Infoblatt Pollenanalyse


Methodik der Pollenanalyse am Beispiel der nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung in Süddeutschland



Noch vor ca. 11.000 Jahren, nämlich gegen Ende der letzten großflächigen Oberflächenvereisung im mitteleuropäischen Raum, lag ein Großteil des Gebietes der Alpen und des nördlichen Alpenvorlandes unter dicken Gletschermassen verborgen. Nahezu die gesamte Vegetation wurde in diesem Raum vernichtet oder in südlichere Gebiete verdrängt. Erst gegen Ende der letzten Kaltzeit, der Würmeiszeit, konnte sich im heutigen süddeutschen Raum Vegetation wieder ansiedeln und je nach Konkurrenz ausbreiten. Mit Hilfe der Pollenanalyse ist es möglich, diesen Ablauf seit dem Beginn des Quartärs nachzuvollziehen. Als Begründer der Pollenanalyse gilt der schwedische Staatsgeologe und spätere Professor der Geologie in Stockholm LENNART VON POST, welcher 1916 erste Pollendiagramme veröffentlicht hat.

Grundlegend für diese Analyse ist die Tatsache, dass jede Pflanze sich durch eine typische Form von Pollenkörnern auszeichnet. Um den Pollengehalt des Bodens bestimmen zu können, müssen Proben aus verschiedenen Tiefen genommen werden. Diese sollten möglichst aus Torf- oder Moorböden stammen, da Pollen durch fehlende Luftzufuhr in diesen Bereichen besonders gut erhalten bleiben. Durch verschiedene chemischen Verfahren werden die Pollen von den anderen Bodenbestandteilen separiert. Anschließend werden die Pollen mit Hilfe des Mikroskops in Art und Anzahl bestimmt. Die graphische Darstellung aller Ergebnisse ergibt ein Pollendiagramm.

Auf der x-Achse wird die relative Häufigkeit jeder Polle dargestellt, auf der y-Achse kann man deren Alter ablesen. In dem Diagramm ist zu sehen, dass die Vegetationsentwicklung mit der Ausbreitung von Weide (salix) begann. Es schlossen sich Sanddorn (hippophae) und Birke (betula) an, die im Alleröd durch Kiefer (pinus) verdrängt wurde. Die rechte Spalte zeigt den Anteil an Nichtbaumpollen (NBP), der über die Zeit deutlich geringer geworden ist. Durch den Vergleich mehrerer Pollendiagramme, kann man den Weg und die Zeit der Einwanderung jeder einzelnen Art rekonstruieren, woraus auch Rückschlüsse auf klimatische Bedingungen zu jener gezogen werden können. Die Anwendung der Pollenanalyse konzentriert sich vor allem auf die Forschungsbereiche der Paläoklimatologie und -biologie.

Nachteile und Fehler dieser Methode sind:
  • ungleiche Standortbedingungen (z. B. unterschiedliches Lokalklima)
  • kleinere Pollen werden vom Wind weiter transportiert als größere Pollen; es werden vorwiegend nur die Pflanzen repräsentiert, deren Pollen durch den Wind und nicht durch Insekten verbreitet werden
  • Über- oder Unterrepräsentationen einer Art im Pollendiagramm sind möglich, Fehler können aber teilweise rausgerechnet werden



Literatur

FIRBAS, F. (1949): Spät- und nacheiszeitliche Waldgeschichte Mitteleuropas nördlich der Alpen. Allgemeine Waldgeschichte. Jena.
SCHWARZBACH, M. (1974): Das Klima der Vorzeit. Eine Einführung in die Paläoklimatologie. Stuttgart.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Annemarie Ebert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 18.05.2012