Infoblatt El Niño
Das Klimaphänomen El Niño, Links zu interaktiven Karten und Animationen
Das El-Niño-Phänomen ist eine Anomalie der ozeanischen und atmosphärischen Zustände, die v. a. den südlichen Pazifik betrifft, aber weltweite Auswirkungen hat.
Bereits im 19. Jahrhundert beobachteten peruanische Fischer, dass sich periodisch alle zwei bis sieben Jahre zur Weihnachtszeit das eigentlich kühle Küstenwasser erwärmt und sie weniger Fische fangen. Dieses Ereignis nannten sie Corriente del Niño (Christkind-Strömung). Heute ist bekannt, dass neben der Erwärmung des Wassers und dem Rückgang der Fischbestände auch erhöhte Niederschläge im ostpazifischen Raum und im Westpazifik eine Abkühlung des Wassers und Trockenheit von El Niño verursacht werden. Da dieses Phänomen auf den komplexen Wechselwirkungen zwischen Meer und Atmosphäre beruht, wird das El-Niño-Phänomen auch mit der Abkürzung ENSO für El Niño/Southern Oscillation bezeichnet. Die Südliche Oszillation ist dabei die relative Änderung des Luftdrucks zwischen den Messstationen Darwin in Australien und Tahiti im Südostpazifik.
Normalsituation auf dem südlichen Pazifik
Um die Anomalie El Niño zu verstehen, ist es notwendig, die normale Situation auf dem Pazifik zu betrachten. Im Normalfall weht der Südost-Passat vom Subtropischen Hochdruckgürtel am Südlichen Wendekreis zur Innertropischen Konvergenzzone, die sich nahe am Äquator befindet. Dabei wird kaltes Meerwasser aus gemäßigten Breiten nach Norden getrieben. So entsteht an der südamerikanischen Westküste der Humboldt- oder Perustrom, der kaltes Wasser bis zum Äquator transportiert. Beim Vortrieb des Wassers treibt aus tieferen Schichten kaltes Wasser auf. So befindet sich also insgesamt an der Westküste Südamerikas kaltes Wasser.
Das erwärmte Wasser der äquatorialen Regionen wird durch die Passatwinde im Westen des Pazifiks – an den Philippinen, den Sunda-Inseln und Australien – angesammelt, wodurch der Wasserspiegel hier etwa ein Meter höher als im Osten ist. Im westlichen Pazifik befindet sich warmes Wasser.
Die unterschiedlichen Wassertemperaturen haben einen großen Einfluss auf die darüber liegenden Luftschichten. Das warme Wasser im Westpazifik erwärmt die Luft. Diese steigt dann auf, es bilden sich Wolken und es fallen Niederschläge (Konvektion). Durch die aufsteigende Luftbewegung sinkt am Boden der Luftdruck.
Im Ostpazifik senkt das kühle Meerwasser die Lufttemperatur. Die kühlere Luft zieht sich zusammen und sinkt ab, wodurch der Luftdruck steigt und die Wolkenbildung unterdrückt wird. Über dem Ostpazifik ist am Äquator der Luftdruck also höher als über dem Westpazifik. Durch diesen unterschiedlichen Luftdruck entsteht eine Zirkulation, die als Walker-Zirkulation bezeichnet wird. Dabei weht über dem Pazifik parallel zum Äquator ein Ostwind vom hohen Luftdruck an der amerikanischen Küste zum tieferen Luftdruck im Westpazifik. Der Ostwind über dem Pazifischen Ozean treibt dabei zusätzlich Warmwasser nach Australien.
Normalsituation auf dem Pazifik (Klett)
Entstehung von El Niño
Im Vergleich zur Normalsituation verändern sich die Verhältnisse bei El Niño grundlegend. Aus bisher ungeklärter Ursache werden die Passatwinde schwächer, wodurch kein Warmwasser mehr im westlichen Pazifik zusammengetrieben wird. Außerdem wird so auch der Humboldtstrom schwächer und es gelangt kein Kaltwasser mehr entlang der südamerikanischen Westküste zum Äquator. Das aufgestaute Warmwasser im Westen strömt nun nach Osten zurück, so dass im Ostpazifik der Meeresspiegel ansteigt und sich das Wasser zunehmend erwärmt.
Durch das warme Wasser an der südamerikanischen Küste ergibt sich eine verstärkte Verdunstung, wodurch die einsetzende Konvektion zu fallendem Luftdruck, Wolkenbildung und Niederschlägen führt. Im Westpazifik hingegen kühlt sich durch die Abkühlung des Wassers auch die Luft ab und durch die zunehmende Dichte der Luft steigt der Luftdruck, was eine Wolken- und Niederschlagsbildung verhindert. Durch die Änderung des Luftdrucks dreht sich auch die Walker-Zirkulation um: aus der östlichen Luftströmung über dem Pazifik wird ein Westwind vom hohen Luftdruck über dem Westpazifik zum niedrigeren Luftdruck an der südamerikanischen Küste. Durch diesen Wind wird zusätzlich erwärmtes Oberflächenwasser nach Osten transportiert. So bewirkt El Niño warmes Wasser und hohe Niederschläge im Ostpazifik und kühleres Wasser und Trockenheit im Westpazifik.
El Niño Situation auf dem Pazifik (Klett)
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Matthias Forkel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.05.2012
Autor: Matthias Forkel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.05.2012