China - ein Vielvölkerstaat
China, Bevölkerung, Völker, Volksstämme, Vielvölkerstaat
Die Völker Ost- und Südostasiens (Klett)
Das "Reich der Mitte" ist ein Vielvölkerstaat, der aber von der überwältigenden Mehrheit der Han-Chinesen (ca. 92 % der Bevölkerung) politisch, wirtschaftlich und militärisch dominiert wird. Etwa 8 % der Einwohner Chinas gehören 55 nationalen Minderheiten an, deren Bevölkerungszahl sich in einem Bereich zwischen über 18 Mio. bis zu wenigen Tausend bewegt. In Gebieten mit hohem Bevölkerungsanteil einer Minderheit wurden Autonome Regionen (vgl. Karte) mit beschränkter Selbstverwaltung eingerichtet. Regionen, in denen zahlreiche Minderheiten gemischt leben, so z. B. in Yunnan (SW-China) mit ca. 20, ist dieser Status nicht gegeben, aber für diese Minderheiten gibt es sog. autonome Präfekturen (insgesamt 30) oder autonome Bezirke (insgesamt 124). Die Verwirklichung des Wunsches nach staatlicher Selbstständigkeit, wie sie von den Völkern in den Provinzen Tibet und Sinkiang (Xinjiang) gefordert wird, wird durch die chinesische Regierung strikt verweigert.
Autonome Regionen Chinas (Klett)
Die Siedlungsgebiete der nationalen Minderheiten sind hauptsächlich die naturgeographisch ungünstigen Räume im Westen und Südwesten (zu trocken bzw. sehr gebirgig). Auch die Grenzräume zu Nachbarstaaten sind die Lebensräume von Minderheiten. So leben Koreaner im Grenzgebiet zu Nordkorea, Mongolen in der Inneren Mongolei, die zu China gehört, Turkvölker im Grenzgebiet zu Tadschikistan.
Soweit Han-Chinesen und Minderheiten in den gleichen Räumen leben, lässt sich folgende Differenzierung beobachten: Die Chinesen bewohnen die Städte und fruchtbaren Ebenen, die Minderheiten eher die Gebirgsregionen. Insgesamt gesehen, leben die Minderheiten in den landwirtschaftlich weniger fruchtbaren Gebieten.
Han-Chinesen
Die Han-Nationalität ist in ganz China verbreitet, sie konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf die Mittel- und Unterläufe des Gelben Flusses (Hwangho), des Yangtsekiang und des Perlflusses (Hsikiang) sowie auf die nordchinesische Ebene.
Die Han-Chinesen sind im Norden eine ethnisch ziemlich homogene Völkerschaft, während im Süden eine Vermischung mit zahlreichen anderen Völkern stattfand. Die Han des Nordens sind im Vergleich zu denen des Südens größer und von hellerer Hautfarbe.
Zhuang
Mit über 18 Mio. Volksangehörigen stellen die Zhuang, ein Thaivolk, die größte Minderheit in China. Ihr Siedlungsgebiet ist hauptsächlich die Autonome Region Guangxi (über 80 % des Volkes leben hier) mit der Hauptstadt Nanning. Weitere Siedlungsgebiete der Zhuang sind die Nachbarprovinzen Yunnan, Guangdong, Guizhou und Hunan.
Mandschuren
Diese Nationalität lebt zwar fast in ganz China, knapp die Hälfte dieses Volkes (9,85 Mio. Menschen) siedelt jedoch in der Provinz Liaoning, die übrigen leben hauptsächlich in den benachbarten Provinzen Jilin und Heilongjiang. Der größte Teil des Volkes lebt also in der Großlandschaft des Mandschurischen Beckens. Aber auch in Hebei, Beijing (Peking), Gansu (Jiangsu), Shandong leben zahlreiche Mandschuren. Durch Einwanderung von Han-Chinesen in die Mandschurei unterliegen die Mandschuren seit langem einer starken Sinisierung. Die Mandschu sind in ihrer eigentlichen Heimat zur Minderheit geworden. Die letzte Dynastie chinesischer Kaiser stammte aus dem Volk der Mandschu.
Hui
Die über 8 Mio. den Turkvölkern angehörigen moslemischen Hui leben hauptsächlich in der autonomen Region Ningxia, in der sie etwa ein Drittel der Einwohner stellen. Daneben siedeln die Hui in den angrenzenden Gebieten der Provinzen Gansu (Jiangsu), Shanxi sowie in Hunan, Hubei, Beijing (Peking) usw. Das Volk der Hui spricht chinesisch.
