Station 7 - Die Schule Paula Brito
(Die frühere Google Maps Anwendung benötigte zur Ausführung veraltete Technik, die von den meisten Browsern nicht mehr unterstützt wird. Deshalb wurde die Anwendung entfernt. Wir danken für Ihr Verständnis.)
Nachdem wir uns eine Weile durch das Gewirr der dunklen Gassen treiben lassen haben, wird es nun heller und wir kommen auf einen Platz mit einem großen Gebäude, das auf den ersten Blick durch all die Gitter wie ein Gefängnis aussieht. Der Guide klärt uns auf: Es ist eine öffentliche Schule und über den Grund der Gitter kann er nur spekulieren. Er nimmt an, dass so verhindert werden soll, dass Gegenstände auf die Straße geworfen werden oder dass sich Kinder verletzen. Wir schauen uns um und lassen uns von unserem Führer Wissenswertes zum brasilianischen Schulsystem erläutern.
Schulpflicht
(Fochtmann)
Auch für die Kinder in Brasilien besteht eine generelle Schulpflicht.
Paula Brito
(Fochtmann)
Die Schule Paula Brito im gleichnamigen Viertel von Rocinha ist eine von vier staatlichen Grundschulen der Favela. Der Besuch einer staatlichen Schule ist kostenlos, allerdings leidet das Grundschulwesen an schlechter Infrastruktur und schlecht ausgebildeten sowie unterbezahlten Lehrern, die oft Zweit- oder Drittjobs annehmen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Wer immer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf eine private Schule. Die sind zwar teuer, aber die finanzielle Situation der Lehrer und somit auch die Qualität des Unterrichts ist besser.
Klassenraum
(Fochtmann)
Die miserable finanzielle Situation der meisten 'favelados' (Bewohner der Favelas) macht den Besuch einer Privatschule unmöglich. Eine sehr traurige Tatsache, da Kinder, welche keinen Zugang zu qualitativer Bildung haben, später meist als Bauarbeiter, Busfahrer, Hausmädchen etc. arbeiten werden, so dass es sich die wenigsten später leisten können, in ein Haus außerhalb der Favela zu ziehen.
Kinderarbeit
(Fochtmann)
Brasiliens Bildungsmisere wird dadurch erschwert, dass viele Kinder ihren Beitrag zum Familieneinkommen leisten müssen. Ihnen fehlt die Zeit, in die Schule zu gehen oder sich auf die Schule vorzubereiten. Es ist keine Seltenheit, dass man in Rocinha zwölf- oder vierzehnjährige Kinder hinter der Kasse im Laden sieht. Obwohl eine Schulpflicht von 8 Jahren besteht, beträgt die durchschnittliche Schulausbildung der Bewohner von Rocinha nur vier Jahre und weniger als ein Prozent der Bewohner haben einen Abschluss höheren Grades als den Hauptschulabschluss. Die Jobs, die Brasilianern ein vernünftiges Einkommen garantieren, sind Menschen vorbehalten, die eine längere schulische Ausbildung absolvieren.
Jugendliche Eltern
(Fochtmann)
In den Favelas gibt es viele Mütter, die selbst noch Kinder sind und daher die Schulausbildung nicht beenden können. Jede Fünfte werdende Mutter ist Schätzungen zufolge minderjährig und Mütter im Alter von zwölf Jahren sind keine Seltenheit. Gründe für die Schwangerschaft Minderjähriger sind vielseitig. Ein großes Problem diesbezüglich ist die fehlende Aufklärung über den Gebrauch von Verhütungsmitteln in den Favelas - verhütet wird aus Unwissenheit oder aus Scham nicht oder falsch. Ein weiterer Grund für eine Schwangerschaft im Teenager-Alter ist das soziale Umfeld und das damit einhergehende Fehlen von Menschen mit Vorbildfunktion, denn oftmals kennen es die Mädchen nicht anders, da ihre Mütter mit ihnen selbst bereits im selben jungen Alter schwanger waren. Oftmals erhoffen sich junge Mädchen durch eine Schwangerschaft einen anerkannten sozialen Status. In vielen Fällen ist jedoch auch die jugendliche Neugier und eine Flucht vor dem Alltag im Slum der Grund für früh beginnendes sexuelles Verhalten und dem damit verbundenem Risiko einer Schwangerschaft.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Kay Fochtmann
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2011
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 21.11.2011
Autor: Kay Fochtmann
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2011
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 21.11.2011