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Hwangho - Der Gelbe Fluss




Der Hwangho, der Gelbe Fluss, wird als Segen und Fluch Chinas bezeichnet. Bevor er die Große Ebene erreicht, fließt er in einer weiten Schleife durch das Lössbergland. Da der Lössboden gut zu bearbeiten ist und hohe Erträge liefert, entstand hier einer der frühesten Kulturräume Chinas. Die ursprünglich als Weideland genutzten Flächen wurden aufgrund der schnell ansteigenden Bevölkerungszahl in Ackerland umgewandelt. Schließlich legten die Bauern selbst an steilen Hängen Ackerterrassen an. Doch der Löss ist sehr locker. Fehlt die Vegetation, so kann er von Wasser und Wind leicht abgetragen werden. Bodenerosion ist die Folge. Milliarden Tonnen Löss werden jährlich abgeschwemmt und gelangen in den Hwangho. Sie verleihen ihm seine gelbe Farbe und machen ihn zum schlammreichsten Fluss der Erde.
Mit dem Eintritt in die Große Ebene verringert sich die Fließgeschwindigkeit des Hwangho. Große Mengen Schlamm werden abgelagert. Im Uferbereich, wo die Fließgeschwindigkeit am geringsten ist, entstehen natürliche Dämme. Man bezeichnet den Hwangho deshalb als Dammuferfluss. Sein Flussbett liegt sogar einige Meter höher als die Große Ebene. Bevor die Bewohner der Großen Ebene die Dämme durch künstliche Deichbauten verstärkten, kam es immer wieder zu Dammbrüchen. Innerhalb der letzten 3.000 Jahre wurde der Lauf des Hwangho dadurch 26mal völlig verändert. So wurde die gesamte Große Ebene im Laufe der Zeit mit fruchtbarem Schwemmlöss überzogen. Um den Fluss unter Kontrolle zu bringen, baute man im Bereich des Lössberglandes 46 hintereinander angeordnete Staudämme.
Nun ergab sich ein neues Problem: Die Hochwasserwellen des Hwangho werden zwar abgefangen, aber die Staubecken füllen sich immer mehr mit Schlamm. Schon jetzt lässt sich absehen, dass die Becken bald ihren Zweck nicht mehr erfüllen können. Nur eine Verringerung der Schlammfracht kann dies verhindern. Das heißt wiederum, dass umfangreiche Maßnahmen im Lössbergland eingeleitet werden müssen, um dort die Bodenerosion einzudämmen.

"Viele Besucher fragen mich", erzählt der Wasserbauingenieur Jü aus Zhengzhou, "warum die Deiche so weit weg vom Fluss errichtet sind. Am 17. Juli 1953 hätte das keiner gefragt! Damals regnete es schon tagelang. Auch die Wetterstationen flussaufwärts meldeten Regen, Regen. Wir wussten, was uns erwartet! Die Wassermassen im Fluss schwollen an und reichten schon bald bis an die Deiche. An besonders gefährdeten Abschnitten hatten wir alle zwei Meter einen Arbeiter postiert. Aber es half nichts. An fünf Stellen schwappte das Wasser über die Deichkrone. An einigen Stellen brachen die Deiche. Das Wasser ergoss sich nun weithin über das Land und verwüstete Dörfer und Felder. Viele Menschen ertranken; die Ernte war zerstört. Und doch können wir froh sein, dass es nicht so schlimm wurde wie 1852, als der Gelbe Fluss seinen Lauf völlig verlegte und Millionen Chinesen in der Großen Ebene ertranken."


Quelle: Geographie Infothek
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 17.05.2006
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