. Der Torf wurde schon jahrhundertelang für Heizzwecke gestochen. Da dies, außer zu Kriegszeiten, nicht im übertriebenen Maße geschah, konnten sich die Torflager wieder regenerieren und die Moorzerstörung hielt sich in Grenzen. Eine weitere Form stellt die Kultivierung dar. Sie erfolgte in Mitteleuropa seit dem letzten Jahrhundert. Hierzu wurde das Moor entwässert und zu Acker oder Grünland umgewandelt. Ein weiterer Verwendungszweck wurde in der neueren Zeit gefunden. Torf ist ein ideales Pflanzensubstrat, er lockert Erde, kann mit Mineraldüngern angereichert werden und saugt sich mit Wasser voll. Im Boden eingebracht verrottet er und wird zu Humus. Für die Klein- und Ziergärten aber auch für Beete in städtischen Anlagen werden Unmengen von Torf verbraucht. Die Gefährdung von Mooren erfolgt nicht nur von direkt beeinflussenden Maßnahmen. Durch Luft, Regen und Grundwasser gelangen Schadstoffe, Dünger und Pestizide zum Moor. Dabei werden die Pflanzen nachhaltig geschädigt. Moore gehören zu den seltensten und am meisten gefährdeten Lebensräumen und beherbergen zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere.


Literatur

COLDITZ, G.(1994): Auen, Moore, Feuchtwiesen.-Birkhäuser Verlag, Basel.
GÖTTLICH, K.[Hrsg.](1990): Moor- und Torfkunde.-E.Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.
HENDL, M. & H.LIEDTKE [Hrsg.](1997): Lehrbuch der Allgemeinen Physischen Geographie.-Perthes, Gotha.
MOORE, T.R.(1994): Methanemissionen von Mooren in Kanada.-Geographische Rundschau, Jg.46, H.6:322-327.
SCHULTZ, J.(1988): Die Ökozonen der Erde.-Ulmer, Stuttgart.
WALTER, H. & S.-W.BRECKLE(1994²): Ökologie der Erde Bd.3.-G.Fischer Verlag, Stuttgart, Jena.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Andreas Ostrowski
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 28.05.2012