Infoblatt Humboldtstrom


Ursachen und Auswirkungen des Humboldtstroms



Humboldtstrom (Klett)


Entdeckung

Schon sehr früh gab es Überlegungen, dass der trockene Küstenstreifen in Südamerika mit Wind und den Wasserströmungen in Zusammenhang steht. Dieses Thema wurde jedoch erst von Alexander von Humboldt wissenschaftlich behandelt: Er maß 1802 die Temperatur des Wassers vor der peruanischen Küste. Dabei stellte er fest, dass ein kalter nach Norden setzender Strom besteht, der jedoch nur eine schmale Strömung vor der Küste darstellt. Diese Strömung wurde ihm zu Ehren Humboldtstrom benannt.


Was ist der Humboldtstrom?

Der Humboldtstrom ist ein kalter Meeresstrom, der kaltes, sauerstoffreiches Wasser aus der Antarktis an der Westküste Südamerikas entlang nach Nord transportiert.
Der Strom schwenkt etwas südlich des Äquators nach Westen und strömt an den Galapagos-Inseln vorbei. Dort geht er in den Südäquatorialstrom über. Während der Westwärtsströmung kommt es zur Wassererwärmung. Der Strom schwenkt vor Neuguinea und den Inseln Indonesiens nach Süden. Danach führt er an den Küsten Australiens und Neuseelands entlang in Richtung Antarktis.


Wie ist die Strömung zu erklären?

Der Humboldtstrom basiert auf mehreren Ursachen:
  • Ein stationäres Hochdruckgebiet in der Nähe der Osterinseln bewirkt einen steten, nach Nordwesten gerichteten Wind. Dieser Wind befördert das Oberflächenwasser vom Land fort, dadurch kann das kalte Tiefenwasser der Antarktis an die Meeresoberfläche aufsteigen. Dieser Vorgang wird auch als Upwelling bezeichnet.
  • Südostpassat
    Das nach Norden strömende Wasser wird durch den Südostpassat erfasst und nach Westen transportiert, wo es in den Südäquatorialstrom übergeht. Durch den Nordäquatorialstrom kann das Wasser nicht weiter nach Norden driften und muss somit vor den großen Inseln Indonesiens und Neuguinea sowie dem australischen Kontinent nach Süden ausweichen.
  • Eis der Arktis
    Das durch das Eis der Antarktis abgekühlte Wasser sinkt in die Tiefe und wird am Grund von dem ständig weiter absinkenden Wassermassen nach Norden gedrückt.
  • Corioliskraft
    Die Corioliskraft bewirkt auf der Südhalbkugel eine Ablenkung der Strömungen nach links, sodass das Oberflächenwasser eine ablandige Tendenz erhält, die sich zur Tiefe hin verstärkt.
Das Ergebnis dieser vielfältigen Ursachen ist, dass die Thermokline (Grenzlinie zwischen kaltem Tiefenwasser und wärmerem Oberflächenwasser) vor Südamerika nur ca. 50 m tief liegt. So kann sich das kalte Tiefenwasser leicht mit dem Oberflächenwasser vermischen. Die Oberflächentemperatur des Wassers liegt vor Equador trotz Äquatorlage bei nur 18 °C. Die Thermokline vor Indonesien dagegen liegt ca. 200 m tief.


Folgen des Humboldtstroms

Die peruanischen und nordchilenischen Küstenlandschaften haben generell eine einheitliche Ausprägung als Trockenräume und bilden mit dem Humboldtstrom eine Region, die durch ihren ursächlichen Zusammenhang als maritim-kontinentale Großlandschaft des Humboldtstroms und seines Wirkungsbereiches gekennzeichnet ist. Als typisch ausgeprägte Region gilt diejenige von Nordchile bis Nordperu.
Das Bestehen der Atacamawüste beispielsweise (eine der trockensten Wüsten der Erde) kann durch den Humboldtstrom erklärt werden. Über dem kalten Humboldtstrom ist auch die Luft recht kalt und kann damit nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn die Luft auf die Küste trifft, erwärmt sie sich und Wolken und Nebel lösen sich auf. Dadurch wird das Entstehen von Niederschlag verhindert.
Eine weitere Folge ist das reichhaltige Vorkommen von Nährstoffen in Form von Plankton und anderem Meeresgetier durch den hohen Sauerstoffgehalt des kalten Wassers. Davon können vor allem die Fischer dieser Region profitieren.
Auch die Tiere der Galapagos-Inseln, z. B. Meeresechsen, Seelöwen oder Pinguine nutzen diesen Fischreichtum bzw. das Algenvorkommen, so können sie nur durch den Humboldtstrom dort existieren.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Katja Müller
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 09.04.2012