Infoblatt Banken
Das Bankensystem in Deutschland
(Butz)
Aufgaben und Aufbau
In modernen Volkswirtschaften spielen das Geld- und Kreditwesen, also das Bankensystem, eine zentrale Rolle. Die Banken haben einerseits die Aufgabe, Kapital zu sammeln, z. B. indem Privatpersonen bei der Bank Geld einzahlen und anlegen. Andererseits funktionieren Banken als Finanzierungsinstitute, d. h. sie geben Kredite beispielsweise an Unternehmen, die zunächst Geld benötigen, um ein Produkt herzustellen, mit dem sie dann Gewinne erzielen können, aus denen die Kredite zurückgezahlt werden. Die meisten Banken in Deutschland sind sog. Universalbanken, d. h. sie haben sich nicht auf bestimmte Bereiche spezialisiert, sondern bieten alle banküblichen Dienstleistungen an.
Das deutsche Bankensystem besteht aus drei Säulen:
- Private Geschäftsbanken, wie z. B. Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank etc.,
- Genossenschaftliche Kreditinstitute, wie z. B. die Raiffeisen- und Volksbanken sowie
- Öffentlich-rechtliche Banken, wie die Sparkassen oder die Landesbanken.
Modernisierung des Bankenwesens
Das Bankengewerbe, wie andere Wirtschaftsbereiche auch, unterliegt einem erheblichen Wandel mit einschneidenden Veränderungen. So hat nicht nur die zunehmende Automatisierung sowie die Möglichkeit, Geldgeschäfte im Internet bei Online-Banken zu erledigen, zum Stellenabbau geführt, sondern auch zahlreiche Fusionen von Kreditinstituten, wie z. B. 1998 zwischen der Bayerischen Hypobank und der Vereinsbank zur Bayerischen HypoVereinsbank AG, trugen dazu bei.
Die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HVB) wurde dadurch zum zweitgrößten Kreditinstitut in der Bundesrepublik Deutschland, das im Juni 2005 schließlich von der Mailänder Großbank UniCredit übernommen wurde. Mit über 162.000 Mitarbeitern und rund 10.000 Geschäftsstellen in 22 Ländern zählt sie 2012 zu den größten Bankengruppen Europas. In Deutschland gehört die HypoVereinsbank mit rund 20.000 Mitarbeitern und etwa 780 Geschäftsstellen zu den größten Finanzinstituten.
Die Geschichte der HBV spiegelt einen Trend der Internationalisierung im Finanzwesen wider. In einem globalisierten Bankenmarkt können Kreditinstitute nur überleben, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben. Deshalb sind in jüngster Zeit zahlreiche, oft internationale Fusionen von Banken zu beobachten. Solche Zusammenschlüsse müssen aber nicht immer erfolgreich sein. So scheiterte die Fusion der HBV mit der Commerzbank ähnlich wie der Versuch, die Dresdner Bank AG mit der Deutschen Bank AG und der Commerzbank AG im Jahr 2001 zu vereinen. Im Jahr 2008 fusioniert die Commerzbank schließlich mit der Dresdner Bank – und das (wegen einer Bankenkrise) zu günstigerern Konditionen als gedacht. Heute gilt die Commerzbank als führend bei Privat- und Firmenkunden in Deutschland. Mit rund 1.200 Filialen verfügt die Commerzbank Anfang 2012 über eines der dichtesten Filialnetze der deutschen Privatbanken. Sie hat rund 60 Standorte in 52 Ländern und betreut fast 15 Millionen Privat- sowie 1 Million Geschäfts- und Firmenkunden weltweit. Im Jahr 2011 erwirtschaftete sie mit 58.160 Mitarbeitern und 8 Tochterunternehmen Bruttoerträge von knapp 10 Milliarden Euro. Sie ist in 52 Ländern und auf allen Kontinenten vertreten.
Folgen für das Filialnetz
Eine Folge der Standardisierung von Bankgeschäften ist die Reduzierung von Zweigstellen und die Zentralisierung von gehobenen Funktionen in Großstädten. Vor allem öffentlich-rechtliche Sparkassen und Volksbanken reduzieren ihr Zweigstellennetz. Insgesamt konzentriert sich die Branche also immer mehr. Im März 2012 waren in Deutschland 1919 Kreditinstitute zugelassen. Von den Filialschließungen sind der ländliche Raum und die Kleinstädte in peripheren Regionen besonders betroffen. In solchen unterversorgten Räumen gibt es mittlerweile mobile Dienste, die in regelmäßigen Abständen mit speziell ausgerüsteten Bank-Fahrzeugen einfache Finanzdienstleistungen anbieten. Ähnlich wie das Backwaren- oder das Fleischereiauto ermöglichen Banken ihren Kunden auf diese Art und Weise, ihre Finanzen weiterhin vor Ort zu verwalten.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Alexander Grimm
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.04.2012
Autor: Mirko Ellrich, Alexander Grimm
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.04.2012