Infoblatt Gleye


Profil, Entstehung und Eigenschaften der Gleyböden



Gleyprofil (Schweikle)

Befindet sich der Boden unter Einfluss des Grundwassers, so können Gleyböden entstehen. Dabei weist der mittlere Grundwasserspiegel eine Höhe von ca. 80 cm unter Flur auf. Gleye befinden sich vorwiegend in Flussauen, da hier ein konstant hoher Grundwasserspiegel die Voraussetzung für die Entwicklung schafft.
Aufgrund des Vorkommens zwischen terrestrischen und aquatischen Bedingungen werden sie auch als "semiterrestrische" Böden bezeichnet.
Der Name "Gley" leitet sich vermutlich aus dem deutschen Wort "Klei" in der Bedeutung von klebrig-haftend ab. Als Klei werden auch schwere Böden und entwässerter Schlick oder Schlamm bezeichnet.


Profil

Das typische Bodenprofil eines Gleys gliedert sich in einen vom Grundwasser unbeeinflussten A-Horizont, welcher mit Humus angereichert ist. An diesen oberen Horizont schließt sich der Oxidationshorizont (Go-Horizont) an, der vom aufsteigenden Grundwasser geprägt wird. Er ist intensiv rötlich-gelb (rostbraun) gefärbt, wobei teilweise rötliche Flecken auftreten können. Der Gr-Horizont weist aufgrund des Sauerstoffabschlusses unter der Grundwasseroberfläche eine grünlich-graue Farbe (Reduktion) auf. In Abhängigkeit vom Grundwasser und dessen jährlichen Schwankungen erfährt das Profil seine standortspezifische Prägung.
Da die Gleye vorwiegend in Auebereichen vorkommen und somit aus Flusssedimenten aufgebaut sind, variiert das Ausgangssubstrat von Ort zu Ort sowie auch im Profil.


Entstehung

Gleyböden sind das Produkt eines hohen Grundwasserspiegels, welcher im Jahresverlauf Schwankungen aufweist.
In dem wassergesättigten Gr-Horizont herrschen ständig reduzierende Bedingungen (Sauerstoffmangel), da das Grundwasser in den Auebereichen oder Senken relativ langsam zirkuliert. Dies führt zur Lösung von Eisen und Mangan aus den Feststoffen, welche den Gr-Horizont grünlich-grau oder auch bläulich färben.
Durch Schwankungen des Grundwasserspiegels und kapillaren Aufstieg kommt es im Kontaktbereich zwischen Grundwasser und Luft (Go-Horizont) zur Oxidation, so dass Eisen- und Manganverbindungen wieder ausgefällt werden. Dadurch entsteht die typische rostgelbe oder auch rostbraune Farbe im Go-Horizont. Durch die Ausfällung ist dieser Horizont auch oftmals verdichtet und verfestigt, worauf auch der Name "Gley" zurückzuführen ist (siehe oben).
Je stärker die reduzierenden Bedingungen in der wassergesättigten Zone, desto stärker ist der farbliche Gegensatz der beiden grundwasserbeeinflussten Horizonte Go und Gr.
Jahreszeitlich können größere Schwankungen des Grundwasserspiegels auftreten, die aber keinen sichtbaren Einfluss auf das Profilgefüge haben. Bei längerer und tieferer Grundwasserabsenkung wird der Gr-Horizont meist rasch in größere Tiefe verlagert.


Eigenschaften und Nutzung

Entscheidender Einflussfaktor für die Charakteristik des Gleys ist der relativ hohe und schwankende Grundwasserspiegel. In Abhängigkeit davon verhalten sich Oxidations- und Reduktionshorizont, die sich an dessen Veränderung anpassen.
Durch ihre fast unerschöpfliche Wasserreserve sind die Gleye natürliche Standorte für hygrophile (nässeliebende) Baumarten wie Erle, Esche und Pappel. Bei gemäßigtem Grundwasserstand können Gleye neben der Forstwirtschaft auch als Dauergrünland genutzt werden. Eine ackerbauliche Nutzung ist nur bei geringen Grundwasserständen oder nach Entwässerungsmaßnahmen möglich.


Subtypen

Die physikalischen Eigenschaften werden durch den Grundwasserspiegel, chemische Eigenschaften durch Grundwasser und Ausgangsmaterial bestimmt. Je nach Kombination dieser Faktoren entstehen verschiedene Varietäten des Gleys. Zu den Subtypen zählen der Naßgley, der einen höheren Grundwasserspiegel aufweist sowie der Anmoorgley und der Moorgley, welche beide einen höheren Grundwasserstand und einen hohen Anteil an organischer Substanz haben. Mit Abnahme des Grundwasserspiegels erfolgt generell der Übergang von den semiterrestrischen zu den terrestrischen Böden.


Literatur

GOUDIE, A. (2002): Physische Geographie. Eine Einführung. Heidelberg
SCHEFFER, F. & P Schachtschabel (Hrsg.) (1989): Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart
SEMMEL, A. (1993): Grundzüge der Bodengeographie. Stuttgart


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Wolfgang Koppe
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.05.2012