Miao
Die Angehörigen dieses Volkes sind nicht nur in China, sondern in ganz Hinterindien (u. a. in Vietnam, Laos) anzutreffen. Hauptsiedlungsgebiete der mehr als 7 Mio. in China lebenden Miao sind die Provinzen Guizhou, Hunan und Yunnan. Das Volk der Miao ist in mehrere Sprach- und Dialektgruppen zu gliedern, die man nach der Farbe der Frauenkleidung in Schwarze, Weiße und Blaue Miao einteilt. Die Miao sind traditionell Reisbauern. Sie pflegen eine eigene Sprache und Schrift, erfahren jedoch eine starke Anpassung an das Chinesische.
Uiguren
Die Uighuren (7,2 Mio. in China) sind ein Turkvolk mit muslimischem Glauben. Ihr Siedlungsgebiet, die Provinz Sinkiang (Xinjiang), hat den Status einer Autonomen Region. Die Uighuren sprechen eine eigene Sprache und verwenden arabische Schriftzeichen.
In Sinkiang leben noch andere Turkvölker wie z. B. die Kirgisen (ca. 145.000 in China) und Kasachen (ca. 1,1 Mio. in China).
Die Uighuren sind das östlichste der Turkvölker und von der Türkei bis nach Sinkiang ansässig. Durch die Zuwanderung von Han-Chinesen, insbesondere seit der kommunistischen Machtübernahme, liegt der Anteil der uighurischen Bevölkerung unter 50 %. Das frühere Ostturkestan (Sinkiang) wurde 1876 dem chinesischen Reich einverleibt.
Yi
Die rund 6,6 Mio. Yi, ein Austroasiatisches Volk, zählen zu den ältesten Nationalitäten Chinas und leben in den südwestchinesischen Provinzen Yunnan, Sichuan, Guizhou und Guangxi. Sie sprechen eine eigene Sprache und haben eine eigene Nationalliteratur.
Mongolen
In China leben mehr Mongolen (ca. 4,8 Mio.) als in der Mongolischen Volksrepublik (ca. 2,4 Mio.). Hauptsiedlungsgebiete der Mongolen sind die an die Mongolische Volksrepublik angrenzenden Provinzen Innere Mongolei, Gansu und Sinkiang (Xinjiang) sowie die Provinzen Liaoning, Jilin und Heilongjiang, also Gebiete, die an die Innere Mongolei angrenzen. Die Sprachen des Volkes sind Mongolisch und Han-chinesisch. Ihre Religion ist der Lamaimus (Zweig des Buddhismus), der etwa ab dem 13. Jh. übernommen wurde.
Die Mongolen waren früher Nomaden, heute sind sie zum größten Teil sesshaft geworden. In der Inneren Mongolei spielt die Weidewirtschaft aber immer noch eine bedeutende Rolle. Traditionelle Behausung ist die Jurte (Rundzelt von 4 - 6 m Durchmesser mit scherenförmigem Stangengerüst und Filzbedeckung, das sich problemlos auf- und abbauen lässt und somit ideal für die nomadische Weidewirtschaft geeignet ist).
Tibeter
Die Tibeter (4,6 Mio.) gehören der Glaubensgemeinschaft des Lamaismus an, einer Sonderform des Buddhismus. Tibet, jahrhundertelang ein Vasallenstaat des Chinesischen Reiches, hatte sich 1911 von China gelöst, wurde aber 1950 wieder von der Volksrepublik China annektiert.
Das Oberhaupt des theokratischen Staates, der Dalai Lama, floh 1959 aus China ins indische Exil. Die Tibeter sind ein sehr religiöses Volk, was z. B. in zahlreichen Klöstern einen architektonischen Ausdruck findet. Das zusammenführende Band zwischen den Tibetern, die zwei verschiedenen ethnischen Gruppen angehören, ist die Religion, die letzten Endes die entscheidende einigende Identifikation des Volkes liefert.
In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder (erfolglose) Aufstände, um sich einer starken Sinisierung zu entziehen. Seit 1978 ist die Religionsausübung und auch die Ausübung traditioneller kultureller Aktivitäten wieder erlaubt.
Die Tibeter leben hauptsächlich in der Autonomen Provinz Tibet, aber auch in Sichuan, Gansu, Qinghai und Yunnan. Sie haben eine eigene Schrift und Sprache. Die Sprache wird in drei Hauptdialekten gesprochen.
Yao
Die 2,13 Mio. Yao leben in Südwestchina weit verstreut und immer mit anderen Nationalitäten zusammen. Trotz vier sehr unterschiedlicher Sprachen, ein Teil der Yao versteht auch nur noch Chinesisch, wurde das Volk von der chinesischen Regierung, die sich in diesem Falle großzügig zeigte, als eigene Nationalität anerkannt.
Quelle: Onlineergänzung Fundamente Kursthemen - Der asiatisch pazifische Raum
Autor: Dr. Franz Xaver Heckl
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.05.2006
Autor: Dr. Franz Xaver Heckl
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.05.2006